Bericht / Hintergrund Demo Köln Poll am 28.6

eine entsetzte Momo 01.07.2003 19:56 Themen: Antirassismus
Hier ein kurzer Bericht und meine ganz persönliche Meinung zur Demostration am 28.6.2003. An diesem tag demonstriereten in Köln Poll ca. 500 Bürger gegen kriminelle flüchtlinge und für mehr Polizeischutz.
ich weiß zwar das schon etwas darüber auf der Startseite steht finde aber das es noch mehr Informationen bedarf.
Bürger aus Köln Poll demonstrieren gegen kriminelle Flüchtlinge
Am Samstag den 28.Juni demonstrierten ca. 5oo Bürger aus Köln Poll gegen kriminelle Flüchtlinge und für mehr Polizeischutz.
Nur knapp fünfzig Gegendemonstranten waren erschienen.
Ich versuche im folgenden beides zu analysieren.

Köln Poll ist ein kleiner eingemeindeter Vorort von Köln der zu Köln Porz gehört. Köln Poll hat einen dorfähnlichen Charakter und zeichnete sich früher durch Solidarität aus. Es war üblich das sich nicht nur die Kirchen um Flüchtlinge kümmerten.
Das hat sich massiv verändert. Mitten im Ortskern sind zwei hoffnungslos überlaufene Flüchtlingsheime. Die Flüchtlinge die nicht arbeiten dürfen und raus aus ihren viel zu engen Wohnraum wollen, werden als Herumlungere wahrgenommen.
Dem Aufruf gegen kriminelle Flüchtlinge zu demonstrieren ähnelt in seiner Wortwahl dem was die Kölner lokale Tagespresse Tag für Tag schriebt.
Obwohl sich der Herausgeber Alfred Nerven du Mont öffentlich(das heißt in seiner Zeitung) für den Höhepunkt seiner hetzerischen Presse entschuldigen musste(damals veröffentlichte der Kölner Express auf seiner Titelseite Photos von minderjährigen (Roma)Kindern) geht die Hetze in den Zeitungen nun ohne Photos weiter. Geschrieben wir über minderjährige Klaukids aus dem ehemaligen Jugoslawien denen die Polizei machtlos gegenüber steht.
So geschrieben stand es auch im Flugblatt der Poller Bürger.
Ausführlich zitierte das Flugblatt die Kölner Presse. Gehetzt wurde gegen kriminelle Flüchtlinge, wobei gesagt wurde das nicht alle Flüchtlinge kriminell sind und man viele ausländiche Bürger auf Seiten der Poller weiß.
Zuvor waren bereits über 2000 Unterschriften gegen die Flüchtlingsunterkünfte abgegeben worden.

Die Demo

Ca. 500 Demonstranten folgten dem Aufruf gegen kriminelle Flüchtlinge zu demonstrieren. Die Demonstrationsteilnehmer stellten einen Querschnitt der Gesellschaft: Von Jung bis alt/ Von stockkonsertiv bis öko angezogen.
Sie forderten in ihren Reden mehr Polizeischutz für Poll(Poll hat nur einen Polizeiwache die tagsüber ein paar Stunden besetzt ist) und den Abriss der Flüchtlingsunterkünfte und die dafür schon seit Jahren versprochenen Sozialwohnungen. Die Reden wurden in Rufnähe der Flüchtlingsunterkünfte gehalten. Auf den Plakaten standen Parolen wie: Poll ist voll. Lustig ist nur das Zigeunerleben in Poll e.t.c.

Die Rechtsextremen
Die rechtsextreme Partei „Pro Köln“ mobilisierte ab Mittwoch den25 Juni zu dieser Demonstration. Ob dies deshalb geschah weil sie es nicht vorher wussten oder aus taktischen Gründen weiß man nicht.
Sie erschienen mit ca. 15 Menschen auf der Demonstration der Poller. Obwohl sich die Redner immer wieder von „pro Köln“ distanzierten durften sie bis zum Schluss mitlaufen. Ich möchte aber dieser Stelle nicht sagen das dies Absicht war es kann auch möglich gewesen sein das sie einfach nicht erkannt wurden. (auch wenn ich jetzt dafür geschlagen werde.)

Wir
Ursprünglich war es gedacht das wir auf die Demonstration gehen um mit den Pollern zu reden. Uns ist bewusst gewesen das in Köln Poll ein Pulverfass zündelt. Wir wollten nicht nur diskutieren sondern auch davor warnen das man mit solchen Aufrufen die Geister herbeiruft die man nicht haben will.
Warum wir sowenig waren- das kann unterschiedliche Ursachen haben. Es gab alternative Veranstaltungen: Der alternative CSD, Rheinkultur, die Party in der Nacht davor.
Meiner Meinung lag es eher daran, das wir die Lage in Köln Poll völlig unterschätzt haben. Und damit meine ich mich auch. Ich war der festen Überzeugung das zu so einer Demonstration nur ein paar Menschen kommen und spätestens nachdem die Nazis mobilisierten, dachten manche bis zum Schluss das es eh ausfällt.
So waren die fünfzig Gegendemonstranten auch nicht verwunderlich.
Als die Demo dann mit einem Kessel anfing hatten die meisten nach Pöbeleien durch Faschos und Bürgern schon keinen Bock mehr. Die paar die noch blieben verging es meistens auch zu diskutieren. Neben den üblichen Sprüchen wie: Berufschaoten, ihr ward doch noch nie arbeiten wurden wollten einig Bürger sogar bei Zwischenrufen gewalttätig werden, so das einige Antifaschisten, für Köln völlig aussergewöhnlich, von der Polizei beschützt wurden.

Fazit
In Poll stehen die Zeichen auf Sturm. Die Linke muss aktiv werden.

Infos gibt es über den Rom e.V.
oder kein Mensch ist illegal Köln
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Ergänzungen

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schäl sick 01.07.2003 - 22:09
poll hat mal wieder gezeigt, dass manchmal einfach eine klare "kampf den deutschen zuständen" politik erforderlich ist, inwieweit hier noch eine politik ansetzen kann, die verständnis wecken will oder einen hebel sucht, um radikale kritik unterzubringen, ist mehr als fraglich.
auf der demo waren alle gruseligkeiten vertreten, der bürgermob hat von sehr deutlichem rassismus, bis völkischer deutschtümelei und codiertem (mehr schlecht als recht) antisemitismus alle register gezogen.

hier kann es nicht mehr darum gehen, aufklärungsarbeit zu leisten, hier kann nur noch dem völkischen haufen der krieg erklärt werden, abseits von antideutschen phrasen und sektenpolitik...

Dies ist kein Aufruf zur Gewalt

17 1/5 01.07.2003 - 22:28
Poller Schlümpfe traffen sich auf dem Marktpl
17 1/5 30.06.2003 21:10

Vermeintliche Unternehmer, wirkliche Beamte sowie ein Heer von Pensionären, eben die üblichen Sozialschmartzer, sprechen eine Generalverurteilung gegen alle in Köln Poll in exestenzieller Armut lebenden Menschen aus. Die jahrelange Unterbringung von Menschem in zu engen Behausungen, genannt Wohnungen, ist jedes Menschen unwürdig und fördert bei jedem Aggressionen und mangelnden Respekt gegebüber anderen. Daran ändert auch keine Lehrstelle und kein Arbeitsplatz etwas. Und Liebe Leute schaut euch doch das undurchdringliche Dickicht der Lohndrückerei und Arbeitsmarktabspeckerei, siehe "minijobs", Zeit - u. Leiharbeitsfirmen etc. einmal genauer an. Wiviel Gutes wird den Menschen damit getan."Aber dieser Umstand hat die Bürgerschlümpfe eigentlich schon immer nur in sofern interessiert, als daß die Stadt und ihre Räte und Immobilien AG´s dafür sorge zu tragen haben, die armen Menschen, Familien nicht in "ihre" Stadtteile ziehen zu lassen.
Darüberhinaus sind tägliche und nächtliche Hetze und tätliche angriffe auf Kinder und Erwachsene aus ärmlichen verhältnissen in Poll schon jahrelang an der Tagesordnung. Und zwar meinem wir hier jene perverse Hackordnug die immer gegen die ärmsten und schwächsten ihre ganze wucht entfaltet. Betrieben in der unheiligen Alianz von ganz anständigen Bürgern, mit ganz anständigen Gardinen und ganz anständigen Neubürgern, auch mit ganz anständigen Gardinen, und ganz ohne unanständige "Zigeuner".
Mit der für Deutschland typischen Ausdauer und Fleißigkeit.
Die eine wie die andere Seite auf dem Poller Marktplatz lügt aus ihren unterschiedlichen Postionen herraus es ginge ihnen um Roma um ethnisches.
Die scheinbaren Gegener auf dem Poller Marktplatz sind doch nur zwei Seiten der selben glanzlosen Medallie. Nähmlich sind beide Ausdruck einer ungerechten, zwangsweisen Gemeinschaft, dem Staat im Kapitalismus.
Wir sind gegen jede Form von Krieg.
Wir sind gegen jedes Aufhetzen von Menschen gegen andere Menschen.
Wir lassen uns als Menschen nicht zu Söldern eines kapitalistischen Marktes degradieren. Wir wurden nicht für den Staat geboren, nicht einmal für undere Eltern. Wir sind geboren um frei zu sein.
Die Menschen in Poll sind nicht im Unwissen darüber, daß Essen und Mieten immer unbezahlbarer werden progromartig zum Marktplatz gezogen. Sie sind nicht im unklaren darüber gewessen, daß wer den Strom oder die viel zu teure Miete zahlen muss jeden Tag ganz legal beklaut werden darf.
Und die Leute auf dem Marktplatz schweigen dazu. Dagen findet kein Bürgerforum und kein Plenum statt. Sie scheinen innerhalb der besten aller Welten ja gut zurecht zukommen. Ihre Taschen scheinen ja noch anständig voll zu sein.
Da fragen wir uns doch wer sind die Kriminellen ?
Das menschliche Versagen durch die Sünde des Schweigens, durch die Sünde des Diebstahls, also des Profits, immer auf Kosten anderer Menschen, ist eben gesellschaftlich breit gestreut. So sind wir fern dem Paradies.
Nahe der Menschwerdung und somit nahe dem Paradies sind wir wen wir uns mit anderen dieser Vermarktungs- und Vernichtungslogig entziehen. Und anstelle des Rufes nach dem starken Arm des Staats, menschliche Selbsthilfe praktizieren und allgemein für bessere Lebens- und Wohnverhältnisse in Köln zu sorgen. Dem großen Mainstream und ihren Korrupten- Skandalpolitikern zum Trotz.
Die Erlösung oder Befreiung von armut, und aus dieser heraus von leiden, Krankheit, Angst, Mord, Totschlag, Krieg, Vergewaltigung und Demütigungen folgt nicht den Strategien politischer Vereinen oder Initiativen.
Die Erlösung schiebt Tod und Vernichtung von Menschen beiseite, Sie ist die Befreiung von jeder Knechtschaft, in ihr ist das leben in vollkommener Dichte und Freiheit des Wissens unbegrenzt.
Die Elende, die Geringsten werden sich dafür anschauen und erkennen in ihrem "gering" sein und sich vergeben, sich zusammenschließen und sich gemeinsam auf den Weg machen. Und dann gibt es kein Hindernis in das unbedingt lebendig seiende Leben einzutreten. Einer hat gesagt "Was ihr dem Geringsten von euch antut, daß tut ihr mir an."



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Wenig Aktion

einfreunddesmaquis 02.07.2003 - 03:14
Ich war an dem Wochenende zufällig in Köln und auch bei der Demo. Ich war wirklich schockiert von der Demo der Poller BürgerInnen, obwohl ich weder deren Aufruftext kannte noch deren Reden verfolgt habe - was für mich zwar ungewöhnlich, aber für die meisten BeobachterInnen solcher Veranstaltungen eher normal ist. Für mich kam ganz klar eine gewisse Pogromstimmung mit historischer Kontinuität rüber: "deutsche" BürgerInnen schmeissen ihre Nachbarn raus. Wenn da jetzt die Unterkünfte in Flammen aufgehen oder die Leute in ein KZ deportiert würden, würde von den DemonstrantInnen niemand mit der Wimper zucken. Ehrlich, so etwas habe ich noch nicht gesehen. Ich habe dann mit wenigen anderen zur Demo laut Sprüche gerufen, die provozierend sein sollten ("Hitler sein Verbrecherstaat - Poller Trottel machen's nach!") und die Leute auch provoziert haben (man kam im Pulk drohend auf uns zu). Daraufhin habe ich viele Diskussionen führen können (bis mir die Polizei angedroht hat, mich abzuhaften). Die Leute sind extrem aufgebracht und klagen insbesondere über eine hohe Kriminalität, die sie pauschal den Roma zuschreiben. Ich kann nicht einschätzen, ob die Beschreibungen hinsichtlich der großen Zahl von Wohnungsaufbrüchen etc. zutreffend sind, aber solche sozialen Brennpunkte gehen ja oft mit so etwas einher. (Man muss annehmen, dass solche Situationen von den Verantwortlichen bewußt herbeigeführt werden, damit man dann zu einer radikalen Lösung greifen kann.) Ich fänd auch nicht gut, die Poller mit ihren Sorgen einfach zu übergehen - gegen ihre rassistischen Lösungen muss man jedoch Widerstand leisten.

Allerdings waren die GegendemonstrantInnen (mich eingeschlossen) ziemlich phantasielos. Ich habe den Beginn mit dem Kessel zwar nicht verfolgt, aber als hinterher dieses übliche Spielchen begann und viele versucht haben, immer wieder an die Strecke des Demozugs zu gelangen, ist wohl niemandem etwas eingefallen bzw. war nichts vorbereitet. Keine Transpis, keine Flugis, keine Sprüche, keine Spuckies, keine Kontakte zu den Romas... - nichts, was zur Vermittlung hätte dienen können, keinerlei Blickfang, null Aktionen (soweit ich das gesehen habe!). Meist standen die GegendemonstrantInnen nur stumm daneben und ließen die Demo vorbei ziehen. Und das war dann echt trostlos. Auf der einen Seite 500 RassistInnen beim Marsch auf Romaunterkünfte und am Rand ein Häuflein AntifaschistInnen, die ihren Protest auf's Kopfschütteln beschränken. An dem Tag hätte man mehr erreichen können - auch mit 50 Leuten kann man viel Wirbel machen, Denkmuster in Frage stellen und Spaltpilze sähen.

Naja, die nächste Gelegenheit kommt bestimmt, fürchte ich.

oh je

schäl sick 02.07.2003 - 15:19
kapierst du nicht worum es geht? egal ob die vorgarten idylle von einigen personen gestört wurde oder nicht, egal ob einige dieser "störer" (was haben sie gemacht, sich laut auf der strasse unterhalten und spass gehabt (für deutsche meist gleich "rumlungern")?) roma sind oder nicht, die generelle beschreibung der roma als kriminelle ist rassistisch!!
genauso wäre es rassitisch alle deutschen als kriminell zu bezeichnen, nur weil hans meier gestern der oma von nebenan die handtasche geklaut hat
schon schwer zu verstehen was rassismus ist, oder?

und ja klar, an dem rassismus des poller mobs sind natürlich immer nur die schuld, die sie als das bezeichnen was sie sind: rassisten!
sage ich das sie rassisten sind, werden sie nur noch radikaler und noch rassitischer? stimme ich ihnen in ihrer einwanderungsphobie und ihrem hass auf alles "fremde" und "andere" zu, lässt sich das problem ganz einfach lösen?
das problem sind hier nicht die asylanten oder die kriminalität einiger dieser asylanten (wie gesagt, erstmal etwas ganz normales das ein bestimmter teil der bevölkerung kriminell ist, ist bei den poller spießern auch nicht anders), sondern die rassisten die dort demonstriert haben und fast eine pogrom stimmung geschaffen haben.

leichte verdrehung von ursache und wirkung liegt hier mal wieder vor, am rassismus sind immer die anderen schuld, bloss nicht eingestehen, dass sie das auch ohne "fremde" und kriminalität sind!



Pogromstimmung in Köln-Poll

Verlinker 22.07.2003 - 23:01

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Wie denn nun? — Jim Knopf

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