Praktisch ist der erste Mai

gut hingeschaut 05.05.2003 19:30 Themen: Netactivism
Scheinbar in der Nacht zum ersten Mai sind eine ganze Reihe Zeitarbeitsfirmen in Berlin kaputtgegangen
Bei sechs Zeitarbeitsfirmen in berlin konnten am 1. Mai Verwüstungen festgestellt werden. Farbe, die Parole "Sklavenhändler", zertrümmerte Fenster, schlechte Gerüche...

Hin und wieder tauchten gar Infozettel auf: Zitate:

"DIESE Arbeit hat uns Spaß gemacht.

Vorwärts gegen das teilprivatisierte Repressionsregime unter dem Markennamen Peter Hartz. In seinem Gefolge werden scheinbar Arbeitslose in schlechte Jobs gezwungen. Es trifft diejenigen, die sich am wenigsten organisiert wehren können, nämlich Arbeitslose und SozialhilfeempfängerInnen. Die Angst vor der Zwangsmühle Arbeits- und Sozialhilfe steigert das forcierte Kriechertum derjenigen, die noch Arbeit haben. So können lang erkämpfte Rechte ausgehebelt und ein Generalangriff auf Löhne und Gehälter gestartet werden.

Nutzen wir den Raum, in dem ein einigermaßen selbstbestimmtes Leben noch möglich ist, um den Tarif- und Arbeitskampf jenseits sozialpartnerschaftlicher gewerkschaftlicher Arrangements zu starten.

Gegen Zwangsarbeit und Arbeitszwang; gegen Kapitalismus!!!

Zeitarbeit ist die moderne Form des Sklavenhandels, Zeitarbeitsfirmen sind SKLAVENHÄNDLER!!!!

Die fröhliche Nachtschicht"
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Ergänzungen

Von wegen sinnlose Randale *g*

So gehts auch. 05.05.2003 - 20:09

eine gewisse Problematik

05.05.2003 - 20:29
sehe ich mal wieder in diesem Artikel. Eines ist nämlich sicher: der Mensch war nie als ein Wesen gedacht, welches nichts produziert und nur konsumiert. Ein Arbeitsloser, der die Schwarzarbeit wählt, Kinder zu erziehen hat oder seine Produktivkraft anderweitig nutzt, kann somit garnicht als Arbeitsloser klassifiziert werden, sondern wird dies nur in kapitalistischen Staaten.
Es gibt jedoch auch Arbeitslose, die nichts dergleichen machen. Vor zehntausend Jahren wären diese verhungert, hätrte sich aber vermutlich sein essen gejagt und gesammelt, sodass er nie arbeitslos werden konnte. Bei körperlicher Verhinderung wäre die Dorfgemeinschaft solidarisch eingeschritten. Es gab aber eigentlich genug Arbeit, die der der anderen ebenbürtig gewesen wäre, was heute offiziell nicht mehr der Fall ist, sodass Zeitarbeitsfirmen entstehen. Die alte Problematik im Artikel ist nun die, dass keine Alternativen aufgezeigt werden. Natürlich sind derartige Institutionen ein Schritt in die falsche Richtung. Warum werden sie aber zerstört und nicht einfach besetzt. Wo sind die 4,5
Millionen Arbeitslosen? Lasst euch anstellen bei so nem Dreck und übernehmt ihn einfach. Dann könnt ihr das ganze selbstverwaltet umfunktionieren. Die Passivität muss ein Ende haben. Es ist klar, dass mensch nicht irgendeinen Job für so und so lange und da und dort anzunehmen bereit ist. Doch mensch kann durch Aktivität seinen Job selbt machen. Einfach in Gruppen Betriebe besetzen, enteignen und als Betrieb eine Dorfgemeinschaft entstehen lassen. Begreift das doch mal. Gegen diese unsere Masse hätte der Staat keine Chance. Wenn nicht jetzt bei 4,5 Millionen, wann dann? Bei Vollbeschäftigung ohne Sozialnetz? Oha.

dann nenns lohnarbeit

fix 05.05.2003 - 22:18
das wird doch nicht das problem sein, das du dich da an begriflichkeiten aufhängst?

@eine gewisse Problematik

........ 05.05.2003 - 23:06
schönes Gedankenmodell, aber bist du wirklich so naiv zu glauben, dass 4.5 Millionen Arbeitslose plötzlich Zeitarbeitsfirmen besetzen - die enteignen um doch nur wieder dem Kapital zuzuarbeiten? Da find ich die im Artikel beschriebene Methode fortschrittlicher und radikaler. Ein gesselschaftlicher Umbruch funktioniert nicht durch enteignung von kleinen Firmen - ein radikaler Umbruch kann nur entstehen wenn die Leute das System durchschauen. Und die Aktion hat doch eine eindeutige Botschaft. Ausserdem musst du auch mal sehen, dass die Arbeitslosen vielleicht der verärgertste Teil, deswegen aber noch lange nicht der progressivste Teil der Bev. sind. vielleicht haben 5-10 % der Arbeitslosen (reine Spekulation) überhaupt eine antikapitalistische Theorie die ihnen ihre Situation erklärt. Und wenn dann die Zeitarbeitsfirmen einfach enteignet werden und dann auf einmal im Sinne sozialer Gerechtigkeit innerhalb des Kapitalismus funktionieren muss meine politische Analyse echt danebenliegen.

Ne, so naiv bin ich nicht,

05.05.2003 - 23:54
es ging mir nur ums Gedankenmodell und darum, aufzuzeigen, wo auch Ansätze wären, das System zu unterwandern und natürlich auch zu zerstören.

der mensch war

alberto 06.05.2003 - 01:47
noch ganz anders gestrickt. forscher meinen er hätte in der steinzeit 3 stunden täglich gearbeitet . gejagt ,gesammelt, feuer gemacht, steinwerkzeuge geklopft, felle abgeschabt usw. den rest der zeit hat er sich um seine kinder gekümmert, wie das auch richtig ist. also: der mensch war nie dazu da um sich blöd zu arbeiten. außerdem hatte jede gesellschaft nischen geschaffen, wo sich leute verstecken konnten, die nicht dem mainstream angehörten (mönche, künstler, narren ,telefonputzer usw.)und das mit grund: es muß nämlich auch leute geben, die in ihrer zeit auf andere gedanken kommen. und das wegen dieser krise auf den arbeitslosen rumgehackt wird kotzt mich an. angeblich verdienen nämlich die oberste gesellschaftsschicht deutlich mehr als vorher, während alle anderen darben (dieser diätenskandal ist nur son hingucker, es geht noch um ganz andere leute) und ist ja logisch wo es hinführt wenn alles privatisiert wird und bildung soziales und gesundheitssystem getilt werden. schröder ist erstens unsozial und hat zweitens keine kompetenten ökonomen. ist ja klar, das wenn alle den zwickel zweimal umdrehen nichts mehr gekauft wird außer dem nötigsten, teufelskreis.

steinzeitanarchos adé

arbeit ist scheisse 06.05.2003 - 03:16
der mensch war doch mal...der mann mit der keule und die frau...hallo??? Was habt ihr denn für hanebüchene historisierenden und naturalisierenden Gesellschaftsbilder. Wir leben im Kapitalismus, nicht in der Steinzeit - und wenn ihr mich fragt, ich lebe auch lieber im Kapitalismus als in der Steinzeit...

an steinzeitanarcho ade

sep 06.05.2003 - 05:25
nur kurze bemerkung, ´der geschichtliche abschnit zwischen steinzeit und dorfgemeischaften können wir nicht in einem atemzug betrachten. da lag schon sowas wie entwicklung.... dazwischen was will ich damitsagen? in diesen dorfgemeinschaften, die auch heute noch exsetieren, waren sind der ursprung von kolektiven erfarungen die sich in einer kapitalistischen geselschaft nicht verkaufen lassen. weil das kapital nicht alle menschlichen bedürfnisse in mehrwehrt umsetzen kann, auch wenn es sich noch so sehr anstrengt um alles in lohnarbeit umzusetzen. alla zeitarbeitsfirmen z.b. Frage an steizeitanarcho ade, bekommst geld dafuer das du dir infos aus indymedia rausholst, oder machst du dies aus einem menschlichen bedürfnis herraus um mit reden zu können? weil du überleben willst? doch so wie die dinge ausehen kann nun mahl der kapitalismus nur durch kriege, ausbeutung und unterdrückung, auch von informationen, überleben. die dorfgemeinschaften in den städten,haben durchaus antikapitalistische verhaltensweisen worauf mensch bauen kann. also warum bist du ein zynischer verfechter des kapitalismus?

zeitarbeitsfirmen auf unterschidlichen wegen ankreifen und kritisieren!

Dorfgemeinschaften sind ultrarepressiv

arbeit ist scheisse 06.05.2003 - 13:34
Ich habe bloss keine Lust auf eine kuschelige Dorfgemeinschaft, die letztenendes wieder ultrarepressiv ist, weil auf extremer Sozialen Kontrolle basierend. Ich hege keine agrarrevolutionsromantik, sondern will eine Gesellschaft, die nicht nur Mängel besonders gemeinschaftlich verwaltet (und mich wieder zu Arbeit zwingt, die ich nicht machen will). Krieg den Hütten, Paläste für alle!

Die Wurzel des Problems liegt in Bagdad

feson 06.05.2003 - 14:55
... nun damals hieß es noch nicht Bagdad; auch Babylon war damals noch nicht aktuell; aber meines Wissens nach fanden Archäologen, daß sie vor ca. 10000 - 15000 Jahren erstmals in Mesopotamien auftrat: Das Problem des Mehrproduktes.

Durch die beginnende Spezialisierung in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung und der damit verbundenen Verbesserung der Arbeitgeräte wurden plötzlich innerhalb eines Jahres mehr Nahrungsmittel erwirtschaftet als eigentlich gebraucht wurden, wenn alle Leute arbeiteten. Man kann es auch anders ausdrücken: es müssen nicht mehr alle arbeiten, damit niemand verhungern oder erfrieren muss.

Im Zeitalter der Industrialisierung ist das noch genauso; wo vor 100 Jahren noch 100 Beschäftigte in einer Fabrik angestellt waren, bedienen heute nur noch 5 Leute die Maschinen ... und es gibt 95 Arbeitslose.

Es kann ja eigentlich auch nicht das Ziel sein, Arbeitsplätze zu schaffen ... es sei denn, wir wollen sämtlichen technischen Fortschritt wieder rückgängig machen und verbieten. Schließlich haben wir das Rad nicht einfach so zum Spaß erfunden; der Grund war doch eher der, daß wir weniger arbeiten wollten.

Nun, mittlerweile sind wir so weit, daß ich ich irgendwann einmal gehört habe (sorry, ich kann leider keinerlei Quelle angeben), dass nur 5 Prozent der Bevölkerung arbeiten müssen; und trotzdem die Versorgung keinerlei Einbruch erleidet (Ist ja auch logisch; ein nicht unerheblicher Teil der "arbeitenden" Bevölkerung schafft keinerlei Mehrwerte). Unser Problem ist es also, daß 5% akzeptieren müssen, daß sie malochen, werden die restlichen 95% schmarotzen.

Leider hab ich im Moment auch keine Ahnung, wie wir (besonders in einem kapitalistischen Gesellschaftssystem) dieses Problem lösen können; vielleicht habt ihr ein paar Vorschläge.

In diesem Sinne,
viele Grüße
Feson

p.s. Sorry, für den vielleicht etwas konfusen Gedankengang; vielleicht meint ihr auch, dies passt nicht zum Thema ... Als Entschuldigung kann ich hier aber noch angeben, daß dies hier mein erstes Posting auf Indymedia ist.

06.05.2003 - 15:38
nach dem Krieg hatte die BRD ziemlich schnell die Vollbeschäftigung erreicht, weil neu aufgebaut werden musste. Ausländische Investoren sahen dies ebenfalls und sehen es auch heute noch.
Zu der Ergänzung über mir: heute ist alles aufgebaut. Aber es wird nun abgerissen und tolle Hochhäuser gebaut. Oder oder Fernsehhersteller stellt nur noch Geräte her, die 3 Jahre halten. Tolle Sache, bringt aber nicht viel. Der Kapitalismus produziert fast nur noch Vergängliches und die Bevölkerung wird beschissen, da ihre Schwäche darin besteht, dass wer mehr hat auch mehr zu sein scheint.Ein Irrglaube und ein Teufelskreis. Denn die Leute haben heute so viel mehr als früher, dass ihr Glück unendlich sein müsste. Der Besitz ist eine reine Ego-Droge. Mehr als andere und nicht mehr als jetzt oder früher ist nämlich einzige Devise. Ja, es ist wahr, dass im nicht vergänglichen produzierenden Gewerbe nicht mehr ganz so viel Humankapital nötig ist, wie das mal üblich war. Die 5% könnte man dann aufteilen, sodass alle 1 Stunde arbeiten müssten. Wäre schön.
Revolution

sehr interessante Ergänzungen

Kiezzecke 06.05.2003 - 23:56
Schön, dass es immer noch Leute gibt die ihre Theoreme und Maxime zwar in Fülle präsentieren können, aber anscheinend nicht verstanden haben worum es geht. Weg mit den Scheiss Bonzen, die ihre dicken Karren nur deswegen haben, weil sie andere ausnutzen. Spekulatenschweine, Zeitarbeitsvermittlerbosse (oder welcher Begriff da auch immer passen mag), und den ganzen anderen ach so sozialen High-Society Dreck markieren, stören, schädigen. In Berlin und sonst wo. Wer darauf keinen Bock hat, kann dann ja Artikel bei indymedia schreiben, oder noch besser, schlaue Kommentare in den Ergänzungen abgeben .-)


Autonomen Gruss aussem Prenzel Berg

P.S.: Glaubt ihr denn echt, dass es noch irgendwas gibt was noch nicht gesagt wurde? Oder mangelnd es vielleicht dann doch an der Umsetzung ? <-- Denksportaufgabe für die intelektuelle Linke .-)

es scheint irgendwelche dogmaten

alberto 07.05.2003 - 05:42
zu stören, das leute sich gedanken machen über das system der arbeit. geschichtliche hintergründe sind da sehr wichtig. das heißt nicht das wir in der steinzeit leben wollen, wir machen uns nur unsere gedanken. so wie karl marx(bin kein marxist) meinte die wurzel des kapitalismus liege in der germanischen kleinfamilie. andere meinen in mesopotamien. wir fragen uns ob er eine daseinsberechtigung hat. das ist doch spannend. da muß man nicht gleich mit haut alle bonzen weg kommen. kannst du ja gerne machen wir machen was anderes, auch wenn wir bonzen auch nicht mögen. oder wollt ihr uns verbieten hier zu schwafeln weil euer horizont irgendwo anders liegt. das wäre traurig.

hmm

auch aus p.berg 07.05.2003 - 12:57
lieber autonomer.
natürlich kann man jedwede diskussion als überflüssig erklären und auf den fehlenden aktionismus verweisen.
ehrlich gesagt finde ich aber nicht dass die autonomen in den letzten 4-5 Jahren (in denen ich politik erlebt habe) irgendeinen progressiven Ansatz gezeigt haben. Ich bin politisch aktiv und urde leider bisher nur von irgenwelchen sozialisten/kommunisten angesprochen wurden die dann irgendwie ein mir zu autoritären charakter hatten. Die autonome szene kapselt sich ab und erweckt durch fehlende öffentlichkeitsarbeit (sag mir eine autonome informationsaktion im P.Berg in den letzten 2 Jahren!) den anschein von Schwäche. Oder bist du vielleicht auch einer von denen die es als Aktionismus empfinden am ersten mai sich in kreuzberg für ein paar stunden befreit zu fühlen und zu hoffen das die leute drauf abfahren. tun sie ja auch - bloß revolutionär sind sie nicht.
würd mich freuen wenn du mich mal informierst was die autonomen in p.berg so treiben. oder getrieben haben.


Es gibt keine Autonomen mehr

1 07.05.2003 - 15:54
Seit dem der Autonomie-Kongress 1994 die Idee für gescheitert erklärte (durch Abkapselung, Unfähigkeit zur Relektion etc) sind die Automoen quasi tot. Ein paar Altautonome springen hier und da noch rum, aber das ist alles. Heute bezeichnen sich eine Menge Kiddies als autonom und versuchen die Autonomen-Klischees der bürgerlichen Presse (von der sie "die Autonomen" kennen) nachzuspielen.

Berlin 1.Mai 2003 -öä Zusammenstellung

08.05.2003 - 02:01

mal locker. . .

atemnot 14.05.2003 - 19:21
ich denke es ist nicht sinn der sache, hier mit überbegriffen wie "die autonomen" menschen zu diffarmieren!
da wird ebenso mit klischees gearbeitet...
(welch überleitung. . . )
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meiner ansicht nach sind es nicht die "bösen bonzen", die dieses, an gewinnmaximierung orientierte system tragen. es ist illusorisch anzunehmen, dass sich sie "wirtschaftsbosse" sonntags mittags zum "dicken karren-meeting" treffen und sich überlegen, wer am besten auszubeuten ist und das dann montags in die tat umsetzen(lassen).ich denke das problem liegt in den köpfen der menschen.
erziehung zum konkurrenzfähigen menschen,
arbeit als mittel zur definition,
arbeit als statuszeichen,
sind immer noch weit verbreitetes gedankengut!
das gilt es anzugreifen und dahingehend aufklärerisch tätig zu sein!
der kapitalismus besteht nicht weil es reiche leute gibt!
der größte teil der menschen würde wohl auch ausbeuten, wenn denn die möglichkeit bestünde.
arbeit an sich gilt erst zu definieren, bevor mensch es als "scheiße" bezeichnet!
scheiße an dieser arbeit wie sie in diesem system gehandhabt wird giltanzugreifen. denn dieses system zwingt zur arbeit als überlebendsmaßnahme!das ist "scheiße"!
aber arbeit, an sich, ist auch z.b. ein kapitalismuskritischen flyer zu schreiben und das macht spaß und ist sinnvoll!!ich denke nicht dass ich die perfekte kapitalismusanalyse habe(wer kann das von sich sagen?), aber ich finde es echt wichtig ständig zu reflektieren!
im übrigen finde ich die aktion toll!

Kapitalismus angreifen und nicht personifizieren!