Stümische Zeiten...BILDhetze und Hintergrund

caravan 08.03.2003 17:21 Themen: Antirassismus Medien
Anton hat kein Existenzrecht. Nirgends Damit ist er nicht allein. Millionen teilen sein Schicksal. Ein Leben wie seines ist nicht vorgesehen, es verstößt gegen Gesetze.
Hier heißt das "Ausländergesetz".
Die Vorgeschichte
Anton hat kein Existenzrecht. Nirgends Damit ist er nicht allein. Millionen teilen sein Schicksal.
Anton musste das schon als Kind einsehen. Es war Bürgerkrieg in Uganda. Viele Menschen wurden aus ihren Dörfern vertrieben, ihre Häuser zerstört. Auch Antons Familie musste fliehen.
Vergebens: er musste mit ansehen, wie seine Eltern massakriert wurden. Anton hatte kein zu Hause mehr, wie viele andere. Er war ein Straßenkind. Straßenkinder sind in keiner Rechtsordnung vorgesehen. Innerhalb dieser Logik wird der Überlebenstrieb rechtswidrig. Viele Regierungen versuchen dieses Problem damit zu lösen, dass sie Straßenkinder jagen. Deren einziger sozialer Zusammenhang sind die Banden. Sie stehlen, verkaufen und nehmen Drogen, werden auf den Strich geschickt und als Kindersoldaten rekrutiert. Kinder. Ihr Verbrechen war, dass sie am falschen Platz geboren wurden. Anton fügte sich nicht der Ordnung, in der er nicht vorgesehen war und überlebte, krank, traumatisiert, aber er überlebte. Er hatte Tuberkulose, aber er lebte.
Er hatte Glück. Er begegnete einer weißen Frau aus Deutschland, die ihn in ihr Haus mitnahm und wo er Hausdiener wurde. Sie sorgte für eine medizinische Behandlung seiner Krankheit. Als sie starb, ging ihr Mann nach Deutschland zurück und nahm Anton mit. Auf dem Flughafen in Frankfurt bemerkte er, dass es wohl einfacher ist, Tiere nach Deutschland mitzunehmen, als Hausdiener. Nach der Zollkontrolle ließ er ihn auf dem Flughafen stehen., ohne Papiere, nur mit den Sachen, die er auf dem Leib hatte.
Das Ausreiselager
Anton hat kein Existenzrecht. Nirgends. Ein Leben wie seines ist nicht vorgesehen, es verstößt gegen Gesetze.
Hier heißt das "Ausländergesetz"
Rassistische Segregation ist hier gesetzlich geregelt. Er wird in Heimen untergebracht, zuletzt in Forchheim. Dort fasst er vorübergehend ein bißchen Fuß und hat auch medizinische Behandlung bei einem Arzt seines Vertrauens.
Er hat keine Papiere, die seine Existenz bestätigen. Das ist im Gesetz auch nicht vorgesehen. Also fällt er in die Kategorie „Identitätsverschleierer“.
Er soll gehen. Egal wohin, aber raus aus Deutschland. Damit ihm klar wird, dass er gehen muss, wird er ins Ausreiselager Fürth gesteckt. Er darf den Bereich der Stadt Fürth nicht verlassen. Wenn er seinen Arzt in Forchheim aufsuchen will, braucht er eine Genehmigung. Die Genehmigung kostet 5 Euro. Er bekommt 40 Euro Taschengeld im Monat.
Ihm wird also offiziell das Misstrauen ausgeprochen. Das Lager gibt Anton bald den Rest. Er fängt an zu trinken, wie viele im Lager. Seine Traumatisierung und Orientierungslosigkeit macht ihn zum idealen Objekt für Mobbing. Durch Befrager, durch Beamte auf dem Ausländeramt. Für sein einziges Papier, das seine Existenz gewissermaßen anerkennt, braucht er ein Passbild. Als er seine Duldung auf dem Sozialamt in Fürth verlängern lassen will will, fehlt das Passbild noch. Ihm wird deshalb die Duldung verweigert, erst Passbild. Er hat kein Geld und kann keins kaufen. Er wird weggeschickt. Er bekommt Angst, ohne das Papier kann er jederzeit festgenommen werden. Er wird wütend und beschimpft den Beamten, aber er geht zurück ins Lager, wo er zufällig Menschen der Karawane trifft, die gerade davor stehen um jemand zu besuchen. Die fahren mit ihm in die Stadt, machen Passbilder, gehen mit aufs Amt, um das mit der Duldung sicherzustellen. Der Beamte beschwert sich, dass Anton ihn beschimpft hätte, stellt aber die Duldung aus, da das Bild jetzt da ist.
Im Lager finden regelmässig Befragungen statt. Sie sollen herausfinden, woher die Menschen dort kommen, damit sie Papiere für ihre Ausreise bei den betreffenden Botschaften kriegen können. Falls sie nirgends registriert sind, sieht das Gesetz vor, dass sie als Identitätsverschleierer eingeordnet werden. Es wird ihnen mangelnde Mitwirkung unterstellt, und als Sanktion kann das Taschengeld gekürzt, bzw. gestrichen werden.
Anton vertraut schon lange niemand mehr. Er hat auch offensichtlich allen Grund dazu. Völlig verunsichert verweigert er jede Auskunft, sogar auf die Frage, nach seinem Arzt.
Die Fragen sind sowieso immer die gleichen, er hat sie schon mehrfach beantwortet Ihm wird das Taschengeld gekürzt.
Der Zusammenbruch
Die Vorfälle überschlagen sich
- Anton randaliert im Sozialamt Fürth, da er dort nicht das volle Taschengeld in Höhe von 40 Euro erhält, sondern nur 20 Euro. Man teilt ihm mit, dass ihm aufgrund mangelnder Mithilfe beim Interview das Geld gekürzt wurde. A. verlässt das Sozialamt und macht sich auf den Weg ins Ausreisezentrum. Dort wartet bereits die Polizei auf ihn. Er wehrt sich, es kommt zu einer Rangelei. Er blutet stark aus dem Mund (Lippe). Er wird im Polizeirevier festgehalten, er wünscht medizinische Versorgung, diese wird ihm verweigert. Sein Taschengeld wird nun ganz gestrichen. Er erhält Hausverbot im Sozialamt.
Nun veröffentlicht die KARAWANE diese Vorfälle in einer Presseerklärung und lädt zu einer Pressekonferenz, in der fünf Flüchtlinge aus dem Lager anwesend sind und sowohl von diesem Vorfall, als auch von einem Übergriff eines Befragers auf einen anderen Flüchtling berichten.
Nun tritt BILD auf den Plan und beginnt sich zuerst auf die KARAWANE, aber ganz besonders auf Anton einzuschießen.
In einer entmenschlichenden Sprache, spricht sie von Anton nur noch vom "Asylrambo", und was er den "Steuerzahler" kostet.
Bei der Pressekonferenz fragt die Bildjournalistin ob es denn nicht auch Pflichten gebe, und will damit das Vorenthalten grundlegender Menschenrechte begründen. Sie meint wohl die "Pflich" sich aufzulösen.

- 14. Februar 2003
Die Bewohner können ihre Duldung jetzt erstmals im Container verlängern lassen. Eine Person von Zirndorf kommt ab heute zwei mal monatlich in den Container, um Duldungsverlängerungen und Auszahlung des Taschengeldes vorzunehmen. Das Sozialamt spielt hierbei nun keine Rolle mehr.
In der Zeit von 09:00 - 10:00 Uhr wird an diesem Tag die Duldung der Bewohner verlängert. Anton. erscheint zu früh, woraufhin die Befrager (MA Regierung Mittelfranken) ihm die Auskunft erteilen, er müsse nach Fürth auf das Sozialamt (bewusste Fehlinformation). Anton fährt mit dem Bus nach Fürth Stadt auf das Sozialamt, trotz Hausverbot, woraufhin er mitgeteilt bekommt, dass die Duldung nun "ausschließlich" im Ausreisezentrum erteilt wird. Anton fährt mit dem Bus zurück in den Container. Mittlerweile ist das Büro geschlossen. Anton rastet aus, und tritt eine Türe ein.
Der Sicherheitsdienst ARNDT informiert die Polizei, diese nimmt ihn wiederum in Gewahrsam...

Wieder hetzt die BILD gegen Anton. In entwürdigender Weise wird seine Verzweiflung ausgeschlachtet, um Vorurteile zu bedienen, bzw. anzuheizen. Seit dem ersten Artikel wird er durchgehend als der "Asylrambo" bezeichnet, mit Foto

- 17. Februar 2003
Ein Mitbewohner des Lagers äußert sich gegenüber seiner deutschen Lebensgefährtin mehrere Male besorgt über den Gesundheitszustand von Anton. Er berichtet, dass Anton sehr dem Alkohol verfallen ist, seine Medikamente nicht einnimmt, Magenkrämpfe hat, und mittlerweile auch Blut abhustet. Er hat Angst um Anton, seine eigene Gesundheit und die Gesundheit seiner Lebensgefährtin. Anton. hat laut Gesundheitsamt Fürth geschlossene TBC, von ihm geht jedoch angeblich keine Gefahr aus.
- 19. Februar 2003
Anton wird mit Polizeigewalt in Gewahrsam genommen, und in ein Krankenhaus gebracht. Wieder weiß zuerst keiner in welches Krankenhaus er gebracht wurde, welche Krankheit er nun hat, ob es ihm gut geht und wann er wieder zurückkommt.
Wieder hetzt die Bildzeitung: „Asylrambo kommt in Entzug auf Kosten der Steuerzahler“ und rechnet vor, was er angeblich bisher gekostet hat.
Sein Anwalt versucht nun herauszufinden in welches Krankenhaus er gebracht wurde.
Er findet heraus: geschlossene psychiatrische Abteilung Krankenhaus Erlangen. Er soll dort für mindestens sechs Wochen bleiben wegen einer angeblichen Psychose. Er wird dort 5 Tage ans Bett gefesselt.Die behandelnde Ärztin kann keine Psychose feststellen. Ihr werden aber auch von den Behörden aber auch keine weiteren Auskünfte über die Lebensumstände von Anton gegeben. Die hat sie grossteils aus der Bildzeitung(!) Freunde von Anton, die ihn im Krankenhaus besuchen, erläutern ihr den Hintergrund etwas genauer, z. B dass Anton erst im Lager überhaupt angefangen hat zu trinken, worauf sie in Antons Verhalten eine gewisse Logik, so etwas wie Lagerkoller, auf jeden Fall keine Psychose erkennt. Anton wird daraufhin am Montag, 3. März wieder entlassen.

Anton ist das erste Opfer der behördlicherseits offen eingestandenen Zermürbungstaktik dieses Lagerkonzepts. Dass BILD jetzt auch noch auf ihm herumtrampelt ist bezeichnend. Es ist dies ein weiterer Mosaikstein in einer Strategie der Stigmatisierung sowieso schon weitgehend entrechteter Menschen



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Ergänzungen

Zivilisierte Welt, oder rassistische Barbarei

Kotzmuß 08.03.2003 - 21:58
Über die Hetze der Bildzeitung und die Praxis der Abschiebebehörden muß man nun wirklich nichts mehr sagen, was mich aber leider immer noch erschreckt, ist diese beschissene, sadistische Gefühlskälte und die absolute Gleichgültigkeit der Handelnden. Bitte an die Betreffenden, sterbt in Einsamkeit, an gebrochenen Herzen, innerer Leere, Dummheit etc. ! Kein Mitleid mit dem Rssistenpack ! Natürlich können wir uns gegen sie wehren, zumindest mehr als die Flüchtlinge. Also, packen wir´s an !! Feuer u. Flamme !

Deal zwischen Bullen und Bild

Icke 08.03.2003 - 22:49
Schon Wallraff hat in seinen Büchern von illegler Zusammenarbeit zwischen Bullen und Bild geschrieben. Neist werden sich illegal Informnationen zugesteckt: Bullen geben heimlich Ermittlungsdaten weiter und Bild-Schreiberlinge Infos, die sie erschlichen haben. Dort wo sich beide besonders gut verstehen, macht die Bild auch gerne mal für die Polzei eine kleine Kampagne gegen Missliebige.
Als zu befürchten war, daß die Kampgne den Bullen den Arsch aufreisst, war Bild zur Stelle...

PS: Nach den Protesten und Angriffen gegen Bild in den 60er und 80ern, nach den Recherchen von Wallraff war die Bild wesentlich geschwächt und konnte sich vieles nicht mehr leisten. Nach der Wende wurde sie wieder stärker - heute hetzt sie früher.
Zeit wieder aktiv zu werden. Ansätze gibt es viele: legale und weniger legale. Auf jeden Fall sollte der Straßenverkauf gestoppt werden, den es vielerorts gibt.

beleidigungsklagen

ninguno 09.03.2003 - 12:13
warum nicht die bild verklagen
sie hat ohne den beweis zu führen das er einer ist, ihn offen als asylrambo dargestellt
wie genau die namenswahl etc war weis ich nicht, aber wenn die ärztin aus der bildzeitung über ihn wusste, dann nicht relevant verschleiert

somit ist dies eine mehrfache schwere beleidigung oder verleumdung auf jeden fall mit millionenfacher selbstbetriebener verbreitung,
die bild hat behauptungen aufgestellt, die klar wiederlegt wurden bzw von der bild wohl nichtmal versucht wurden zu beweisen, in deutschland hat, nach der theorie, der anklagende aber beweisführungspflicht, und in diesem fall ist die bild der anklagende (ist meines wissens nach auch in sachen gerüchte etc so)
das ist nach deutschem gesetz eigentlich verboten was dort gemacht wurde

anzeigen
das wurde millionenfach verbreitet, also muß die bild auch mit millionen herhalten
schwere beleidigunt
verleumdung
diskriminierung/rassistische diskriminierungen (ASYLrambo)
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Bei Bild protestiert

Toussaint 09.03.2003 - 13:41
Hallo,
ich habe bei  info@bild.t-online.de gegen diese Berichterstattung protestiert. Ich glaube aber es hilft nicht viel. Vielleicht könnte man so was machen wie die Tierrechtsbewegung gegen das Tierversuchtslabor Huntigdon Life Sciences (HLS)  http://www.Shacgermany.net . Die schicken viele Emails auch an Kunden von HLS. Sie stürzen sich immer auf einen Kunden/Finanzier/Zulieferer und behaken den so lange, bis er aufgibt und sich von HLS trennt. Man müßte mal versuchen, ob man das auch bei der Bildzeitung hinbekommt.
MfG Toussaint

mit 40€ pro Monat

Jaja 10.03.2003 - 13:25
kann man sich nicht staendig besaufen. Darum die Preisfrage: woher kommt das restliche Geld?

@jaja

shithappens 10.03.2003 - 20:35
Das ist wohl alles, was dich interessiert: ich sags dir: triefende schmarotzende Fremdlinge mit fremdländischem Aussehen sind des Nachts in deinen Keller eingestiegen und haben es aus deinen Küchenkasse geraubt.Arbeitslose haschischfixende schwule anarchokommunitische, oma-und-opafressende Autonome haben sie mit Handys dirigiert.nVor dem gehen haben sie noch den Kühlschrank leergefressen , den Fernseher geklaut und die Bildzeitung grausam und brutal zerstückelt auf dem Tisch liegen lassen...Also, nicht mehr suchen...we are coming to get you...