San Christobal, Chiapas: 20.000 Zapatistas besetzen die Stadt

collectivo indy spontano 02.01.2003 19:17 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
Neun Jahre nach dem ersten Aufstand der EZLN,01.01.94,
mobilisierten die Zapas erneut tausende campesinas/os, aus den Gemeinden im Widerstand, in die zapatistische Hauptstadt der Welt. San Christobal de las Casas.
Viel ist gemunkelt und gefluestert worden was passieren wird am 01.01. Nachdem es ruhiger geworden ist seit der Caravane nach Mexiko City im Maerz 03( http://www.de.indymedia.org/2001/03/66.shtml und  http://www.de.indymedia.org/2001/07/5204.shtml)
ist im Sueden des Landes jetzt eine angespannte Stimmung zu spueren. Die Regierung kuendigte an die ersten Doerfer in Monte Azules( http://www.de.indymedia.org/2002/12/37582.shtml) zu raeumen. 5 Familien sollen unter der Androhung bereits ihre Haeuser verlassen haben und in andere Gebiete gefluechtet sein.

Der Subcommandante der EZLN,Marcos, kuendigte in einem Brief
(  http://chiapas.indymedia.org/display.php3?article_id=103973)
vor ein paar Tagen an dass die EZLN im Dialog mit den bedrohten Doerfern stehe und sagte dass diese um Unterstuetzung gebeten haben und dass die EZLN diese bedingungslos efuellen werde.
Eine friedliche Verschiebung der Doerfer wird es nicht geben, kuendigte er an.

Gestern am 01.01. sammelten sich schon am Vormittag hunderte Zapas vor den Toren der Stadt und im Laufe des Tages wuchs die Menge auf mehr als 20.00 Menschen an.
...mit 20.000 Pasamontañas, in D-Land auch Sturmhaube gennant und mit 20.000 Knueppeln, Macheten und Fackeln vermittelten sie einen kampfbereiten und sehr entschlossenden Eindruck.
Als in der kurzen Abenddaemmerung die Campensinas der letzten und einer der weitest entferntesten Gemeinde, la Realidad, die Versammlung erreichten zogen sie mit klirrenden Macheten, aufeinanderklopfenden Knueppeln und "Zaaaaaapaaaata vive" Rufen in die Stadt.

Am Platz des 31. Maerzes in San Christobal wurde tagsueber bereits eine Buehne aufgebaut, mit Fahnen geschmueckt und der Versammlungsort war bereits vor dem Eintreffen der Demonstration mit EinwohnerInnen und TouristInnen gefuellt.
Erst gegen 20 Uhr erreichte der erste Teil des Zapazuges die Assemblea. Bis die letzten Gruppen des Zuges sich halbwegs auf den ueberfuellten Platz draengen konnten war es schon 23 Uhr.

Die Commandancia der EZLN betrat die Buehne und 5 Commandantes und Commandantas sprachen zu den Zapatistas und den vielen Schaulustigen bzw. interessierten Menschen auf dem Platz.
Die Themen gingen von der Situation der indigenen Frauen, zur rassistischen Politik der mexikanischen Parteien bis zum internationalen Anspruch der zapatistischen Politik.
Solidarische Gruesse gingen an den politischen Kampf um Selbstbestimmung im Baskenland, an die von staatlichen Repressionen betroffenen italienischen AktivistInnen und an den Rest der Welt. Die Idee der Zapatisinnen eine solidarische Welt der vielen Welten zu schaffen wurde mehrmals unterstrichen.

Unterdessen mussten sich in der Tourismusstrasse der Stadt einge Laternen und Baeume von ihrer aufrechten Haltung verabschieden was wohl als Protest gegen den zunehmenden Druck auf zapatischtische Gemeinde von transnationalen Tourismusunternehmen zu verstehen ist.

Aus den Knueppeln der Zapatistas wurden spaeter in der Nacht ein Meer aus Fackeln und anschliessend Lagerfeuer.
Eines haben die Zapatistas am 1. Tage des Jahres 2003 massiv verdeutlicht. la lucha sigue ... der kampf geht weiter
und das nicht nur in Chiapas.



Fotos gibt es vielleicht spaeter oder bei Indy-Chiapas
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Ergänzungen

Es gibt tausende Subcommandante...

. 02.01.2003 - 20:06
Eine freudige Nachricht - danke für den Bericht.


Kleine Berichtigung:

"Der Subcommandante der EZLN,Marcos, kuendigte in einem Brief..."

Es müßte heißen: "Subcommandante Marcos (EZLN) kuendigt in einem Brief..."

Denn Subcommandante ist ein militärischer Rang der unter (Sub) dem Commandante steht. (Kleine Anekdote: Marcos ist nie Commandante geworden da er die "Presseprüfung" nicht bestanden hat)


Soll nicht kleinlich sein, doch dieser Punkt wird leider sehr oft falsch dargestellt. Marcos ist einer von vielen - und einer von wenigen die so gut Spanisch sprechen, deßhalb ist er DER Pressesprecher der EZLN.

tierra . . .

said 02.01.2003 - 20:11
. . . y libertad para todos.

Solidarität mit dem Baskenland?

heinz 03.01.2003 - 12:01
Es wirft ein bezeichnendes Licht auf die EZLN, wenn deren SprecherInnen sich mit einer größtenteils völkischen Bewegung solidarisieren. Offensichtlich ist der Wunsch nach Emanzipation bei weitem nicht so groß, wie der nach Selbstaufgabe im Kollektiv.

@heinz

kuntz 03.01.2003 - 12:40
im gegensatz zu dir heinz, haben die zapatistas erstens ein politisches revolutionäres bewußtsein, zweitens informieren sie sich über kämpfe in anderen teilen der welt und setzen sich damit auseinander und drittens haben sie es nicht nötig mit platten (und falschen) frasen um sich zu werfen.

im gegensatz zu dir, heinz, gibt es in der baskischen unabhängigkeitsbewegung erstens ein sehr ausgeprägtes internationalistisches bewußtsein und zweitens wird dort nicht versucht anderen ländern und regionen die eigenen kampfformen in an rassismus grenzender arroganz und ignoranz aufzudrücken.

auch wenn du das vermutlich anders siehst: du bist wirklich ein ganz typischer deutscher. am deutschen wesen soll die welt genesen oder wie war das...? das kann sich dann auch schon mal links schimpfen....


solidarität mit chiapas! solidarität mit dem baskenland!

Text in spanisch mit 1 Bild dazu

03.01.2003 - 13:22

Zapatistas demonstrieren Stärke

Gruppe B.A.S.T.A. 03.01.2003 - 16:14
Die Demonstration in San Cristóbal und in den fünf "Aguascalientes" sind ein deutliches Zeichen, dass die zapatistische Bewegung weder bedeutend geschwächt noch zerstritten ist, wie es die mexikanische Regierung immer wieder behauptete. Die Mobilisierungen waren richtig erfolgreich und wichtig! VIVA EL EZLN!
Alle großen mex. Tageszeitungen brachten die Meldung über die Demo der EZLN richtig "fett", oft ganz vorne.
Sogar die bürgerliche Presse hierzulande fühlt sich genötigt, über die Proteste zu berichten, als Beispiel ein Artikel von Associated Press:

Donnerstag 2. Januar 2003, 12:17 Uhr

Zapatisten feiern Jahrestag ihres Aufstands

San Cristobal de las Casas (AP) Mehrere tausend zapatistische Rebellen im
Süden Mexikos haben mit einer Demonstration den neunten Jahrestag ihres
Aufstands gefeiert. In mehr als 200 Lastwagen und Bussen fuhren die
Rebellen nach
San Cristobal de las Casas und zogen maskiert und mit Macheten in der
Hand zum
zentralen Platz der Stadt.

In Sprechchören forderten die Demonstranten mehr Selbstbestimmungsrechte für
die indianischen Dorfgemeinschaften in Chiapas. Auf Transparenten wurde die
Regierung von Präsident Vicente Fox kritisiert.

Kämpfer der Zapatistischen Befreiungsarmee (EZLN) hatten am 1. Januar 1994
für mehrere Tage die Rathäuser in San Cristobal und Ortschaften der Umgebung
übernommen. Bei Kämpfen mit Regierungstruppen kamen mindestens 57
Menschen ums
Leben, ehe ein Waffenstillstand geschlossen wurde. Ein Auslöser des
Aufstands war die Einrichtung der Nordamerikanischen Freihandelszone
(NAFTA), die mit
Beginn dieses Jahres konkrete Gestalt annahm: Am Neujahrstag wurden die
Zölle auf 80 Agrarprodukte der USA abgeschafft. Mexikanische Bauern
befürchten,
dass sie ohne den Schutz der Zölle mit der Konkurrenz aus den USA nicht mehr
mithalten können.


@all

me 03.01.2003 - 19:09
Die ETA ist eine nationalistische Mördertruppe. Wer sich mit Leuten solidarisiert die ethnische Säuberungen durchziehen, ist für mich erledigt, da hilft auch kein "revolutionäres Bewußtsein"

@ me

chiapastouri 03.01.2003 - 20:11
liebe me,

die zapas haben sich bewusst mit dem politischen kampf um selbstbestimmung solidarisiert, nicht mit "viva eta"
wenn du dich dafuer interessierst schau mal nach der kritik der ezln an der eta, die existiert naemlich sehr wohl, in chiapas so wie auch im baskenland,
gegen pauschalisierung und gegen die suche nach feindbildern.

me sucht nicht nach feindbildern

ich 03.01.2003 - 21:16
die hat er bereits: diejenigen, die nicht in sein krudes welt passen (z.b. alle linken, anarchos, pazifisten, ökos etc) sind für ihn der grund allen übels auf dieser welt. die bewusste verfälschung der ezln-einmischung in den baskenland-konflikt ist mehr sowas wie eine billige nachträgliche rechtfertigung. es lohnt nicht, weiter zu beachten, zumal me wohl nicht mal die zusammenfassungen der ereignisse gelesen hat und nicht das geringste darüber weiss.

me mee meee...

GORA EUSKAL HERRIA GORRIA! 04.01.2003 - 01:24
lieber me,
kannst du mir mal genauer erklären, wo die eta ethnische säuberungen durchführt?
ansonsten gilt nach wie vor:
erst denken, dann schreiben - und wenn wie bei dir, das denken nicht mehr funktioniert, dann laß doch auch das schreiben sein.
oder sind deine informationsquellen die fanzines madrilenischer naziskins? oder bist du selbst einer?

himmel hilf...(ich weiß...auch der wird's nicht tun...)

nebenbei: eta ist keine nationalistische mörderbande sondern eine linke guerillaorganisation im baskenland, über deren Praxis mensch durchaus diskutieren kann - aber nicht mit dir...

baskenland und chiapas

solidarität! 04.01.2003 - 01:43
die zapatistas bzw. marcos haben sich direkt in den politischen konflikt im baskenland eingemischt, logischerweise nicht aus der typisch deutschen ignoranz gegenüber konflikten in anderen ländern sondern aus einem solidarischen verhältnis, das seit langem zwischen dem kampf der zapatistas und dem unabhängigkeitskampf der baskischen linken existiert.
solidarität heißt beiderseits, für die gleichen ziele - befreiung, selbstbestimmung, sozialismus, die abschaffung jeglicher unterdrückungsverhältnisse - zu kämpfen, und sich trotzdem kritisieren zu können.
vermutlich sind menschen, die diesen kampf alltäglich und hautnah austragen, für die der kampf mit härtesten unmittelbaren konsequenzen verbunden ist, eher dazu in der lage sich solidarisch zueinander zu verhalten, als ein großteil der deutschen "linken", die ihre politische aktivität eher unter "chic" oder "hip" einordnen als unter einer überzeugung, die auch bereit ist, dafür negative konsequenzen für das eigene leben bewußt in kauf zu nehmen...

was aber nicht vergessen werden sollte

ich 04.01.2003 - 02:04
seitens der zapatistas gibt es auch kritk an den nationalistischen auswüchsen der eta-politik. die ezln lehn nationalismus klar ab, weshalb sie nicht von einem "unabhängigen staat chiapas" redet, sondern von autonomie und dies versucht mit autonomen gemeinden durchzusetzen.
dieser wichtige unterschied zwischen den alten (zumeist leninistischen) befreiungsbewegungen und der neuen bewegung der zapatistas (die auch keine feste ideologie kennt) darf nie vergessen werden!

ps: ansonsten: dont eed the troll. ich sehe das bei den antiseutschen als so eine art werbkampagne. ihre strategie ziehlt darauf ab, daß sie unter jedem indy-bricht DAS diskussionsthema sind. so schaffen sie es alles zu dominieren, obwohl antideutsche bis heute so gut wie keinen bericht auf indy gepostet haben, haben sie maximalen nutzen aus indy gezogen - wer kannte diese sekte denn schon vor 2 jahren?

fragen zum baskenland

clandestino 04.01.2003 - 14:07
Ich muss für mich ehrlich sagen, dass ich kaum näheres über die baskische Bewegung weiss... was will sie überhaupt bewirken? Hat das Baskenland nicht schon Autonomie? Oder ist das nur eine Schein-Autonomie? Warum überhaupt Autonomie? Ist diese Bewegung repräsentativ für die Mehrheit der Basken? Ist sie progressiv (so dass für Linke eine Solidarität Sinn macht)?

@clandestino

04.01.2003 - 18:43
die geschichte des baskenlandes und ihrer linken unabhängigkeitsbewegung ist sehr komplex, so daß deine fragen nicht so eben mal zu beantworten sind. trotzdem schreib ich mal ein paar sätze:

Autonomie: die baskische Unabhängigkeitsbewegung bezieht sich auf sieben Provinzen, von denen 3 im französischen Staatsgebiet, vier im spanischen liegen. drei von denen im spanischen Gebiet sind offiziell zur CAV (baskische autonome Region) zusammengefasst und geniessen einen offiziellen Autonomiestatus vergleichbar mit dem von Katalonien.
Dieser Autonomiestatus ist jedoch niemals von der Mehrheit der baskischen Bevölkerung gewählt worden, sondern ihr mehr oder minder aufgezwungen worden. In der vierten "spanischen" Provinz Navarra gibt es keinerlei baskische Autonomie, obwohl es beispielsweise zahlreiche Dörfer gibt, in denen 100% der BewohnerInnen das linke baskische Unabhängigkeitsbündnis Batasuna gewählt haben.

Der Autonomiestatus war ein staatlicher Versuch, die äußerst starke Unabhängigkeitsbewegung zu zerschlagen, die nach dem Ende der Franco-Diktatur vehement auf ihr Recht pochte, selbst bestimmen zu dürfen, wie die Zukunft des Baskenlandes aussehen soll. Die spanischen SozialdemokratInnen der PSOE hatten dieses international verbriefte Recht übrigens ebenso eingefordert bzw. der baskischen Bevölkerung im Falle eines sozialdemokratischen Wahlsieges zugesagt. Als sie dann in den 80ern an der Macht waren, war von diesem Versprechen dann nicht nur keine Rede mehr, sondern aus ihren Ministerien heraus wurde als weiteres Instrument staatlicher Repression die GAL (Antiterroristische Befreiungsgruppen) gegründet, die vor allem in Frankreich bewaffnet Jagd auf baskische Flüchtlinge machte. Auf ihr Konto gehen über 25 kaltblütige Morde.

Obwohl die linke Unabhängigkeitsbewegung, zu der neben ETA zahllose (und mittlerweile praktisch alle verbotene) Organisationen und Parteien gehören, für ein unabhängiges, sozialistisches und entmilitarisiertes Baskenland eintritt, liegt die zentrale politische Forderung in diesem Kampf lediglich darin, der im Baskenland lebenden Bevölkerung endlich das Recht zuzugestehen, durch eine Abstimmung selbst über ihre weitere Zukunft entscheiden zu können, d.h. frei wählen zu dürfen, ob weiterer Verbleib im spanischen Staatengebilde oder unabhängig davon.
Was dabei vom spanischen Staat immer wieder behauptet und auch von deutschen Linken gern übernommen wird, ist der Vorwurf, das nur "BaskInnen" mit entscheiden dürften, und "BaskInnen" dabei als rassistisches oder biologistisches Kriterium verwendet würde- nur wer baskische Vorfahren habe sei Baske, baskisches Blut etc.pp. Das ist Quatsch und eine reine Propagandalüge. In der Unabhängigkeitsbewegung sind viele AktivistInnen, die aus anderen Teilen Spaniens stammen und fast alle jüngeren Leute haben zumindest ein ELternteil, das aus einer anderen Region Spaniens stammt.

Wie selbst ETA sagt, sei die Definition Baske/ Baskin nicht über rassistische oder biologistische Kriterien gemacht sondern über die jahrzehntelangen gemeinsamen Erfahrungen und Entwicklungen im politischen Kampf, einschließlich der massiven Repression, der Linke im Baskenland schon immer ausgesetzt waren.

Die alltägliche Praxis der baskischen Linken bezieht sich zur Zeit vor allem (außer dem Kampf um Unabhängigkeit, gegen Repression und für die baskischen politischen Gefangenen) auf Internationalismus (Kurdistan, Türkei, Chiapas, Palestina, Argentinien etc.) Antiglobalisierung, gegen Zeitarbeitsfirmen, gegen Faschismus, gegen die rassistsche staatliche Flüchtlingspolitik, und vieles mehr, was letzlich auch in den meisten anderen europäischen Ländern als Praxis der Linken zu benennen wäre.


vielen dank!

clandestino 06.01.2003 - 00:27

Was ist mit Peru?

unwissender 09.01.2003 - 19:57
Nur so ne frage: Ich besuche zwar immer mal wieder die Europäische Homepage der MRTA, habe aber sonst nicht mehr viel von denen gehört (Aktionen, etc.). Was ist nach der Botschaftsbesetzung in Lima passiert?
Wäre froh um ein paar Antworten.