Wer ist die Stadt Aachen?

besetzerlis 18.11.2002 15:14 Themen: Freiräume
in aachen ist so einiges los. die stadt kürzt da wo es vielen weh tut,im sozialen bereich, und droht dem gerechtfertigten protest z.b einer hausbesetzung jetzt mit repression. die verwaltungsspitze stellt sich damit gegen die bevölkerung, die aber entschlossen ist das nicht hinzunehmen.
die stadtverwaltung aachen entdeckt das "sparen" und leitet in folge davon einen sozialen kahlschlag ein, dessen höhepunkt noch lange nicht erreicht ist.
unzählige soziale einrichtungen sind auf grund von etat-kürzungen seitens der stadt ruiniert oder massiv bedroht.
Cafè Relax, Kinderschutzbund, Drogen- und Aidsberatung, Aachener Laienhelfer e.v sollten als kleine auswahl zur veranschaulichung der lage reichen.
es ist mühsam, aber unabdingbar, in diesem zusammmenhang auf den verkauf der GeWoGe(hunderte ex-städtische wohnugen die an immobilienbonzen gehen) hinzuweisen.
dieses paradebeispiel der neoliberalisierung und privatisierung drängt sich geradedazu auf in der relation von fehlgeleiteter sparpolitik und sozialer verantwortung.
und in der tat zeigt die stadt ihre talente auf anderen gebieten. menschen, die nicht ins "saubere" bild der innen-stadt passen, werden konsequent ausgegrenzt und vertrieben.
bei gleichzeitig zunehmender profitorientierung und kommerzialisierung im öffentlichen bereich, werden zonen geschaffen, die nicht alle BewohnerInnen der Stadt betreten dürfen.
ein wohl nicht durchdachter angriff ins öffentliche leben war die schliessung des Autonomen Zentrums am 18.10.
dieser schritt war zuviel, das fass scheint überzulaufen und die konsequenz ist protest.
leute werden aktiv . die betreiberInnen des AZ kämpfen für sofortige wiedereröffnung und die von den sozialen repressionen, betroffenen initiativen organisieren sich. und ein grossteil der bevölkerung erklärt sich solidarisch.
im protest wird den menschen endlich klar, wie wichtig und notwendig freie, selbstverwaltete räume sind.
räume, wo unabhängig von dieser stadt, die mehr als zu oft gezeigt hat, auf welcher seite sie steht, gearbeitet, gelebt und gefeiert werden kann.
und wer hätte vor ein paar wochen damit gerechnet, in aachen gibt es jetzt ein selbstverwaltetes zentrum, ein besetztes haus.
ein haus welches von leuten geöffnet wurde die, die wichtigkeit , die notwendigkeit zu agieren , erkannt haben. menschen die nicht mehr warten wollen, warten können bis das letzte soziale fünkchen hoffnung, durch die kälte der wirtschaftsunterworfenen stadtpolitik, gelöscht wird.
eine idee, eine handlung die nicht wie üblicherweise als linksradikale spinnerei in der öffenlichkeit abgetan wird.
von medien bis hin zu dem neu gegründeten lokalen "Aktionsbündnis gegen den sozialen Kahlschlag"(ein zusammenschluss von z.z 18 initiativen deren gelder gestrichen oder gekürzt wurden) gibt es resonazen und unterstützungen über die sich die besetzerInnen riesig freuen und die ihnen mut machen.
es spricht sich rum das es in aachen endlich die möglichkeit gibt, sich jenseits von profitinteressen zu treffen, um miteinander kulturell, politisch und sozial aktiv zu werden.
und nochmal mit aller deutlichkeit:
da gibt es eine gruppe von menschen , die keine lust mehr haben. wie schon erwähnt... zu warten. auf bessere zeiten , eine soziale stadt oder auf den gestrigen tag.
sie setzen sich zur wehr und stellen ein inhaltlich fundiertes konzept , zur nutzung eines leeren gebäude des landes, gegen das prestigeinteresse der stadt.
damit gelingt ihnen das kunststück, etwas zu schaffen, was es so in aachen nicht gab, etwas was dringender nötig war als jemals zuvor:
einen anlaufpunkt für die unterschiedlichsten menschen und ihrer ideen zu installieren. und jetzt mal alà waschmittelwerbung:
ein ort in dem rassismus , faschismus und sexismus keinen platz haben. wo alle bemüht sind, die herschaftsstukturen dieser gesellschaft nicht zu übernehmen, sondern denen die , die macht, täglich schlucken müssen etwas schönes anderes bereitzustellen.
eine besetzerin:"hey, das ist nicht nur tierisch cool, voll politisch und mutig, sondern etwas völlig neues von bleibenden wert. das brauchen wir , das braucht die stadt"
wobei , spätestens jetzt mal überlegt werden muss was der begriff "die stadt" eigentlich beinhaltet.
wer ist die stadt? lediglich ein von parteien am laufen gehaltener apparat? oder eine anonymisierte masse ohne entscheidungsrechte?
oder etwas von oben herab betrachtet ,nur graue gebäude in denen es drei möglichkeiten gibt: zu wohnen, zu arbeiten oder zu kaufen.ach ja und diese besonders grossen wo drin gebetet werden kann.aber ist das alles? darf das alles sein?
im besetzten haus ist an einer wand zu lesen" die stadt das sind wir alle". und wem dieser satz einleuchtend erscheint, für den/die gibt es eine tolle konsequenz. eine verantworung jedes einzelnen (nicht nur) da aktiv zu werden wo die verwaltung versagt.
die stadtoffizielen, stellen sich an wie ein kleines kind das versucht einen fliessenden wasserschlauch im sandkasten zu verbuddeln. im ersten moment ist alles trocken aber nach einem moment bilden sich risse im sand und das wasser sprudelt aus dem boden. dann können sie wieder sand drüberhiefen aber es wird wieder nur einen kleine zeit dauern bis sich woanders risse bilden und das wasser wieder zum vorschein kommt. schon beim zweiten versuch wird es mehr wasser sein, denn es staut sich unterirdisch an, und wer dieses spiel konsequent zu ende bringen will, der hat am ende den ganzen sandkasten unter wasser. und wer dann versucht dämme zu ziehen könnte das pech haben das das wasser sich schon auf die umliegenden gebiete verteilt hat und die flut nicht mehr zu stoppen ist.
ein schöner gedanke.
der hoffentlich viele animiert flüssig zu bleiben. kochend heiss und unberechenbar.
für ein leben ohne ausbeutung, bevormundung und repression.
für schöner ..für anders...

[dieser text ist eine indymediaisierung des redebeitrages X der beseterInnen auf der demo letzten samstag]


und ganz aktuell hat die polizei aachen sich per pressemitteilung am samstag genötigt gefühlt eine baldige räumung öffentlich zu rechtfertigen. daher freuen sich die bestzerinnen weiter über besuch von anderswo. der besitzer des hauses ,BLB(bau und-liegenschaftsbereich), ist übrigens gleichzeitig besitzer vieler anderer leerer gebäude in NRW. z.B der ebenfalls besetzten "barracke" in münster. und auch das land(und natürlich die welt) sind wir alle:-). ein überregionaler druck auf die regierung könnte daher noch mehr freiräume ermöglichen....
heute abend (19.11) kommt Klaus , der Geiger, ein netter liedermacher in die goethestrasse und gibt dort ein konzert (ab ca.19:30 uhr) ...

ein kurzvideo übers haus gibt es hier:
 http://www.de.indymedia.org/2002/11/34011.shtml
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Ergänzungen

Neoliberalismus in Aachen

Punxatan 18.11.2002 - 16:40
Typisch für eine Stadt in einer Grenzregion, in der ungestörte Wirtschaftsbeziehungen die Vorzüge der EU-Einigung hervorteten lassen sollen; und alles, was den heiligen Konsumfreuden der Yuppies entgegensteht, wird entsprechend behandelt.
Dafür spricht die soziale Ausgrenzung von Außenseitern genauso wie eine polizeiliche Überwachung und Verfolgung von allem Widerständigen.
Und das haben Grenzstädte so gemeinsam, wie sich auch in der Repression gegen NATO-Kritiker an tschechischen Grenzen zeigt...

@ BielefelderIn

Hippie-Hunter 18.11.2002 - 22:19
Was das Zitat mit dem Text zutun hat kannst du nich nachvollzihen? Na dann mal langsam zum mitdenken: Wer glaubt innerhalb dieser Verhältnisse das andere(Alternative, selbstgestalltete Leben) leben zu können, hat von der Totalität eben dieser nix verstanden. Wer dann noch meint ein Bündnis mit der "Gesellschaft", die bekanntlich eine kapitalistische, deutsche, rassistische usw. ist betreibt Politik und stütz die Verhältnisse mehr als das er sie kritisiert bzw. (perspektivisch)Abschafft!
Das so ein Beitrag aus Bielefeld kommt muß nich verwundern. Is auch so ne Altautonome-Hochburg! Von dem Naziaufmarsch im januar(?) hörte man ja gruseliges(keine Orga, scheiß Bündnisse, usw.)!

Ja und?

Kommie-Hunter 19.11.2002 - 14:03
Willst Du jemanden verbieten, anders zu leben? Bist Du ein Nationalrevolutionär, CDU-Wähler oder Polizist? Ich jage Dich doch auch nicht, weil Du dieses oder jenes toll findest.
Davon abgesehen: Um ne andere Welt zu schaffen, sind Freiräume und Strukturaufbau enorm wichtig. Aber das wird Dir jetzt wahrscheinlich zu kompliziert, weil sich sowas nicht in einfache Parolen packen lässt.

Hausbesung

Christian Wagemann 21.11.2002 - 17:37
In Erwägüng unser das da Häuser stehen werdend ihr uns ohne Bleib laßt müßen wir dann eben ja das wid sich lohnen............................................
Bertoldt Brecht



ps.Habe zur Zeit 21.11 einen Prozesstermin gehabt wegen Köln Chorweiler am 9.3 Pariser Platz Suche noch zeugen
wegen der Päfferspraysache in der U-bahnstation.Bin zur Zeit in Köln.