Berlin: Proteststurm aufs Freibad
Heute mittag versammelten sich vor den Toren des öffentlichen Freibads "Prinzenbad" in Berlin-Kreuzberg etwa 80 Menschen, um gegen die unsoziale Erhöhung der Eintrittspreise für die öffentlichen Bäder Berlins zu protestieren. Mittlerweile müssen 4 Euro für den Eintritt bezahlt werden, was sich im ärmsten Stadtteil Berlins keine Sau leisten kann. Deshalb bleibt das Bad in dieser Saison auch meistens weitgehend leer. Den Menschen und Familien, die bis letzten Sommer in das Bad gingen, wurde mit der Preiserhöhung ein sozialer Treffpunkt genommen. Diese Preiserhöhung zeigt eindeutig die ausgrenzende Wirkung von Eintrittspreisen. Deshalb forderten die Menschen vor den Toren auch "Freies Schwimmen für freie SchwimmerInnen", "Freibäder für alle" - und zwar umsonst! Doch es blieb nicht bei der Forderung...
Bullige Türsteher mit Hund und Stahltaschenlampe hatten sich bereits im Eingangsbereich postiert. Massig Polizei war vor Ort. Irgendwann kam Bewegung in die protestierenden Menschen, die eben noch "Zieht dem Senator die Badehose aus!" gesungen hatten. Es waren NachbarInnen aus Kreuzberg, Jugendliche, kleine Kinder, ältere StammschwimmerInnen - kurz: eine wirklich bunte Mischung. Sie begannen auf dem Eingangstor zu klopfen, "Wir wollen rein!", "Die Mauer muss weg!" zu rufen. Die Türsteher wurden eilig mit Polizisten verstärkt, dennoch konnten etwa zwanzig Menschen die Polizeikette durchbrechen und kostenlos schwimmen gehen. Die Antwort des Sicherheitspersonals war brutal: Ein Mensch wurde verletzt (verprügelt?), so dass er behandelt werden musste. Zwei Menschen wurden festgenommen. Brutales Geschubse, teilweise auf Kinder oder schwangere Frauen. Das war genug! Eine gehörige Portion Wasserbomben und verschissene Windeln flogen auf die Türsteher und die Polizei.
Grob und mit total bescheuerten Mackersprüchen drängten die Türsteher die Menschen aus dem Eingangsbereich und schlossen das schwere Eisengitter. Fortress Freibad, unbezwingbar, die Bullenkette im Eingangsbereich blieb zur Sicherheit dennoch lieber stehen und draussen forderten die Protestierenden die Freilassung der Gefangenen. Welch Pathos! Leider konnte nun überhaupt keineR mehr ins Schwimmbad, es war bestimmt 1 1/2 Stunden dicht! Die sowieso nicht sehr zahlreich anwesenden Gäste verliesen dieses nach und nach, angesichts des Polizeiaufmarschs im Freibad war die Badelaune weg. Einige solidarisierten sich mit den Protestierenden, ihr Anliegen, gegen die unsozialen Eintrittspreise zu protestieren, teilten die meisten.
Dann der zweite Angriff auf die Menschen vor den Toren: Die Kundgebung für die Freiheit der Gefangenen wurde kurzer Hand, mit Hinweis auf das Hausrecht des Bades, welches auch für den Platz vor dem Schwimmbad gilt, verboten und für aufgelöst erklärt. Die Menschen wurden über Lautsprecher der Polizeiwannen zum Verlassen des Platzes aufgefordert. Das Problem: auf dem Platz waren Menschen, die verärgert warteten, dass sich die Tore des Bads wieder öffnen, um (bezahlt) zu baden, Kinder, die durch die Gegend flitzten, Leute die tanzten, redeten und lachten. Unter Androhung einer Strafanzeige für JEDE auf dem Platz anwesende Person, verliesen die Menschen nach und nach den Platz und lösten sich allmählich auf...
Im großen Ganzen bleibt festzuhalten, dass sich die Menschen, trotz ihres, durch die Proteste eingeschränkte Badevergnügens mit den Protesten bzw. ihren Forderungen sympathisierten. Gegen die Polizei bzw. die Bäderbetriebe wurden von verschiedensten Seiten schwere Vorwürfe erhoben. Die Polizei streitet ab, einen Menschen verletzt zu haben, doch es haben sich Zeugen dafür gefunden, auch unter den Badenden.
Fazit am Ende: Dieses Mal konnten nur 20 Menschen umsonst baden, nächstes Mal sind es 200 und bald die ganze Stadt! Bald weiss die ganze Stadt, dass der rot-rote Senat über üble Sozialkürzungen und Freibadpreise, die Armen und Ärmsten abzockt, um das Geld der Bankgesellschaft in den Arsch zu schieben.
Doch bald sagt auch die ganze Stadt: "Wir sind doch nicht blöd! Keinen Cent für die Bankgesellschaft!". Dazu gibt es einen Aktionsratschlag am Montag, den 8. 7. um 19 Uhr im Statthaus Böcklerpark. Dabei soll vor allem Gruppen und Menschen, die sich gegen die Kürzungen im sozialen Bereich wehren, die Möglichkeit gegeben werden, ihre Situation kurz darzustellen, um danach möglichst ausführlich miteinander zu diskutieren und sich so auch kennenzulernen. Die Veranstaltung soll auf keinen Fall eine Podiumsdiskussion werden, breite Beteiligung ist also gefragt. Weiterhin ist geplant, dass ab August jeden Sonntag Aktionen im Grunewald (also da wo die Verantwortlichen für die Pleite wohnen) zu organisieren, gedacht war dabei an Sparziergänge o.ä.
SELBSTBESTIMMUNG STATT KAPITALISMUS!
DIE WELT IN DER WIR LEBEN, WOLLEN WIR SELBST GESTALTEN!!
Grob und mit total bescheuerten Mackersprüchen drängten die Türsteher die Menschen aus dem Eingangsbereich und schlossen das schwere Eisengitter. Fortress Freibad, unbezwingbar, die Bullenkette im Eingangsbereich blieb zur Sicherheit dennoch lieber stehen und draussen forderten die Protestierenden die Freilassung der Gefangenen. Welch Pathos! Leider konnte nun überhaupt keineR mehr ins Schwimmbad, es war bestimmt 1 1/2 Stunden dicht! Die sowieso nicht sehr zahlreich anwesenden Gäste verliesen dieses nach und nach, angesichts des Polizeiaufmarschs im Freibad war die Badelaune weg. Einige solidarisierten sich mit den Protestierenden, ihr Anliegen, gegen die unsozialen Eintrittspreise zu protestieren, teilten die meisten.
Dann der zweite Angriff auf die Menschen vor den Toren: Die Kundgebung für die Freiheit der Gefangenen wurde kurzer Hand, mit Hinweis auf das Hausrecht des Bades, welches auch für den Platz vor dem Schwimmbad gilt, verboten und für aufgelöst erklärt. Die Menschen wurden über Lautsprecher der Polizeiwannen zum Verlassen des Platzes aufgefordert. Das Problem: auf dem Platz waren Menschen, die verärgert warteten, dass sich die Tore des Bads wieder öffnen, um (bezahlt) zu baden, Kinder, die durch die Gegend flitzten, Leute die tanzten, redeten und lachten. Unter Androhung einer Strafanzeige für JEDE auf dem Platz anwesende Person, verliesen die Menschen nach und nach den Platz und lösten sich allmählich auf...
Im großen Ganzen bleibt festzuhalten, dass sich die Menschen, trotz ihres, durch die Proteste eingeschränkte Badevergnügens mit den Protesten bzw. ihren Forderungen sympathisierten. Gegen die Polizei bzw. die Bäderbetriebe wurden von verschiedensten Seiten schwere Vorwürfe erhoben. Die Polizei streitet ab, einen Menschen verletzt zu haben, doch es haben sich Zeugen dafür gefunden, auch unter den Badenden.
Fazit am Ende: Dieses Mal konnten nur 20 Menschen umsonst baden, nächstes Mal sind es 200 und bald die ganze Stadt! Bald weiss die ganze Stadt, dass der rot-rote Senat über üble Sozialkürzungen und Freibadpreise, die Armen und Ärmsten abzockt, um das Geld der Bankgesellschaft in den Arsch zu schieben.
Doch bald sagt auch die ganze Stadt: "Wir sind doch nicht blöd! Keinen Cent für die Bankgesellschaft!". Dazu gibt es einen Aktionsratschlag am Montag, den 8. 7. um 19 Uhr im Statthaus Böcklerpark. Dabei soll vor allem Gruppen und Menschen, die sich gegen die Kürzungen im sozialen Bereich wehren, die Möglichkeit gegeben werden, ihre Situation kurz darzustellen, um danach möglichst ausführlich miteinander zu diskutieren und sich so auch kennenzulernen. Die Veranstaltung soll auf keinen Fall eine Podiumsdiskussion werden, breite Beteiligung ist also gefragt. Weiterhin ist geplant, dass ab August jeden Sonntag Aktionen im Grunewald (also da wo die Verantwortlichen für die Pleite wohnen) zu organisieren, gedacht war dabei an Sparziergänge o.ä.
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
Papierausgabe
Schöne, tolle Aktion
Es ist eine Ungeheurtlichkeit, gerade auch für die PDS, darauf mit polizeistaatlichen Mitteln zu reagiern. So sollen also Arbeitslosigkeit und Armut bekämpft werden ...
während gleichzeitig "große Geschichte" in Form prunkvoller alter Adelshäuser (siehe Beliner Schloß) und moderner Herrschaftsarchitektur (siehe Kanzleramt) auch mit Steuerngeldern wieder zu nutzloser Ehre kommen soll. Auch der ständige Um- und Neubau des Deutschen Historische Museums zeigt, dass man in Berlin nach außen hin große Fassade zeigen will, während man gleichzeitig dem Berliner die kleinsten Vergnügungen auch im kulturellen Bereich mit großen Eintrittspreisen verbaut.
Die SZ wollte auch in Fortsetzung über die Aktion berichten, hier der erste Teil:
Die Butter auf
dem Brot
Berlin, Kreuzberg, das Prinzenbad. Zwei große Becken, ein Nichtschwimmerbecken mit Rutsche, ein Plantschbecken, kein Sprungturm, dafür Liegestühle. Hinten darf man auch FKK. Gäste: Hippies, Schwimmer, die wegen der großen Becken kommen und junge Türken (finden das mit dem FKK nicht gut). Ehrhard Kraatz, 48, ist seit 30 Jahren Schwimmmeister, also der Chef. Kraatz ist groß, Bademeister-Polo, die Haare, die auch mal mehr waren, sind blond. Ein Gast spricht ihn an.
Gast: Ist das wahr, dass die Autonomen kommen?
Kraatz überlegt. Stand in der Zeitung. Er hat die Polizei schon angerufen. Vor ein paar Tagen hatten sich einige Autonomen vor’s Bad gestellt und Flugblätter verteilt. Am Samstag, 6. Juli, wollen sie das Bad stürmen. Aus Protest. Den 1.Mai, und was die Revolution nennen, hat er schon erlebt.
Kraatz: Ob die Autonomen kommen? Die wollen nicht kommen, die wollen stürmen.
Kraatz zeigt dem Gast ein abgeheftetes Flugblatt. Darin ruft eine Organisation, die sich „Freischwimmer AG“ nennt, zum Widerstand gegen die Preiserhöhung des Senats bei den Bäderbetrieben auf. Es wird angekündigt, aus Protest ins Prinzenbad einzudringen.
Gast: Ist ja auch teuer. Vier Euro.
Kraatz: Und darum darf ich randalieren? Ich würde die an die Wand stellen.
Gast: Vier Euro ist zu viel.
Kraatz: Geh ich zum Busfahrer und mach seinen Bus kaputt, weil mir die Monatskarte zu teuer ist? Kann der was dafür? Nee, kann er nicht. Was ich mir anhören muss, an der Kasse. Faule Säcke und so. Früher, in den 70ern, bist du morgens zur Arbeit gekommen und wusstest nicht, ob du abends heil nach Hause kommst. Loch im Kopf, mit dem Messer gekitzelt, Stuhl im Rücken – gab es alles. Ich hab gesagt, lass dir nicht die Butter vom Brot nehmen.
Gast: Und?
Kraatz: Und? Na wir sind hart bei unserer Linie geblieben. Nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, und jetzt, jetzt ist Ruhe im Karton.
Gast: Von wegen Ruhe, die schließen doch ein Schwimmbad nach dem nächsten.
Kraatz: Das ist Politik. Die Oper, zum Beispiel. Die subventionieren die jeden Tag mit 150 Mark pro Sitz. Das ist wie beim Cargolifter, da wird ein Geld verschwendet... Und hier, wo Kinder sind – das lassen sie vor die Wand fahren. Von überall kommen die für die Oper. Singapur, USA, überall. Die zahlen auch mehr für den Kreis der Nibelungen.
War es richtig von Kraatz, seine Kur in Mölln zu machen? Wie lange kann er davon zehren? Und wird das Bad gestürmt? – Lesen Sie nächste Woche mehr.
Hohe Eintrittspreise rentieren sich nicht
Vielleicht ist das mit den Preisen so gewollt
hohe preise = ausgrenzung
ganz genau...
Berlin: Koordinierungstreffen für eine Kampagne und Proteste anlässlich des Wahlspektakels im September (offen für alle undogmatische und unhierarchisch organisierte Gruppen und Einzelpersonen): Do. 11.7. 19Uhr in der Köpi ( http://koepi.squat.net)
http://www.taz.de/pt/2002/07/06.nf/ressort.q,TAZ.re,sw
http://www.taz.de/pt/2002/07/06/a0138.nf/text
weitere Zeitungsberichte zur Aktion
http://www.taz.de/pt/2002/07/08/a0230.nf/text.name,ask8umZrT.n,1
Verhaftet / Verletzt ??
Wer weiss was von den Verhafteten & dem Verletzten? Bitte hier posten!!
Berliner zeitung stinkt
Am Ball bleiben
Das Presse-Echo hat gezeigt, dass diese Aktion auch ausserhalb des Kreises der ueblichen Verdaechtigen Aufmerksamkeit und vor allem auch Sympathie gefunden hat.
Wie waere es, diese Aktion woechentlich aufzuziehen? Jede Woche, SA, 14.00 Uhr, vor (und irgendwann vielleicht ja tatsaechlich IM) Prinzenbad.
Sicher wuerden mit der Zeit immer mehr Leute kommen, und der politische Druck wuerde dadurch steigen. An diesem konkreten Beispiel lassen sich die unsoziale Sparpolitik und ihre Auswirkungen sehr gut festmachen.
SA, 14.00 Uhr, Prinzenbad!
"Punker baden nicht"