Kiel: Protest gegen Burschenschafts-Veranstaltung

No pasaran! 17.05.2002 00:41 Themen: Antifa
Zum 15.5.2002 lud die "Alte Königsberger Burschenschaft Alemannia" aus Kiel zu einem Vortrag eines Veteranen der Legion Condor ein. Die Legion Condor war eine Eliteeinheit der Luftwaffe des nationalsozialistischen Deutschlands. Sie unterstütze den Faschisten Franco im spanischen Bürgerkrieg und zerstörte dabei ganze Städte.
Ca. 40 Menschen protestierten vor dem Haus der Burschen gegen die Veranstaltung, wobei die Polizei Pfefferspray und Schlagstöcke gegen die Protestierenden einsetzte, was zu mehreren Verletzten auf Seite der Protestierenden führte.
Auf ihrer Internetseite  http://www.alemannia-koenigsberg.de/ kündigte die dem rechten Rand der studentischen Verbindungen zuzurechnende Kieler Burschenschaft Alemannia die Veranstaltung folgendermaßen an:

"Mi, 15.5.02, 20.0 c.t.
Votrag: Die Legion Condor und der Spanische Bürgerkrieg
Dr.A.Münchmeyer, während des Spanischen Bürgerkriegs bei der Legion Condor, gibt Einblicke in den Bürgerkrieg, während dessen die hochgerüstete Luftwaffe des Deutschen Reiches eine bedeutende Rolle spielen sollte. Ein seltenes Tabuthema, interessant nicht nur für Historiker! Auf unserem Haus am Hindenburgufer 92, Eintritt und Getränke frei."

Ca. 40 Menschen folgten dieser Ankündigung und versammelten sich etwa eine halbe Stunde vor Beginn des Vortrags vor dem Eingang zum Grundstück der Burschen, da davon auszugehen war, dass die Veranstaltung einerseits der Relativierung und Heroisierung von NS-verbrechen dienen sollte, andererseits die politische Akzeptanz der Burschenschaft und ihrer reaktionären Inhalte fördern sollte. Die Protestierenden gaben ihrem Protest mittels Parolen, einem Kundgebungsbeitrag, Pfiffen und Transparenten zum Ausdruck. Auf einigen Transparenten wurde direkt Bezug auf die Veranstaltung der Burschen genommen ("Wer NS-Verbrechen huldigt, macht sich selbst mitschuldig! Burschenschaften anfechten!" oder "No pasaran!"), auf anderen wurde grundsätzliche Kritik gegen Herrschaft und Kapitalismus als Ursachen für reaktionäre Einstellungen und Krieg thematisiert. Weiterhin wurden Flugblätter an PassantInnen verteilt (Text unten).

Als einige BesucherInnen der Burschen-Veranstaltung sich Zugang zum Grundstück der Burschen verschaffen wollten und die Protestierenden nicht sofort untertänigst zur Seite wichen, sah sich die Polizei scheinbar genötigt, unvermittelterweise Pfeffergas und Knüppelschläge gegen die Protestierenden einzusetzen, wobei es zu einigen Verletzen auf Seite der Protestierenden kam. Nachdem verstärkende Polizeieinheiten rasch hinzutrafen wurden die Protestierenden auf die andere Seite der Straße gedrängt, wobei die Polizei wiederum überflüssigerweise Pfefferspray gezielt auf einzelne unter die Transparente hindurch sprühte. Daraufhin kam es noch zu Beschimpfungen gegen einzelne durch die Polizei (z.B. "Du Stück Scheisse" mit anschließendem Gelächter auf Seiten der Polizei).

Interessant war noch, dass eine ganze Reihe VertreterInnen der Studierendenschaft aus Studienenden-Parlament und AStA den Einladungen der Alemannia gefolgt sind und ihre Veranstaltung aufsuchten, darunter auch Menschen aus Junge Union und den sogenannten Jung-SozialistInne, kurz Jusos. Einer von ihnen (Jusos) sah sich sogar zu einer Entschuldigung genötigt, dass er eine derartige Veranstaltung besuchte. Er verlautbarte, dass man schließlich mit den Burschen der Alemannia diskutieren müsse, um sich mit Ihnen auseinandersetzen zu können. Dass die Burschen dies genauso sehen und dies völlig in ihrem Interesse liegt, ist offenbar.


Hier der Text der verteilten Flugblätter, der auch als Redebeitrag verwendet wurde und in dem auf die historische Rolle der Legion Condor eingegangen wird:


"Schluss mit der Rechtfertigung der faschistischen Verbrechen!!

"Die Legion Condor und der Spanische Bürgerkrieg" - so lautet der Titel einer Veranstaltung, zu der die Kieler Burschenschaft Alemannia am 15. Mai 2002 einlädt. Wer den nationalistisch-militärischen Männlichkeitskult der Burschenschaft und ihre geschichtsklitternde Verharmlosung des deutschen Faschismus kennt, der / die wird davon ausgehen, dass in dem als "Zeitzeugenbericht" abgekündigten Vortrag die Verbrechen des Nazi-Regimes verharmlost, wenn nicht geleugnet werden. Dabei ist gerade die Legion Condor ein Symbol für die Verechen des deutschen Faschismus.

Von 1936 bis 1939 tobte in Spanien der Bürgerkrieg. In demokratischen Wahlen hatte Mitte Februar 1936 eine linke Regierung eine parlamentarische Mehrheit erringen können. Die herrschenden Klassen, Großgrundbesitzer, Kirche und Militär verstärkten daraufhin ihre Unterstützung für die faschistsiche FALANGE-Partei; das Militär bereitete den Putsch gegen die demokratische Regierung vor. Insbesondere Mannschaftsdienstgrade der spanische Marine verhielten sich jedoch loyal gegenüber der gewählten Regierung. Auch die Luftwaffe hatte sich den Putschisten um den späteren Diktator Franco nicht angeschlossen.
In dieser Situation griffen das von Faschisten regierte Italien und Nazi-Deutschland den rechten Militärs in Spanien unter die Arme. In einer Geheimaktion wurde in Deutschland die sogenannte Legion Condor aufgestellt und ab Juli 1936 nach Spanien verlegt. Die ersten Transportflugzeuge waren für die putschenden Militärs von entscheidender Bedeutung, denn Franco saß mit seinen Truppen in Marokko fest. Gemeinsam mit italienischen Flugzeugen wurden 15.000 marokkanische Soldaten und spanische Fremdenlegionäre sowie 270 Tonnen Kriegsmaterial auf das spanische Festland geflogen. Unter der Tarngesellschaft "Reisegesellschaft Union" trafen Anfang August die ersten deutschen Soldaten, die aus Tarnungsgründen offiziell aus der deutschen Wehrmacht entlassen worden waren, in Spanien ein. Wie Hermann Göring beim Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg 1946 bestätigte, ging es der Nazi-Führung bei diesem Einsatz auch um die Erprobung neuen Militärgeräts und von Einsatzverfahren der Luftwaffe. So verfügten viele Einheiten der Wehrmacht beim Überfall auf Polen 1939 bereits über fronterfahrenes Personal. Der Einsatz der Legion Condor ist damit ein wichtiger Teiol der Eroberungs- und Vernichtungspolitik des deutschen Faschismus gewesen.
Wiederholt bombardierten deutsche Soldaten ab Herbst 1936 die spanische Hauptstadt Madrid mit Flächenbombardements. Die Stadt brannte tagelang, eine Fluabwehr existierte praktisch nicht. Zu weltweiter trauriger Berühmtheit gelangte die Legion Condor durch die Zerstörung der Ortschaft Guernica am 26. April 1937. Nach offizieller Lesart der Nazis, die noch heute von extremen Rechten und Burschenschaften verbreitet wird, galt der Angriff der Zerstörung einer militärisch wichtigen Brücke. In der Stadt hielte sich viele Flüchtlinge auf; dennoch erging der Befehl der Bombardierung "ohne Rücksincht auf Zivilbevölkerung". In mehreren Angriffswellen, an denen auch Jagdflugzeuge beteiligt waren, die mit ihren Maschinengewehren auf Männer, Frauen und Kinder in den Straßen und umliegenden Wäldern Jagd machten, wurde die Stadt durch Brandbomben weitgehend zerstört und unbewohnbar gemacht. Die Steinbrücke wurde nicht getroffen. Die Befehlshaber der Legion Condor sahen den Einsatz, der wegen seiner Brutalität und Zerstörungswut weltweite Proteste auslöste, als Erfolg an. Der mörderische Luftkrieg gegen Zivilbevölkerung gehörte von nun an zur Strategie der deutschen Kriegsführung. Insgesamt wurden in Spanien rund 20.000 deutsche Soldaten eingesetzt. Am 19. März 1939 beteiligte sich die Legion Condor am Siegesmarsch der Faschisten unter General Franco in Madrid; wenige Wochen süäter nahm Hitler in Berlin den Vorbeimarsch der Flieger, Panzerfahrer und Artilleristen ab, die sich an der Zerschlagung der spanischen Demokratie beteiligt hatten.
Führende Angehörige der Legion Condor machten später Karriere in der Bundeswahr, so Heinz Trettner, der es gar zum Genaerlainspekteur der Bundeswehr brachte. Nach dem Jadgflieger Werner Mölders sind noch immer Kaserner benannt. Erst 1997 kam es bei der offiziellen Gedenkfeier in Guernica zu einem Schuldbekenntnis von offizieller deutscher Seite. Eine Verurteilung der grundsätzlich völkerrechtswidrigen Intervention Nazi-Deutschlands im spanischen Bürgerkrieg steht noch ebenso aus wie eine Ehrung derjenigen Menschen, die sich freiwillig an der Verteidigung der rechtmäßigen Regierung in Spanien beteiligt haben.

Es würde uns nicht wundern, wenn die Kieler Burschenschaft Alemannia hingegen die Verbrecher von damals mit ihrer heutigen Veranstaltung ehren wollte!

Deutsche Täter sind keine Opfer!!!
Gegen Geschichtsleugnung und deutsche Widerlichkeit!!!
Kein Vergeben - kein Vergessen!!!

Kieler AntifaschistInnen, Mai 2002"
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Ergänzungen

Dazu fällt mir ein

17.05.2002 - 01:25
Die Korrupte Bande um Diepgen-Landowski, die Berlin in den 80ern und 90ern mit SPD-Hilfe wie eine Weihnachtsganz ausgenommen haben (und mit den Baufilz-Aktionen die Hausbesetzerbewegung geradezu mit "herangezüchtet" haben) war ja auch irgendwie mit rechten Burchis verbandelt. Schon interessant, wo einen diese Connections mal hinbringen...

Frage

Frager 17.05.2002 - 01:28
Irgendwie waren/sind ja nicht alle Burschis so rechts wie die oben genannte. Viele sind einfach "nur" konservativ. Was ist da dran? Wie verteilt sich das? Vor 100 Jahren sollen von denen mal progressive Impusle ausgegangen sein, stimmt das? Ich weiss, daß die Bürgerwehren auch mal progressiv waren: Bewaffnung, um der Regierung trotzdem zu können - also anders als was die heute sind.

Wie sie waren, wie sie sind

Marcus Hammerschmitt 17.05.2002 - 11:00
In vollem Wichs

Wenn Burschenschaftler in der Öffentlichkeit gut Wetter machen wollen, dann erwähnen sie meistens ihre "demokratischen Wurzeln". Dann wird ein Bild von diesen Vereinigungen gezeichnet, als seien sie republikanisches Urgestein, geradezu Hüter einer demokratischen Tradition in Deutschland und Garanten ihrer Fortentwicklung. Sie singen dann nicht nur "Der Mai ist gekommen" sondern auch "Die Gedanken sind frei". Obwohl das größere Publikum aufgrund ihrer absurden Mannbarkeitsriten, ihres rückwärtsgewandten Traditionalismus und antidemokratischen Elitarismus ein gesundes Mißtrauen gegenüber den Burschenschaften hegt, sind ihm doch die konkreten Wurzeln dieser studentischen Trachtenvereine unbekannt. Peter Hacks hat einen schönen Text geschrieben, der darüber aufklärt:

 http://www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/low_burschen.html

Grüße,

M. Hammerschmitt

 http://www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/high.html
 http://www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/low_linkskurve.html

Info oder Meinung?

Hannes Gnad 17.05.2002 - 11:02
Manchen kann man es nie passend machen. Da wird sich beklagt, Krieg, NS-Zeit, etc., gerieten in Vergessenheit. Dann lädt ein Bund einen Zeitzeugen zum Vortrag, und prompt wird dagegen demonstriert, weil ganz selbstverständlich unterstellt wird, mit der Wahl des Zeitzeugen sich dessen angenommen Ansichten (auf die nirgends eingegangen wird) zu eigen zu machen, oder ganz prinzipiell "böse" zu sein.

War auch jemand als Teilnehmer bei der Veranstaltung? Was hat der Veteran erzählt, wie sah' er die Dinge damals, wie heute? Wie reagierte das Publikum?

Veteranen

Marcus Hammerschmitt 17.05.2002 - 12:11
Nun, der Veteran Hannes Gnad und seine studentische Dauer-Kappensitzung "Hilaritas"

 http://www.uni-stuttgart.de/hilaritas/

(Der Betreuer dieser Seiten: Hannes Gnad)

sehen die Dinge wie immer. Abschnitt "Was wir wollen" zum Thema "Vaterland":

Vaterland

Vaterland steht für die Forderung nach Einheit des deutschen Vaterlandes in Frieden und Freiheit, und die Wahrung des Selbstbestimmungsrechtes des deutschen Volkes in einem Europa freier Völker.

Die NPD sagt's nicht so fein, meint aber dasselbe. "Selbstbestimmungsrecht des deutschen Volkes" meint die Abwehr gegen jede Form von Vernunft, die für die Deutschen seit der französischen Revolution immer von außen kommen mußte. "Europa freier Völker" meint, daß jeder da bleiben soll, wo er herkommt, damit die Deutschen in ihrem sauberen Volkstum ihn nicht kennenlernen brauchen.

Deutschland, deine Veteranen. Bessre Kameraden findst du anscheinend immer noch nit.

Grüße,

M. Hammerschmitt

 http://www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/high.html
 http://www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/low_linkskurve.html

an die kieler antifa

ede 17.05.2002 - 14:25
ums kurz zu machen:
entweder seid ihr antifaschistisch oder nur antideutsch.
eure inkommunikative art wird euch immer ins abseits stellen. eure spekulationen ueber den inhalt der veranstaltung waren mehr als unsachlich, und wenn ihr mit reingegangen waert (eintritt und getraenke frei!!!) und sachlich eure meinung geaeussert haettet, falls der inhalt der veranstaltung euren befuerchtungen entsprochen haette, dann koenntet ihr euch jetzt zu recht drueber beschweren. so hat die linke in deutschland einmal mehr bewiesen, dass sie unfaehig ist, sich von der respektlosigkeit anderen gegenueber zu befreien, die sie dem rest der welt immer vorwirft.

mit

student 17.05.2002 - 15:51
autoritären, hierarchischen, frauenfeindlichen, ausländerfeindlichen, nationalistischen und/oder faschistoiden männerbünden gibt es nichts, aber schon gar nichts zu besprechen.

nähere infos zu der bande in der neuen asta broschüre:
 http://www.stuve.uni-muenchen.de/antifa/burschenreader.htm

Nein zur Geschichtsfälschng!

Buenaventura 17.05.2002 - 16:19
Man kann ja wohl nicht im Ernst von einer Burschenschaft, wie den "Königsbergern" in Kiel, erwarten, sich kritisch mit der Nazi-Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Wer so etwas erwartet, hat offensichtlich keine Ahnung von der politischen Einstellung dieser feinen Gesellschaft. Fakt ist, dass die AKB ("Alte Königsberger Burschenschaft Alemannia zu Kiel") auch in der Vergangenheit des öfteren durch geschichtsfälschende, "revisionistische" Äußerungen aufgefallen ist. Oder ist es etwa normal, die "Wiedervereinigung" Kaliningrads mit Deutschland zu verlangen? Auch die Verlinkung der Internet-Seite der NPD-Kiel mit der Seite der AKB spricht doch eigentlich für sich, oder?
Das der Asta der Uni Kiel davon keine Ahnung hat erscheint nicht gerade glaubwürdig. Naja, da ist ja immerhin auch ein Mitglied einer schlagenden Verbindung mit drin.
Natürlich wäre es interessant zu wissen, was für einen Schwachsinn sich die Burschis mal wieder ausgedacht haben um die Kriegsverbrechen der Legion Condor zu rechtfertigen (Wahrscheinlich war das Wetter in Guernica so schlecht, dass sie das "eigentliche Ziel" verfehlt hatten und statt dessen mal eben 70 % der Stadt zerstört und eine Menge unschuldiger Menschen getötet haben - natürlich bloß aus Versehen!). Aber warum sollte man über historische Fakten denn bitte diskutieren? Das würde doch nur dem Ansehen der Burschis und ihren verqueren Geschichtsverfälschungen dienen!
Es bleibt dabei: Deutsche Täter sind keine Opfer!
Kein "Dialog" mit Geschichtfälschern!

Burschis? Nein, danke!

Nin 17.05.2002 - 16:23
Die Geschichte der NS-Verbrechen darf nicht in Vergessenheit geraten. Es muss aber auch Protet dagegen geben, diese Geschichte heute falsch und zu Gunsten der Verbrecher darzustellen. Genau dies ist am Mittwoch geschehen.
Schön für die Kieler Burschenschaft, wenn ihnen gleich ein Kamerad aus Stuttgart zu Hilfe eilt, um sie bei ihren Fälschungen zu unterstützen, Herr Gnad!

Alte Reader und Zuweisungen

Hannes Gnad 17.05.2002 - 16:37
Über den wirklichen Inhalt der Veranstaltung ist immer noch nichts geschrieben worden, schade eigentlich. Statt dessen kommen Beschimpfungen, Vermutungen und Phantastereien. Meister Hammerschmitt packt einen ohne Hemmungen (und ohne jeglichen Beleg) gleich zur NPD mit in die Schublade, und folgert aus dem in der UN-Charta festgeschriebenen Recht auf Souveränität die Ablehnung von Vernunft und Aufklärung. Gar nicht schlecht, auf *diese* Auslegung muß man erstmal kommen! =:)

BTW, der Münchner Reader (habe den mal komplett ausgedruckt und gelesen) ist leider kein besonders tolles Werk: Viel (altes, falsches und einseitiges) abgeschrieben, ergänzt durch weitere Fehler (Topleistung: Klaus Kinkel von der CDU.). Links auf "gute" Reader gibt es via ... siehe URL.

also nochmal

ede 17.05.2002 - 16:47
als wenn alle dort organisierten von vorneherein zu menschlicher kommunikation unfaehig waeren.
die burschenschaften sind in sich erst mal alles andere als strengstens hierarchisch, da waescht ein leben lang eine hand die andere. dass das gesamtgesellschaftlich elitaere kungelei darstellt, muss den leutchen, die rekrutiert werden, nich unbedingt auffallen bei der aeusseren darstellung der burschenschaften, und einmal dabei, die wirtschaftlichen vorteile geniessend, uebersieht man vieles gern. wenn den leutchen einer die zusammenhaenge ihres handelns mit den geschehnissen auf dieser welt klarmachen wuerde, dann haetten die burschen vielleicht weniger nachwuchs. mit den meinungen is das sone sache, da macht sich jeder seine eigene. und dafuer braucht er argumente. die burschenschaften liefern welche, auch wenn se in unseren augen falsch sind, aber ihr liefert nichts dagegen.

Meister Gnad

Marcus Hammerschmitt 17.05.2002 - 17:39
Tja, der Meister Gnad. Vorhin wollte er hier noch den Liberalen markieren, indem er den unbedarften Lesern so fürnehm seine Verbandszugehörigkeit vorenthält. Kaum ist er daran erinnert worden, fängt der Ablenkungszirkus an: "UN", "Souveränität" und was dergleichen Nobilitierungsversuche noch sind. Stichwort "Selbstbestimmungsrecht" - österreichische Korporierte reden ein wenig klareren Klartext:

"Gleichzeitig wird versucht, mit Hinweisen auf das Selbstbestimmungsrecht und die angebliche Willkürlichkeit der gegenwärtigen Grenzen, die großdeutsche Idee wachzuhalten. So heißt es auf der Internetseite der Oberösterreicher Germanen: >Unser Vaterland ist die angestammte kulturelle und geistige Heimat aller Deutschen, unabhängig von staatlichen Grenzen. Das Vaterland und seine kulturelle Identität auf der Basis des Selbstbestimmungsrechtes der Völker zu bewahren, lebendig zu erhalten und zu schützen, ist Pflicht jedes Deutschen.<"

Die "Deutsche Burschenschaft" (DB), Dachverband auch für die Burschen von der Hilaritas, ist sogar dem Hamburger Verfassungsschutz ein wenig zu rechtslastig:

Laut Hamburger Verfassungsschutz scheinen innerhalb des deutsch-österreichischen Dachverbandes Deutsche Burschenschaft (DB) jene “Kräfte an Gewicht zu gewinnen, die eine starke Affinität zum nationalistischen Lager aufweisen”[4]

 http://www.vvn-bda.de/freising/bursch.htm

"Deutsches Selbstbestimmungsrecht für Fortgeschrittene" könnte man das nennen. Aber so reden natürlich nur die bösen Rechtsradikalen. Mit denen will Meister Gnad und seine hilarious Hilaritas nichts zu tun haben, außer wenn es in gut altdeutscher Tradition und liberaler Tarnung darum geht, den Kieler Gesinnungsfreunden von der "Alten Königsberger Burschenschaft Alemannia zu Kiel" beizuspringen.

"Selbstbestimmungsrecht" nach Art und Geschmack des Burschenmilieus? Lieber doch nicht.

Grüße,

M. Hammerschmitt

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Sensationelle Enthüllungen!

Hannes Gnad 17.05.2002 - 18:15
Ist ja unglaublich, was M. Hammerschmitt alles zutage fördert, schon fast exklusive Enthüllungen. =:*)

Man kann auch einfach meinen Namen bei google eingeben, oder ein paar Wochen de.soc.studium.verbindungen mitlesen. Dann würde man auch bemerken, daß ich den "Liberalen" nicht extra markieren muß, denn meine Parteitendenz ist auch kein Geheimnis.

Der Freisinger Link war mir noch unbekannt, wird bald in die Sammlung aufgenommen. Mit dem VS zu argumentieren ist allerdings etwas schwach, wenn man, wie die VVN-BdA, selbst in jedem VS-Bericht (unter DKP-Umfeld) steht.

Bleibt die ewig junge Vaterland-Diskussion. Das Thema ist in der DB immer in der Diskussion, und wenn Du Dich wirklich auskennst, weißt Du auch, wie mein Bund dazu steht.

Burschenschaften anfechten!

Nin 17.05.2002 - 18:29
Wer vom "Deutschen Volk" faselt und sich darauf positiv bezieht, hat sowieso nicht mehr alle! Diese völkische Idiotie brauchen wir uns doch wohl nicht wirklich anhören, oder?
Das die AKB extrem weit rechts steht ist ja wohl kein Geheimnis. Und ich muß ja auch nicht Sonntags in die Kirche gehen um zu wissen, wovon der Pfarrer spricht und dass ich trotzdem nicht an Gott glaube. Erwartet irgend jemand wirklich, dass ein Nationalistenverein wie die AKB etwas Negatives über die Nazi-verbrechen sagt?
Erwartet irgend jemand wirklich, dass jemand der sich selbst als Teil des "Deutschen Volks" sieht, nur ein Mindestmaß an Fortschritt aufweisen könnte? Wohl kaum!
BURSCHENSCHAFTEN ANFECHTEN!

Ablenkungszirkus, die zweite

Marcus Hammerschmitt 18.05.2002 - 00:08
Und weiter geht es mit dem Ablenkungszirkus: Das sei ja erstens alles gar nicht neu, der Vorwurf des Nationalismus resp. des Rechtsradikalismus werde von lauter Kommunisten erhoben, die rechte Vaterlandsliebe sei stets ein Gegenstand der Diskussion usw. usf. etc. pp. Am Nebelwerfer: der Gnad Hannes. So macht er es jahraus, jahrein, und der wohlbestallte Vorrat an Nebelkerzen will sich nicht erschöpfen. Einziger Zweck der Übung: Vertuschung, Verleugnung, Verdrängung. Alles soll nicht wahr sein, vor allem nicht, daß die studentischen Traditionsvereine des immerwährenden nationalen Faschings die Tradition wahren. Sie wollen beides. Sie wollen die Burschen mit ihrem nationalen Hahnenstolz, ihrer bräsigen patriarchalen Selbstbeweihräucherung, ihrem poweren und patzigen Gestus verhinderter Herrenmenschen sein, aber sie wollen es nicht zugeben. Sie wollen besoffen mit ihren Karnevalsdegen in der Gegend herumfuchteln, aber man soll sie deswegen nicht auslachen. Und gerade in dieser verbohrten Leugnung, in dieser alkoholschwangeren Ehrenkäsigkeit sind sie Deutsche, wie sie am deutlichsten ihrem Urvorbild, dem "Turnvater Jahn" gleichen:

Über Jahn mag ich nicht breit werden. Es gibt kaum eine geschichtliche Gestalt, an der alles abstößt. Irgendeinen menschlichen Zug hat ja sonst jeder, nur eben Jahn nicht. Wer so denkt wie Jahn, muß nicht auch noch sprechen wie Jahn, wer so spricht, muß sich nicht auch noch so aufführen, wer sich so aufführt, muß nicht auch noch so aussehn. Auch ein Wohlwollender wird zugeben, daß der Mann übertreibt. In seinen "Runenblättern" forderte er ein "heiliges deutsches Kaiserreich", welches nicht nur Österreich, sondern auch die Niederlande, die Schweiz und Dänemark umfassen und gegen "sprach- und stammfremde Wälsche und Wenden" sich abgrenzen sollte; so sehr deutsch fühlte er einmal, noch um ein paar Eroberungen deutscher als der Reichsfreiherr. Ich selbst habe keine Abneigung gegen die Deutschen. Ich ziehe sie, vielleicht stärker, als ich sollte, den meisten Völkern vor. Aber Jahn ist der Vertreter des (Gervinus) "Alt- und Starkdeutschtums", wie es schwitzt und pisst, und alle nationalistischen Scheusale nach ihm ähneln ihm ein wenig. Sogar Arminius und Sigimer, Jules Vernes häßliche Stahlstadt-Deutsche, sind von Benett nach seinem Bilde gezeichnet. Er geht durch das Rüpelspiel unseres vaterländischen Grobianismus, als wäre er der Ewige Arier persönlich.

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Grüße,

M. Hammerschmitt

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Kritik und Interpretationen

Hannes Gnad 18.05.2002 - 01:18
Ich habe nicht geschrieben, daß Kritik an der Burschenschaft nur "von lauter Kommunisten" erhoben würde. Hinweis: Der größte Kritiker ist zur Zeit Minister Beckstein (CSU), selbst korporiert.

Nur schade, daß keine sinnvolle Diskussion aufkommen mag: Sinnfreie Beschimpfungen, jedes mögliche Argument wird als "Nebelkerze" oder "Vertuschung, Verleugnung, Verdrängung" (Rhetorik I: Überzeuge das Publikum, Dein Gegenüber lüge mit jedem Wort) zugeschüttet und jeder Sachverhalt mit Phrasen (und *unglaublichen* Überinterpretationen von allem und jedem) erstickt, und wenn die ausgehen, kommt wieder Hacks alter Text.

Nun ja, wer's glauben möchte ... und wer mehr wissen möchte als M. Hammerschmitts kleines und einfaches Schwarz-Weiß-Weltbild, möge in de.soc.studium.verbindungen reinschauen.

Und wenn sie nicht gestorben sind......

Tekkengott 18.05.2002 - 02:35
Alles, nun ja, fast alles, hatte mal zu gegebener Zeit seine Berechtigung und vielleicht sogar seinen Sinn. Die Burschenschaften waren vielleicht auch mal sinnvoll und vertraten seinerzeit sogar moderne, revolutionäre Ideen. Denn das damals herrschende Gegenmodell war nunmal die rückwartsgewandte Monarchie, die ausgedient hatte. Der Nationalstaat war so gesehen eine Weiterentwicklung. Doch alles was einmal stark und gut war büßt diese Qualitäten nunmal im Laufe der Zeit, besser im Laufe der Geschichte, ein. Heute sind es die Burschenschaften die rückwärtsgewandt und reaktionär sind. Und wenn sie sich dreimal auf ihre angeblichen demokratischen Wurzeln berufen, sie sind so überflüssig wie nur was sein kann. Ein einziger Anachronismus. Nicht mehr als eine Ansammlung dümpelnder Nationalisten und selbsternannter Hüter von (selbst erfundenen) Traditionen von Anno Dazumal. Wie heißt es doch so passend : Lieber ein Geschwür am After, als ein doitscher Burschenschaftler!! Prost!

Ablenkungszirkus, die dritte

Marcus Hammerschmitt 18.05.2002 - 16:01
Im Kommentar "Kritik und Interpretationen" gibt dann der Meister Gnad ein weiteres Beispiel für seine "begnadeten" Diskurstaktiken, die er immer dann anwendet, wenn ihm etwas nachdrücklicher auf den Zahn gefühlt wird.

Rhetorischer Kunstgriff 1: Zu unseren schärfsten Kritikern gehrt derzeit der bayerische Innenminister Beckstein, bekanntermaßen ein strammer Rechter. Das muß doch irgendwie darauf hindeuten, daß wir so gar rechts nicht sind.

Nun denn. Daß CSU-Politiker, deren vornehmstes strategisches Ziel es seit Jahrzehnten ist, rechts von der CSU keine relevante politische Kraft aufkommen zu lassen, Burschenschaften zu kritisieren, die sich eindeutig faschistisch positionieren, macht aus den anderen Burschenschaften eben noch keine Demokraten. Die gekünstelte Empörung nicht offen rechtsradikaler Burschenschaftler über das Gebahren zum Beispiel der Münchner Danubia

 http://www.welt.de/daten/2001/06/20/0620mu262054.htx

bezieht sich analog weniger auf ideologische Grundsatzunterschiede, denn auf Benimmfragen.

Rhetorischer Kunstgriff 2: Der Gegner ist diskussionsunwürdig und -unfähig, er hört nicht auf Argumente und steuert selbst keine bei.

Man kann dem Meister Gnad und den Seinen seitenlang Belege für die destruktive Rolle ihrer Verbände in der Gesellschaft, für ihre Verstrickung in den historischen und den aktuellen Faschismus etc. vorlegen, sie werden sich immer auf die raren Ausnahmen berufen, auf einige wenige Burschenschaftsmitglieder, die geeignet sind, den Burschenunfug in einem besseren, vielleicht sogar irgendwie antifaschistischen Licht erscheinen zu lassen. Weist man ihnen quantitativ und qualitativ nach, daß sie damit diese Ausnahmen mißbrauchen, um das Eigentliche, den Mainstream, die Regel zu vertuschen, werfen sie einem Diskussionsunfähigkeit vor.

Rhetorischer Kunstgriff Nr. 3: Alle diejenigen, die doch diskutieren wollen, laden wir zu uns ein, auf unsere Verbindungshäuser, in unsere Internet-Diskussiongruppen etc. Dort können sie sich vom wahren Wesen der Burschenschaften überzeugen.

Oh ja. Ich kann nur empfehlen, dieser Einladung nachzukommen. In der Usenet-Newsgroup de.soc.studium.verbindungen kann man nämlich live beobachten, wie die selbsternannte Elite der Nation ihre hart erkämpfte Wolfsrudelgesinnung auslebt: Untereinander fliegen die Fetzen über die Frage, wer die eigentliche Avantgarde des korporierten Studententums sich nennen darf; gegen Nichtkorporierte, die Kritik zu äußern wagen, rottet man sich unter dem Schlachtruf der Blutsbrüderschaft zusammen. Ich habe die Herrenmenschen-Azubis auch schon ausgiebig im realen Leben in Aktion erleben dürfen (sei's im Job, sei's auf der Straße, sei's in der Kneipe), und kann daher bestätigen, daß das virtuelle Betragen demjenigen im Normalalltag durchaus entspricht.

Das Interessante an all den Entlastungs-, Ablenkungs- und Verschleierungsdiskursen, die Meister Gnad und die Seinen benutzen, ist die Tatsache, daß sie bis ins Detail von anderen einschlägigen Sekten, Weltanschauungsvereinigungen und Vereinen bekannt sind. Ob man mit Anthroposophen streitet, mit Tibetjüngern, bekennenden Christen, oder Esoterikern der New Age-Fraktion, es ist überall dasselbe: Wenn man Ihnen die stabilen Beziehungen ihrer Ideologie zu Nationalismus, Faschismus und anderem rechten Dreck nachweist, wird die Nebelmaschine angeworfen, bis die Luft zum Schneiden dick und schlechthin nicht mehr atembar ist. Und all das ist so vergeblich, weil die Belege so klar auf der Hand liegen - was wiederum an dem Hakenschlagen, Schattenboxen und Antäuschen all der begnadeten Diskursethiker nichts ändern wird: Je größer der Misthaufen ist, je offener er mitten auf der Straße liegt, desto mehr Rosenwasser wird vergossen, um seinen Gestank zum Verschwinden zu bringen.

Grüße,

M. Hammerschmitt

 http://www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/high.html
 http://www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/low_linkskurve.html

Immer fair bleiben

Hannes Gnad 18.05.2002 - 23:56
"Daß CSU-Politiker, deren vornehmstes strategisches Ziel es seit Jahrzehnten ist, rechts von der CSU keine relevante politische Kraft aufkommen zu lassen, Burschenschaften zu kritisieren, die sich eindeutig faschistisch positionieren, macht aus den anderen Burschenschaften eben noch keine Demokraten."

Das unterstellt, daß alle Burschenschaften undemokratisch bzw. deren Mitglieder undemokratisch seien, der obige Satz ist in in dieser Hinsicht grammatikalisch ungenau. Beide Unterstellungen sind falsch, und bringst trotzdem solche Unwahrheiten bewußt vor.

Wenn Bünde und/oder Einzelpersonen das demokratische Spektrum verlassen, kommt es zu Presseberichten, Empörungen und internen Untersuchungen, die weder gekünstelt noch vorgeschoben sind.

Was die Betrachtung der Geschichte angeht, so wird das (auch dank des zeitlichen Abstands) heute ehrlicher gesehen als früher, trotzdem gab und gibt es zugegebenmaßen immer noch große Defizite. Leider taugt die meiste Literatur wenig: Entweder gibt es dürre Werke aus stramm linker Feder (Hacks, Elm, Gottschaldt, Heither, etc.), die mehr Parteibuch denn historische Darstellung sind. Oder bunte Werke aus Verbindungshand, voller netter Bilder und Anekdoten, und selten mit Einsicht, Offenheit oder gar Selbstkritik. Richtig gute Werke sind selten ...

Kritik ist erwünscht, wenn sie ehrlich oder gar konstruktiv gemeint ist. Was allerdings eine seltene Ausnahme ist, üblich ist eine offen erklärte Vernichtungsabsicht, aus (hochschul-)politischen Gründen.

Business as usual

Marcus Hammerschmitt 19.05.2002 - 12:51
Ganz wie üblich: Meister Gnad fordert Fairness - von anderen.

Demokratie? Die Burschenschaften haben eine antidemokratische Blutspur durch die deutsche Geschichte gezogen. Ihre ganze raison d'être ist Unterdrückung nach innen und nach außen, ihre Geschichte ist davon bestimmt, genau wie ihr innerer Aufbau und ihr gesellschaftliches Handeln heute. Wer sich die Mühe machen will, kann nach den Stichworten "Saul Ascher 1817", "Antisemitenpetition 1880", "Kyffhäuserverband", "Bücherverbrennung 1933" suchen; die aktuellen Querverbindungen zum organisierten und unorganisierten Rechtsradikalismus sind ohnehin bis zum Überdruß belegt. Sie waren, sind und bleiben die akademischen Sturmabteilungen der treudeutschen Dummheit. Herbert Marcuse brachte es so auf den Punkt: »Im Programm der akademischen Burschenschaften [...] wurde viel von Freiheit und Gleichheit gesprochen, aber es war eine Freiheit, die das althergebrachte Vorrecht einzig der germanischen Rasse sein sollte, und eine Gleichheit, die allgemeine Armut und Entsagung bedeutete.«

Aber es soll natürlich alles nicht wahr sein. Adorno hat einmal gesagt: "Ein Deutscher ist ein Mensch, der keine Lüge aussprechen kann, ohne sie selbst zu glauben." Würde man das wörtlich nehmen, wären die Propagandisten des Korporiertenmilieus durch die Bank Musterdeutsche.

Grüße,

M. Hammerschmitt

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Mosaiksteinchen und Schluß

Hannnes Gnad 19.05.2002 - 18:25
[Vorbemerkung: Bevor diese Seite zu lang wird, lasse ich es mit diesem Eintrag gut sein. Die Diskussion, zäh angelaufen, ist nun allgemein, und hat mit dem Startartikel nichts mehr zu tun (hatte sie je?) - ein Bericht, was bei der Vortragsveranstaltung wirklich gesagt wurde, fehlt derweil bis zuletzt ... ]

Niemand bestreitet historische Fakten, was z.B. Antisemitismus oder fanatische Begeisterung für den NS angeht. Doch das sind nur Teile der Gesamtgeschichte, kein komplettes Bild. Schaut man die Teilchen unter:

 http://www.burschenschaft.de/geschichte/wegbereiter.htm

an, könnte man meinen, die Burschenschaft habe die Demokratie in Deutschland erfunden - was in im Gesamtbild genauso wenig stimmt wie die "Wegbereiter des Faschismus"-Theorie.

Der heutige Aufbau der DB wie der Einzelburschenschaften ist selbstverständlich demokratisch, wie bei jedem anderen Verein auch.

Ung glaub' mir, wir sehen uns selbst wesentlich kritischer, als das oft nach außen scheint, und brauchen uns daher nicht selbst zu belügen.

Überlasse Dir hiermit gern das letzte Wort, bis zum nächsten Thread.

Konzessionen

Marcus Hammerschmitt 27.05.2002 - 11:38
So sind sie, die gnädigen Burschenschaftler. Wenn ihnen der Boden zu heiß wird, konzedieren sie das letzte Wort an den Diskussionsgegner, um durch Nachgeben die Klugheit zu simulieren, die sie in der Auseinandersetzung so schmerzhaft vermissen lassen. Vielen Dank. Ich reiche die Konzession gleich weiter an Karl Lieblich, der sich schon 1919 in seiner Zeitschrift "Die Tribüne - Eine Halbmonatsschrift für soziale Verständigung" mit der Argumentationsresistenz der Burschen auseinanderzusetzen hatte:

An die Adresse der Mensuren schlagenden Verbindungsstudenten richtete sich beispielsweise die Enttäuschung, "daß viereinhalb Jahre Weltkrieg nicht hinreichend gewesen waren, um gewissen Schädeln einzubläuen, daß sie von der Natur nicht dazu geschaffen sind, um als Hackbrett zu dienen. Im Übrigen sind wir diesbezüglich Optimisten. Die zerfleischten Wangen werden nciht allzu lange mehr die einzige Gewähr für akademische Bildung und Ehre sein." Wie sich noch herausstellen sollte, war der Optimismus etwas voreilig. (zit. nach Schwäbisches Tagblatt, 22.5.2002, S. 18)

Wie sie waren, wie sie sind.

Grüße,

M. Hammerschmitt

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