1. Mai in Tübingen (kurz)

biene maia 01.05.2002 16:24 Themen: Soziale Kämpfe
Tübingen rund um den 1. Mai, eine kurze Zusammenfassung von Maisingen und 1. Mai-Demo.
Maisingen:
In der Nacht zum 1. Mai gelang es, das Maisingen der Tübinger Burschenschaften massiv zu stören.
Eine Fahrradbarrikade und eine sehr "flexible" Sitz- und Stehblockade von ca. 200 Leuten (vorläufige Schätzung) sorgten zum ersten Mal für ein verspätetes Eintreffen der Burschen auf dem Holzmarkt, wo wie üblich weitere 1000 Leute mit einem gellenden Pfeifkonzert warteten... die Polizei war überfordert, trotz teilweise aggressiveren Versuchen, die Leute von der Straße zu bekommen, gab es aber keine schwereren Verletzungen und vor allem keine Festnahmen!
spontan - unberechenbar - ein Riesenspaß und Erfolg!


1. Mai-Demo:
zur 1. Mai-Demo des DGB rief in diesem Jahr auch das im Februar gegründete social forum Tübingen/Reutlingen bzw. die darin vernetzten Gruppen und Einzelpersonen auf.

Nach vorläufigen Schätzungen waren über 1000 Leute dabei (so viele wie schon ewig nicht mehr), die Demo war bunt, mit Samba-Trommel-Gruppe vorne, kleinem Soundsystem hinten, dazwischen viele unterschiedliche Transparente (von "Arbeit ist Menschenrecht" bis hin zu antikapitalistischen Sprüchen) und einem schwarzen Block.

Höhepunkt der Kundgebung war (nach Reden verschiedener GewerkschaftlerInnen/Leuten aus Betrieben und von der Basis, deren Bedeutung hiermit nicht abgewertet werden soll) die Rede des Vertreters des social forums:
Sehr kämpferisch, die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Gruppen und die notwendige Akzeptanz für die Vielfalt der Ansätze und Praktiken betonend.
Solidarische Grüße gingen (mit breitem Applaus!) auch an die TübingerInnen, die in andere Städte gefahren waren, um zu helfen, die dortigen Naziaufmärsche zu verhindern.

An der Demo nahmen außerdem auch Leute aus Frankreich teil, um gegen Le Pen zu demonstrieren.

Nach den Redebeiträgen zogen dann noch das Soundsystem, der schwarze Block (aus Pappe), ein paar Transpis und eine große Puppe durch die Stadt und sorgten bei Touristen und PassantInnen für Verwunderung und bei der Polizei, die ansonsten (nach der streßigen Nacht...) einen ruhigen Tag gehabt hätte, noch für ein bißchen Verwirrung und Anspannung...


Insgesamt also gelungene Aktionen zum 1. Mai in Tübingen, und ein weiterer Schritt, die globale "Bewegung der Bewegungen" lokal zu verankern...

Soweit aus der schwäbischen Provinz, vielleicht kommt später noch ein auführlicherer Bericht mit Bildern... aber jetzt erstmal wieder Focus auf die Metropolen und deren Naziaufmärsche, "revolutionären" Demos, Randale usw. ...

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Ergänzungen

Totgesagte leben länger

Tübinger Student 02.05.2002 - 11:49
Nachdem im letzten Jahr von den Gegner der Verbindungen bereits das Ende des Maieinsingens in Tübingen gefeiert wurde, hat es in diesem Jahr wieder erfolgreich stattgefunden.
Leider zeigen die Gegner der Verbindungen, die ja so sehr Toleranz predigen, jedes Jahr wieder, wie wenig Tolerant sie selbst sind. Wären sie wirklich tolerant, so würden sie ja auch eine andere Meinung akzeptieren.
Dies ist aber leider nicht der Fall. Es werden Vorurteile geplegt, und eine Bereitschaft diese abzubauen ist nicht vorhanden.
Nicht alle Verbindungen sind Burschenschaften, und erst recht nicht rechts.
So haben Corps, Landsmanschaften... nichts dagegen, auch mitglieder, die keine Deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, oder "sogar" Afrikanischer oder Asiatischer Herrkunft sind in ihre Verbindungen aufzunehmen. Im Gegenteil, dies sind bei uns völlig integriert, und uns genauso lieb wie jeder andere Bundesbruder.
Auch diese Jahr haben wieder Verbindungsstudenten aus vielen Nationen am Maieinsingen Teilgenommen, und genau aus diesem Grund wird das Maieinsingen auch im nächstn Jahr wieder stattfinden.

heul doch

faschos zusammen schlagen 03.05.2002 - 15:55
O je, ein jammernder Verbinder. Mir kommen die Tränen. Verbinder, die nicht mit eindeutig der extremen Rechten zuzurechnenden Verbindungen in einen Topf geworfen werden wollen, können eie Menge tun, statt zu jammern. Etwa, sich in den Uni-Standorten und in den Dachverbänden für den Ausschluss von Naziburschenschaften aus den jweiligen Zusammenschlüssen von Verbindungen einsetzen und ihnen die Tür zu weisen, wenn sie zum "Coulerbesuch" auf ein Bier hereinschauen statt gemeinsam mit ihnen den Mai zu besingen. Auch die NS-Geschichte ihrer Verbindung könnten sie mal aufarbeiten - auch die Alten Herren des obigen Jammerlappens haben Bücher verbrannt und jüdische Professoren vertrieben. Und er prostet ihnen beim Stiftungsfest zu.

Was verschwendet der Jammerlappen also seine Zeit mit der Einforderung von Toleranz? An die Arbeit,verdiene dir deinen Platz im demokratischen Spektrum. Verbindungen nach rechts kappen, Vergangenheit aufarbeiten, "studentisches Brauchtum" weitestgehend aufgeben und damit das alles auch jedeR mitkriegt dem Verein einen neuen Namen geben.
Dann klappts auch mit den Zecken.

Leben und leben lassen

Hannes Gnad 05.05.2002 - 10:52
Die obige Kritik an Verbindungen (Mangel an Ehrlichkeit zur eigenen Geschichte inkl. deren Aufarbeitung, Mangel an Distanz zu Rechtsaußen) ist leider nicht unberechtigt, hier gibt es viel zu tun.

Diese wunden Punkte der Verbindungen sind aber nicht der Grund für Gegendemos bzw. den Versuch, die Korporationen von den Hochschulen zu drängen. Es geht (betrachtet man beispielshaft die Forderungen am Ende des obigen Beitrags) um die Vernichtung einer ganzer Art von studentischer Kultur. Die Unilinke sollte da selbst mal einen Blick in die Geschichte werden, und nachschauen, in welcher Traditionslinie der Antiburschen sie da stehen.

Naziverbindungen?

Auch ein Ausgefuxter 05.05.2002 - 17:07
Das Tübinger Maieinsingen als eine mindestens 120 jährige Tradition hat an sich mal überhaupt nichts mit irgendwelchen Nazis zu tun. Weder existiert in Tübingen eine Verbindung, die als nationalsozialistisch oder faschistoid eingestuft werden könnte, noch bezieht sich die Veranstaltung als solche auf irgendwelche "Nazirituale".
Früher zogen die Mitglieder der Verbindungen von ihren jeweiligen Häusern in kleinen Gruppen mit Fackeln zum Marktplatz um dort zusammen den Wonnemonat zu begrüßen.
Durch die Bedrohung der Verbindungsstudenten durch Gewaltbereite Chaoten, kann dieser noch harmloseren Ausführung des Maieinsingens nicht mehr nachgekommen werden.
Heute müssen sich die Studenten Phalanxartig durch die Massen gaffender Schaulustiger schieben.
Längst dürfen nicht nur Verbindungsstudenten mitlaufen, und so bieten auch zahlreiche "nicht aktive" das Ziel für Blockaden(an denen in diesem Jahr etwa 20-30 sich selbst als "links" bezeichnende dumme Kinder teilnahmen),faule Eier,Salatköpfe,Wasser,Bespuckungen,Häme und Diebstahl.
Wer hier in SA Manier herumpöbelt,fasse sich an die eigene Nase.
Was wohl tübinger "Nazi-Verbindungsstudenten" wie Goerdeler oder Bonhoeffer davon gehalten hätten?
Es gibt mit Sicherheit viele Dinge,für oder gegen die sich mit Recht demonstrieren ließe, das Maieinsingen gehört nicht dazu.

Und ob!!!

KeinE Schwabe/Schwäbin 13.05.2002 - 00:06
Na prima.
Fackelzüge von Schwänzen, die sich auf die gute alte zeit des Patriarchats berufen dürfen nicht mehr verhindert werden. Das ich nicht lache. Und oh, ihr nehmt auch nichtdeutsche auf. wo gibts denn sowas. sogar die aus afrika und asien. scheiß auf das sogar. wollt ihr jetzt ein orden für integration von stoiber kriegen weil ihr euern machohaufen für trinkfeste "nichtdeutsche" geöffnet habt. das heißt also früher war das anders. also es den kaiser noch gab und den mann mit dem kleinen bart. na guck mal. dann trinkt weiter bier sinniert über toleranz während eine putzfrau!!!! (denn männer können ja sowas nicht, gell) euer haus putzt und singt im fackelschein die lieder vom hambacher fest. Auf gehts füchse. hallali

Leben und leben lassen 2

Hannes Gnad 17.05.2002 - 09:15
Das Maisingen hat mit "Patriarchat", etc. nichts zu tun. Warum willst Du es verhindern, mit welchem Recht anderen ihre Freiheit nehmen? (Am Rande: Das Putzen der Häuser läuft heute wie bei vielen anderen Einrichtungen auch: Hausmeister, Reinigungskräfte von Firmen, oder die Hausbewohner machen es selbst.)