ATTACke für Sozialdemokratie - Kongreßbericht

Herr Gipfelmoser 21.10.2001 19:36 Themen: Globalisierung
ATTACke für Sozialdemokratie

Mit rund 2000 Teilnehmenden wird der dieses Wochenende in Berlin stattgefundene ATTAC-Kongreß viele Erwartungen übertroffen haben. Aber was ist in Berlin passiert, welches Spektrum konnte ATTAC mobilisieren und welche Perspektiven ergeben sich für die Radikale Linke.
Wer dieses Wochenende auf dem ATTAC-Kongreß war, mußte bei 2000 Teilnehmenden sicherlich zugestehen, daß es der ATTAC-Führungsclique gelungen ist, den Aufschwung globalisierungskritischer Positionen nach Genua für sich zu nutzen und eine große Anzahl von Gruppen unter ihrem Dach zu vereinen. Was im vornherein vielleicht etwas überraschte, war, daß sich auch einige Gruppen am Kongreß beteiligten, die an anderer Stelle als klare Gegner der ATTAC-Ideologie aufgetreten sind. So warb Ulli Brandt vom Buko schon Ende letzten Monats in einer TAZ-Beilage für eine "Kritische Beteiligung", so gab es Arbeitsgruppen von Fels - AG´s, die den Anspruch hatten, mit einer Radikalen Kritik an ATTAC die bürgerlichen Massen der hier vereinigten Zivilgesellschaft weiter nach links zu Bewegen. Doch diese interessierten sich für eine radikale Kritik eher weniger, für eine Steuer auf das Umtauschen von Währungen um so mehr, und so kam es, daß sich zwar eine ganze Reihe radikaler Linker (heimlich?) zum Kongreß bewegte, sich dann in den Linksradikalen Arbeitsgruppen trafen, und dort mehr das taten, wofür eine autonome Linke eigentlich auch eigenen Orte besitzt - unter sich bleiben und ATTAC kritisieren - aber eben bei ATTAC.
Das größte Interesse auf dem ATTAC-Kongreß galt Veranstaltungen mit Prominenten, je abgedroschener die Rhetorik und je plumper die Forderungen. desto größer der Applaus. Minutenlanges Klatschen nach der Rede von Susan George, in der sie ein weiteres Mal ihren Lieblings-Spaltungskeil aus der verstaubten Tasche holte, wer militant agiere, würde der Bewegung schaden, denn dann würden die ach so wichtigen Medien den Blick weg von den Inhalten lenken. Oft gehört, nie verstanden und von der Medienberichterstattung nach Genua widerlegt. Aber vielleicht hätte man im AK "Sprechen vor der Fernsehkamera" für Möchtegern-Wichtigleute ja erfahren können, warum ATTAC-Chefs immer so viel Blödsinn in die Kamera reden, und den Alleinvertretungsanspruch globalisierungskritischer Positionen für sich haben wollen. Widersprüche gab es jedoch in der Podiumsdiskussion mit Daniel Cohn-Bendit. Hier schien schon ein großer Teil der Beteiligten eine Kritik an seiner Propaganda zu haben, viele Gegenstimmen wurden laut. Eine Person traute sich sogar zu formulieren, daß so ein Kriegstreiber doch eigentlich gar nicht zu ATTAC hingehöre. Doch mehr Applaus als diese Gegenstimmen bekam die schnell entgegengesetzte Position, man dürfe sich nicht streiten und eine Zusammenarbeit in Frage stellen, sondern müsse sich unter einem möglichst kleinen inhaltlichen Konsens, ja nur hinter einer Forderung vereinigen, um möglichst viel (von dieser einen Forderung?) umsetzen zu können.
Einiges scheint sich zu bewegen auch links der Grünen, aber selbst links der heutigen Grünen ist häufig das, was viele immer für die sozialdemokratische Mitte hielten. Das, was sich dort bewegt, zu ignorieren, ist für eine radikale Linke jedoch genauso problematisch wie eine Kritische Mitarbeit. Für eine Emanzipatorische Bewegung wird es allemal besser sein, nicht immer nur auf eine Anknüpfung an die Massen zu denken und auch mal eine klare Gegenposition zu beziehen, als das zu machen, was ATTAC-Funktionäre wollen - vereinigt gegen Spekulation zu kämpfen.
ATTACke für Sozialdemokratie

Wer dieses Wochenende auf dem ATTAC-Kongreß war, mußte bei 2000 Teilnehmenden sicherlich zugestehen, daß es der ATTAC-Führungsclique gelungen ist, den Aufschwung globalisierungskritischer Positionen nach Genua für sich zu nutzen und eine große Anzahl von Gruppen unter ihrem Dach zu vereinen. Was im vornherein vielleicht etwas überraschte, war, daß sich auch einige Gruppen am Kongreß beteiligten, die an anderer Stelle als klare Gegner der ATTAC-Ideologie aufgetreten sind. So warb Ulli Brandt vom Buko schon Ende letzten Monats in einer TAZ-Beilage für eine "Kritische Beteiligung", so gab es Arbeitsgruppen von Fels - AG´s, die den Anspruch hatten, mit einer Radikalen Kritik an ATTAC die bürgerlichen Massen der hier vereinigten Zivilgesellschaft weiter nach links zu Bewegen. Doch diese interessierten sich für eine radikale Kritik eher weniger, für eine Steuer auf das Umtauschen von Währungen um so mehr, und so kam es, daß sich zwar eine ganze Reihe radikaler Linker (heimlich?) zum Kongreß bewegte, sich dann in den Linksradikalen Arbeitsgruppen trafen, und dort mehr das taten, wofür eine autonome Linke eigentlich auch eigenen Orte besitzt - unter sich bleiben und ATTAC kritisieren - aber eben bei ATTAC.
Das größte Interesse auf dem ATTAC-Kongreß galt Veranstaltungen mit Prominenten, je abgedroschener die Rhetorik und je plumper die Forderungen. desto größer der Applaus. Minutenlanges Klatschen nach der Rede von Susan George, in der sie ein weiteres Mal ihren Lieblings-Spaltungskeil aus der verstaubten Tasche holte, wer militant agiere, würde der Bewegung schaden, denn dann würden die ach so wichtigen Medien den Blick weg von den Inhalten lenken. Oft gehört, nie verstanden und von der Medienberichterstattung nach Genua widerlegt. Aber vielleicht hätte man im AK "Sprechen vor der Fernsehkamera" für Möchtegern-Wichtigleute ja erfahren können, warum ATTAC-Chefs immer so viel Blödsinn in die Kamera reden, und den Alleinvertretungsanspruch globalisierungskritischer Positionen für sich haben wollen. Widersprüche gab es jedoch in der Podiumsdiskussion mit Daniel Cohn-Bendit. Hier schien schon ein großer Teil der Beteiligten eine Kritik an seiner Propaganda zu haben, viele Gegenstimmen wurden laut. Eine Person traute sich sogar zu formulieren, daß so ein Kriegstreiber doch eigentlich gar nicht zu ATTAC hingehöre. Doch mehr Applaus als diese Gegenstimmen bekam die schnell entgegengesetzte Position, man dürfe sich nicht streiten und eine Zusammenarbeit in Frage stellen, sondern müsse sich unter einem möglichst kleinen inhaltlichen Konsens, ja nur hinter einer Forderung vereinigen, um möglichst viel (von dieser einen Forderung?) umsetzen zu können.
Einiges scheint sich zu bewegen auch links der Grünen, aber selbst links der heutigen Grünen ist häufig das, was viele immer für die sozialdemokratische Mitte hielten. Das, was sich dort bewegt, zu ignorieren, ist für eine radikale Linke jedoch genauso problematisch wie eine Kritische Mitarbeit. Für eine Emanzipatorische Bewegung wird es allemal besser sein, nicht immer nur auf eine Anknüpfung an die Massen zu denken und auch mal eine klare Gegenposition zu beziehen, als das zu machen, was ATTAC-Funktionäre wollen - vereinigt gegen Spekulation zu kämpfen.
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Ergänzungen

21.10.2001 - 20:00
Das seh ich genauso!!

aber einmal posten hätte gereicht

Nicht politisch, sondern strategisch falsch!

Robin Wut 21.10.2001 - 23:07
Bei den vielen, durchaus oft guten kritischen Analysen der verkürzten politischen Positionen von Attac wird meist übersehen, daß es keinen besonderen Sinn macht, z.B. die Tobin Tax als wirkungslos bis gefährlich darzustellen. Das stimmt zwar, aber das wissen die Attacis und die Attac-FreundInnen aus FR, taz & Co, PDS, Grüne, SPD & Co usw. selbst.

Das Gefährlich an Attac ist nicht so sehr ihr Minimalreformismus. Das hat es schon öfter gegeben. Neu ist die Dimension des NGOismus und der dahinterstehenden Ideen von Zivilgesellschaft und Global Governance. Attac ist ein weiterer Schritt dahin, daß Beteiligungsrechte ausgehebelt, Selbstbestimmung zerstört und gleichzeitig eine sogenannte Beteiligung der Zivilgesellschaft über ausgewählte, zu VertreterInnen der Zivilgesellschaft konstruierten NGOs gibt. Attac ist die erste deutsche Organisation, die diese Profil abgibt.

Daher ist es eine verkürzte Kritik an Attac, ihnen falsche ökonomische Analyse nachweisen zu wollen. Attac irrt nicht, die wissen, was sie tun. Attac ist nicht unser gegner in ökonomischer Analyse (die widersprechen Dir einfach nicht, daher geht die Kritik von links, wo sich irgendwelche Linken von BUKO bis felS als bessere ÖkonomiekennerInnen produzieren, an der eigentlichen Frage vorbei. Attac ist eine Strategie. Die der totalen NGOisierung politischer Opposition. Und der Vorbereitung des Konzepts „global governance“, der Beteiligung von sog. „Zivilgesellschaft“ zur Akzeptanzbeschaffung einer Pseudodemokratie. Es ist völlig wurscht, ob die die Tobin Tax, Rot-Weiß Essen soll in die Champions League oder mehr Petersilie in die Bockwurst fordern. Entscheidend ist, daß damit ein Super-NGO geschaffen wird, der legitimiert SCHEINT (!!!!), die Zivilgesellschaft (also auch UNS in der vermittelten Bedeutung dieses Wortes) zu vertreten - zum Konzept der Zivilgesellschaft gehört aber dazu, daß es ein völlig undemokratischer abgehobener politische anbiedernder Funktionärshaufen ist. Solange die Debatten aber um Reform und Revolution oder sowas geht, trifft sie diesen Punkt nicht. Es geht mal wieder
um Herrschaft!

21.10.2001 - 23:31
also da ja die attac forderungen auch von parteien aufgenommen worden sind dürfte diese analyse (die sicher auch mein gefühl teilt..) zum teil auch wieder wiederlegt worden sein

Projektion statt Analyse

kranaos 22.10.2001 - 00:37

"Es geht wieder einmal um Herrschaft" u.a. - da werden eher wieder einmal die alten und verstaubten Schablonen angelegt und die ewig gleichen Schlagworte aus der Mottenkiste geholt. Wer sich ständig von diesen Stereotypen wie "Herrschaft", "System", "Funktionäre" u.ä. verfolgt fühlt, meint sie natürlich auch überall zu entdecken. Die unterstellten Tendenzen sind bei Attac überhaupt nicht vorhanden. Attac ist egalitär, pluralistisch und nicht-hierarchisch. So kann nur einer daherreden, der selbstgefällig alles von außen beurteilt, ohne sich mal direkt und praktisch mit Attac auseinanderzusetzen.

guck doch mal hin !

lisa 22.10.2001 - 01:03
Ich kann dem Beitrag von Robin Wut als einen weiteren wichtigen Aspekt um attac nur zustimmen. Finde aber auch das das nicht gegen die Ansätze der Kritk an einem "verkürtzten Kapitalismusbegriff" die von Dir als Kritik "... wo sich irgendwelche Linken von BUKO bis felS als bessere ÖkonomiekennerInnen produzieren, an der eigentlichen Frage vorbei" steht, weil diese Kritik auch die politische Zielsetzung in eine falsche Richtung thematisiert.

Wer allerdings glaubt das sei alles so "nicht-hierarchisch und pluralistisch", der oder die sollte sich mal darüber informieren, wer eigentlich die "politische Kampagne attac" initiiert hat und was damit bezweckt werden soll, und wiso es möglich ist einen Haushalt 2001 für attac am 20.03.01 (!) in Höhe von 267.500,-DM (!) zur verabschieden.

Ein paar Anregungen zur Selbstrecherche:

Initiatoren von attac
ehemals „Netzwerk zur demokratischen Kontrolle der Finanzmärkte“ und in einer Initiative des  http://www.verbunt-netzwerk.de/politik.html
als attac dann www.attac-netzwerk.de/interna

Zur Konzeption www.attac-netzwerk.de/interna/kokr01.pdf
sowie www.bewegungswerkstatt.org/mass.html

TrägerInnen
vgl.dazu z.B.
www.attac-netzwerk.de/erklaerung/unterzeichnerinnen.html, die Erklärung selbst www.attac-netzwerk.de/erkaerung/erklaerung.html
und www.share.de und ...

Ziel ist das initiieren einer sog. „sozialen Bewegung“, unter Berücksichtigung des „Movement Action Success Strategy“ kurz MASS-Papieres : www.bewegungswerkstatt.org/mass.html
und www.bewegungswerkstatt.org/workpapers.html

Finanzierung von attac
 http://www.attac-netzwerk.de/interna/finanzen.html?print
 http://www.bewegungswerkstatt.org
und www.bewegungsstiftung.de, als solche
auch platziert auf www.kritischeaktionaere.de/Links/Anlagen/anlagen.html

na denn
Solidarisch für eine wirkliche Alternative !

Attac ist ein Markenartikel

NO LOGO 22.10.2001 - 01:07
Mit hohem Wiedererkennungswert und weltweiter Präsenz. Wie CNN oder Greenpeace eben. Und da Werbung und Markenartikel unsere schöne neue Welt erst lebenswert machen, sollten wir ihn konsumieren. Ob die demnächst an die Börse gehen? (Hab von Greenpeace so was gehört....)

Erstaunlich, erstaunlich

Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit 22.10.2001 - 01:12
Alle schreiben sie das gleiche wie daraus - diese Typen wollen nicht was verändern, die wollen sich nur positionieren. Die wollen nur ein bißchen an den Verhältnissen rumdoktern und sind dann voll happy, wenn die Mächtigen mit ihnen reden. Aber wenn mensch mal versucht, daraus die logische Konsequenz zu ziehen, dann schreien sie alle auf. Ihr wollt alle den Kapitalismus abschaffen, aber in Wirklichkeit könnt ihr euch doch gar nichts anderes vorstellen als Parlamentarismus und Marktwirtschaft. Warum auch nicht, funktioniert doch prima!

Keep cool

sollnse machen 22.10.2001 - 02:03
1. -- DIE Bewegung gegen die kapitalistische Globalisierung gibt es nicht. Es gibt, je nach Region ganz unterschiedlich, eine Unzahl von Gruppen, die unter diesem Label agieren. Das reicht von US-Gewerkschaftern, deren Ziel es ist, den Markt frei zu halten von "unamerikanischen" Waren bis hin zu verschiedenen anarchistischen Zusammenhängen. Innerhalb dieser Spektren gibt es i.d.R. keinen Austausch und keine Berührungspunkte. Man trifft sich halt zufälligerweise auf den Events und geht ansonsten jeweils eigene Wege. Was es bisweilen an spannenden Dynamiken in diesem Konglomerat gibt, existiert nicht wegen, sondern trotz der Linken.

2.-- EINE dieser Gruppen ist ATTAC. Je nach Land ist die Mitgliedschaft reichlich unterschiedlich zusammengesetzt. In Frankreich etwa tummeln sich bei ATTAC Heerscharen von Funktionären - bis hin zu Abgeordneten - der regierenden "Sozialistischen Partei", sowie das nahezu komplette Spektrum dessen, was Frankreich so traditionell an Linksparteien zu bieten hat. Hierzulande sieht das - zumindest momentan noch - etwas anders aus.

3.-- Die Politik sucht seit Monaten händeringend nach irgend jemandem in diesen diffusen Bewegungen gegen die kapitalistische Globalisierung, mit dem sie verhandeln kann. Die "üblichen" NGOs (z.B. Weed) bieten sich hierfür nicht an, da sie zwar versuchen, auf den Zug aufzuspringen, aber ohne Einfluß sind und nichts repräsentieren. ATTAC ist das schon interessanter: Sie stellen zwar auch nur ein Fragment der Bewegung dar, ihr Minimalprogramm bietet sich aber für Verhandlungen an. Zum anderen produziert ATTAC (zumindest ATTAC International mit Susan George als Obermama) bereitwillig Distanzierungen von radikaleren Teilen der Bewegung und qualifiziert sich damit als willkommener Ansatzpunkt für die staatliche "Teile-und-herrsche"-Strategie.

4.-- Der BUKO und andere Gruppen, denen man sicherlich keinen prinzipienlosen Reformismus unterstellen kann, scheinen sich entschlossen zu haben, die Entwicklung von ATTAC in irgendeiner Form "kritisch zu begleiten". Man wird sehen müssen, wohin das führt und inwieweit sich bei ATTAC Gestalten wie 1. -- DIE Bewegung gegen die kapitalistische Globalisierung gibt es nicht. Es gibt, je nach Region ganz unterschiedlich, eine Unzahl von Gruppen, die unter diesem Label agieren. Das reicht von US-Gewerkschaftern, deren Ziel es ist, den Markt frei zu halten von "unamerikanischen" Waren bis hin zu verschiedenen anarchistischen Zusammenhängen. Innerhalb dieser Spektren gibt es i.d.R. keinen Austausch und keine Berührungspunkte. Man trifft sich halt zufälligerweise auf den Events und geht ansonsten jeweils eigene Wege.

2.-- EINE dieser Gruppen ist ATTAC. Je nach Land ist die Mitgliedschaft reichlich unterschiedlich zusammengesetzt. In Frankreich etwa tummeln sich bei ATTAC Heerscharen von Funktionären - bis hin zu Abgeordneten - der regierenden "Sozialistischen Partei", sowie das nahezu komplette Spektrum dessen, was Frankreich so traditionell an Linksparteien zu bieten hat. Hierzulande sieht das - zumindest momentan noch - etwas anders aus.

3.-- Die Politik sucht seit Monaten händeringend nach irgend jemandem in diesen diffusen Bewegungen gegen die kapitalistische Globalisierung, mit dem sie verhandeln kann. Die "üblichen" NGOs (z.B. Weed) bieten sich hierfür nicht an, da sie zwar versuchen, auf den Zug aufzuspringen, aber ohne Einfluß sind und nichts repräsentieren. ATTAC ist das schon interessanter: Sie stellen zwar auch nur ein Fragment der Bewegung dar, ihr Minimalprogramm bietet sich aber für Verhandlungen an. Zum anderen produziert ATTAC (zumindest ATTAC International mit Susan George als Obermama) bereitwillig Distanzierungen von radikaleren Teilen der Bewegung und qualifiziert sich damit als willkommener Ansatzpunkt für die staatliche "Teile-und-herrsche"-Strategie.

4.-- Der BUKO und andere Gruppen, denen man sicherlich keinen prinzipienlosen Reformismus unterstellen kann, scheinen sich entschlossen zu haben, die Entwicklung von ATTAC in irgendeiner Form "kritisch zu begleiten". Man wird sehen müssen, wohin das führt und inwieweit sich stattdessen Gestalten wie Giegold durchsetzen können, der laut SPIEGEL mit ungeheuerlichen Vergleichen von der Sorte "Außer Neo-Nazis und Gewalttätern solle jedermann mitarbeiten dürfen" hausieren geht. Als ob es nicht gerade jene "Gewalttäter" gewesen wären, die durch ihre Aktionen ATTAC das Medieninteresse erst beschert haben, aus dem sie jetzt Kapital zu schlagen versuchen. Bezeichnend immerhin, dass auf dem Kongress Jürgen Borchert, ein Berater des hessischen Ministerpräsidenten Koch als Promi auftreten durfte.
5.-- ATTAC hat mit letztlich mit dem gleichen Dilemma zu kämpfen, wie die meisten seiner linksradikalen KritikerInnen auch. Es fehlt jede soziale Verankerung. Da die kapitalistische Globalisierung sich aber nicht durch die Aneinanderreihung von Akademikern und Kleingewerbetreibenden bekämpfen läßt, sondern nur dort, wo die kapitalistische Warengesellschaft täglich reproduziert wird, ist ATTAC letztlich ein ebenso zahnloser Tiger wie der Großteil der Contre-ATTACen auch. Das unterscheidet ATTAC ganz elementar z.B. von der PGA.

korrektur zu lisas links

22.10.2001 - 03:40
share findet sich hier: www.share-online.de (kleines detail)



keep cool ?

lisa 22.10.2001 - 09:52
Die Info´s und Einschätzugen von "keep cool" find ich prima, aber sie beantworten noch nicht die Frage. Worum geht es eigentlich bei attac als politschen Kampagne, bzw. worum geht es denen die sie ins Leben gerufen haben ? Welches Ziel verfolgen sie ??? wer finanziert sie und warum ? und das sollten wir unabhängig von berechtigten Kritiken und Debatte übe die "Unfähigkeiten" der Linken diskutieren, denn für mich ist noch gar nicht raus ob attac überhaupt zu einer linken Strömung zu rechnen ist. Deshalb an robin wut, könntest du deinen ansatz/Gedanken hier noch mal konkretisieren ???

Angelhacken für die "Antikriegsbewegung"

lisa 22.10.2001 - 11:10
attac wirft Angelhacken für "Anti-Kriegs-Bewegung" aus
"Eine Antikriegsbewegung muss schon im Ansatz globalisierungskritisch sein, und unsere Bewegung gegen die neoliberale Globalisierung ist daher auch eine Anti-Kriegs-Politik" ... echt harter Tobac... einfach mal so dahin fabuliert, aber was haben die Forderungen von attac im Kern mit einer Antikriegsposition zu tun ? Nix !

Die Forderung nach Besteuerung internationaler Transaktionen, stärkt zu Ende gedacht im wesentlichen die europäischen Wirtschaftinteressen (gegen den Dollar als Leitwährung im neoliberalen Kurs der Globalplayers) . Des weiteren geht es in diesem Krieg, der in der ersten Etappe sich gegen Afghanistan richtet und bei dem es um knall hartes durchsetzen wirtschaftliche Interessen bei der Neuaufteilung der Welt geht und spiegelt auch die
Interessensgegensätze zwischen europäischem und us-amerikanischen Kapital wieder, logisch im ureigenen Interesse gibt es in Europa die Kritik an der neoliberalen Konzeption, weil dies den Europäern im „Global Game“ auf dem Weltmarkt nicht in den Kram passt. Kapital fliest nämlich ab ... nun gut das könnte frau hier noch lange ausweiten. Im Wesentlichen möchte ich darauf hinaus, das es also gar nicht verwundert, wenn dann Oskar Lafontaine "Wir brauchen wieder stärkere Staaten", auf dem attac-Kongress fordert. Was er meint und was sich mit der Forderung nach einer Besteuerung der internationalen Finanzmärkte von attac deckt ist simpel die Stärkung des Nationalstaat und die Stärkung der Europäischen Interessen. Von einer Antikriegsposition kann also überhaupt keine Rede sein !!! Im Gegenteil und es ist die logische Schlußfolgerung, eines verkürzten globalisierungskritischen Ansatzes wie von attac, das dann z.B. attac Spanien für den Krieg gegen Afghanistan ist.
Und als kleine Ergänzung. Wie auch schon richtig analysiert vom BUKO:  http://www.epo.de/buko/webw.htm
"Die modernen bürgerlichen Nationalstaaten als potenzielles Gegengewicht zum Kapitalismus (miss-)zu verstehen und nicht als sein integraler Bestandteil, verweist auf ein Staatsverständnis, das im Nationalstaat eine an sich neutrale Instanz sieht, derer sich alle gleichermaßen bedienen können, um ihre Interessen zu verwirklichen. Nicht nur materialistische Staatstheorie, sondern auch die historische Erfahrung lehrt jedoch das Gegenteil. Aus diesem Grund ist auch die Forderung nach der „demokratischen Umgestaltung internationaler Finanzinstitutionen“ irreführend. Es ist die zentrale Aufgabe dieser Institutionen, das auf Ausbeutung und Ungleichheit basierende Geldverhältnis zu stabilisieren und die Verwertung von Kapital zu organisieren. Die in der Erklärung verwendete Forderung „Wir brauchen eine andere Politik“, die mit der Hoffnung verknüpft wird, die Probleme des globalen Kapitalismus ließen sich „eindämmen“, wenn die Staaten bzw. die gewählten Regierungen nur die richtige Politik betrieben, ist daher aus unserer Sicht eine fatale Illusion. Sie trägt zur Legitimierung derjenigen Institutionen und Verhältnisse bei, die Teil des Problems sind, nicht dessen Lösung.“

Und das heißt im Bezug auf eine Antikriegsbewegung auch „attac-deutschland“ könnte zum Teil des Problems und nicht zur Lösung des Problems werden.

Leute, fallt nicht darauf herein!

Kampf den Politsekten! 22.10.2001 - 12:13
attac ist hat sich mittlerweile als Tarnorganisation von Linksruck etabliert. Damit gibt es jetzt neben "Menschen statt Profite", "www.antinazi.de" und "Forum soziale Gerechtigkeit" eine weitere einflussreiche Linksruck-Tarnorganisation. Linksruck versucht auch in kleineren Gruppen immer wieder Fuß zu fassen und deren wenige finanziellen Resourcen zu missbrauchen, obwohl Linksruck selbst wahnsinnig reich ist.

Letzter Kommentar ist Quatsch

Heiner 22.10.2001 - 12:49
...scheint ein Provo zu sein. Wen es interessiert: Linksruck ist momentan nicht wahrzunehmen und scheint sogar den Antikapitalismus sausen zu lassen.

linksruck

schnitzel 22.10.2001 - 13:12
... komisch dann nur, dass (zumindest hier in frankfurt) alle bekannten linksruck funktionärInnen bei attac an führender stelle mitmachen ... nachdem ihre "entrismus-strategie" bei den jusos ganz gut geklappt hat, sie seit längerem versuchen, sich an die spitze der antifa-proteste zu stellen, versuchen sie jetzt halt attac für sich zu instrumentalisieren (wobei das neogrüne attac projekt natürlich auch ohne linksruck scheisse ist)

diskussion

otto 22.10.2001 - 14:57
je könnte mensch mal wieder die Diskussion um attac fortsetzen, wen interessiert schon linksruck

Nutzlos und radikal-dogmatisch

Kakerlake 22.10.2001 - 15:16
Die Grünen sind wahrlich von gestern - die dogmatische Linke ist aber gar von vorgestern. Seit Jahrzehnten radikal und revolutionär in der Theorie, aber garantiert politisch wirkungs- und erfolglos. Große Worte und vernachlässigbare Taten. Selbst reformerische Gruppen wie beispielsweise Attac haben in puncto politischer Wirksamkeit in kürzester Zeit die Permanent-Revolutionäre überholt, was zugegebenermaßen kein allzu großes Kunststück ist, da sich diese Linken ja sowieso seit Jahrzehnten auf dem Standstreifen befinden. Bei Demos kann man ihnen begegnen, diesen Zeugen Jehovas der Polit-Szene, wie sie mit ernster Miene ihre maroden Welterlösungslehren propagieren. Sich mit solchen „radikalen Linken“ mit ihrem besserwisserwisserischen Getue zu beschäftigen (von denen einige auch hier ihre nutzlosen, dauernörglerischen Kommentare absondern) ist reine Zeitverschwendung. Will man von ihnen ganz konkret wissen, was sie in der jetzigen Situation zu tun gedenken, dann fällt ihnen außer dem ewigen Revolutionsgefasel nichts ein. Außer Rumnörgeln von hohen Roß herunter ist da nicht viel zu holen...

nicht spalten

kobold 22.10.2001 - 15:30
klar, geht attack eine verkürzte kapitalismus-theorie ein und kann auch ohne probleme für parteien ausgeschlachtet werden, aber an der stelle liegt es ja auch an uns, inwieweit wir eine genauere kapitalismuskritik und unsere aktivität von der strasse in attack behalten und verinnerlichen kennen. es gibt eine ganze menge ortsgruppen, die nicht diesen verkürzten weg gehen. und auch wenn es im endenffekt nicht klappen sollte und so etwas wie die grünen vor 15 jahren dabei herauskommen würde, hättest du immerhin schon neues standbei, was die grünen schon lange nicht mehr sein können. mir fällt dabei immer einer der schlusssätze der raf ein: "wie haben den fehler gemacht, keine partei als zusätzliche struktur aufzubauen. und nur so kannst du bei einer fehlenden revolutionären perspektive etwas erreichen. ich würde ja auch gerne von heute auf morgen alles umkrempeln, aber das klappt ja nunmal nicht. oder hat hier wer ne idee? ist die menscheit bereit?

@ kakerlake

nicht -autonom 22.10.2001 - 15:47
du musst aber zugeben, daß seattle ein dicker erfolg war. den haben nicht die attacler inszeniert, sondern die bösen linken, die es wagen gegen kapitalismus zu sein. attac ist erst später auf den zug aufgesprungen. in genua war attac übrigens eine von 700 gruppen. attac ist nur durch die medienpräsens (die brauchen halt immer die gemäßigten ansprechpartner) so dick wahrgenommen. ausserdem enthält dein kommentar keine argumente. die typen die du beschrieben hast kann ic auch nicht leiden - es ist aber falsch zu sagen, daß alle antikapitalisten so seien!

Ebenfalls @ kakerlake

Versuchs mal mit argumentieren 22.10.2001 - 18:20
"Sich mit solchen ´radikalen Linken´ mit ihrem besserwisserwisserischen Getue zu beschäftigen (...) ist reine Zeitverschwendung".
Schon mal auf die Idee gekommen, dass diese Leute vielleicht das eine oder andere Jahr Erfahrung auf dem Buckel haben und daraus den einen oder anderen Schluß gezogen haben? Dass man meistens dann andere als "besserwisserisch" empfindet, wenn man selbst manche Dinge nicht weiß und auch zu faul ist, sich das Wissen anzueignen? Wer argumentiert, KANN irren, wer es - weil er sich das dazu notwendige Wissen nicht aneignen will - erst gar nicht versucht, sondern stattdessen halluzinierte Allgemeinplätze von sich gibt, tappt auf jeden Fall blind durch die Gegend.

Fast wie Weihnachten

kakelake 22.10.2001 - 21:47
Natürlich: die vermeintlichen Besserwisser sind in Wahrheit die Wissenden, denn sie verfügen ja über einen magisch-elitären Wissensvorsprung, den sie in ihren hellsichtigen Zirkeln ausbrüten. Ein typisches Sektiererargument. Die ganze Welt tappt im Dunkeln und dann kommen die links-dogmatisch-radikalen Weisen aus dem Morgenland und erkennen den Heiland. Wer es da noch wagt, sie zu kritisieren und in Frage zu stellen, der ist einfach unwissend, denkfaul und was sonst alles. DAS ist ein Allgemeinplatz.

im ansatz von kobold folgend,lasst uns..

....kein ruckie 25.10.2001 - 02:06
alle in attac eintreten und ihre präsenz für unsere positionen nutzen...

25.10.2001 - 04:30
Es gibt ein sehr gutes Buch von M.Wilk, daß sich mit dem Thema "Einbinden von Opposition in Herrschaft" beschäftigt. Ich füge ein Link dazu an.
Neben theoretischem wird an einem klaren Beispiel gezeigt, wie Bewegungen zerschlagen werden: Die Bewegung wird zunächst versucht in "radikale" und "gemäßigte" zu spalten. Die "gemäßigten" "dürfen" mit dem Staat verhandeln. Allerdings sind bestimmte Ergebnisse der Verhandlung bereits ausgeschlossen: Die staatliche Seite bestimmt den Rahmen. Die "radikalen" wenden sich von den "gemäßigten" ab, die wiederum nichts mit den "unvernünftigen radikalen" anfangen können. Die "radikalen" können jetzt besonders kriminalisiert werden, da ihnen jegliche Legitimation entzogen wurde und die "gemäßigten" haben niemanden mehr im Rücken und haben bei Verhandlunegn kein Gewicht mehr.
So ist es beim Stress um den Flughafenausbau in Frankfurt/M. (80er Jahre) gegangen. Diese "geschickte" Herrschaftsstrategie nennt sich "Mediationsverfahren". Attac scheint unfreiwillig(?) in eine ähnliche Falle(?) zu laufen. Interessant, daß hier bestimmte Namen aus bestimmten Beispielen wieder auftauchen.
Was können wir tun? Spaltung kann von beiden Seiten betrieben werden. Daher sollten die "radikalen" sich davor hüten, andere auzugrenzen oder ihnen überheblich zu begegnen, weil sie nicht super-radikal-revolutionär-militant sind. Ausserdem sollten die kritischen Kräfte in attac unterstützt werden. Sich jetzt von attac abzuwenden, hieße die Spaltung zu vollenden. Und diesmal wissen wir es vorher! Also macht was. (Und wenn Ihr dies Texte oder den Buchtip ausdruckt und verteilt oder per e-mail verschickt)