In dürren Blättern säuselt der Wind
Ein neues Gespenst geht um in Europa: Der sogenannte "Gipfelhooligan".Sein bevorzugter Lebensraum ist der modrige Blätterwald der Presse. Was wir hier in den letzten Wochen vor unsere erstaunten Augen bekamen, ist mit dem entschuldigenden Verweis auf das Sommerloch schon nicht mehr zu erklären.
Teilweise wurde bereits im Vorfeld der Ereignisse die Stimmung mit hahnebüchenden Horrormeldungen kräftig angeheizt. Da lasen wir über "Chaoten", die angeblich geplant hätten, über dem Konferenzzentrum von Genua AIDS-verseuchte Blutkonserven abzuwerfen. Auch mysteriöse Sprengstoffstories geisterten im Vorfeld von Genua und Göteborg durch die Gazetten.In Genua seien angeblich 200 Extra-Särge bestellt worden, mußten wir erschrocken zur Kenntnis nehmen. Selbst der "Superterrorist" Bin Laden muße herhalten,um eine Bedrohungsvision aufzubauen, die letztendlich staatliche Eingriffe in Grundrechte legitimieren soll.
Teilweise wurde bereits im Vorfeld der Ereignisse die Stimmung mit hahnebüchenden Horrormeldungen kräftig angeheizt. Da lasen wir über "Chaoten", die angeblich geplant hätten, über dem Konferenzzentrum von Genua AIDS-verseuchte Blutkonserven abzuwerfen. Auch mysteriöse Sprengstoffstories geisterten im Vorfeld von Genua und Göteborg durch die Gazetten.In Genua seien angeblich 200 Extra-Särge bestellt worden, mußten wir erschrocken zur Kenntnis nehmen. Selbst der "Superterrorist" Bin Laden muße herhalten,um eine Bedrohungsvision aufzubauen, die letztendlich staatliche Eingriffe in Grundrechte legitimieren soll.
Auch mit Informationen über die vermeintlichen Zentren der Verschwörung war man schnell bei der Hand. Immer wieder lasen und sahen wir in diesem Zusammenhang Bilder und Texte über die "Chaotenzentrale" Köpi oder den "Anarchistenbunker" Rote Flora. (Beide Klassifizierungen entstammen dem wohl alles krönenden Artikel des "Focus", den nebenbeibemerkt 7 (sieben!) Leute unterzeichnet haben. Die österreichische "Neue Kronenzeitung" griff sogar ganz tief in die Mottenkiste des Kalten Krieges und "outete" die Kommunistische Partei als die Kraft, die die Fäden im Hintergrund zieht.
Sicherlich könnte mensch das Ganze lächelnd übergehen, zumal die "Artikel" erbärmlich bis gar nicht recherchiert wurden. Es steht aber zu befürchten, daß wir es mit einer neunen "Qualität" der Berichterstattung über eine erstarkende antikapitalistische Bewegung zu tun haben. Das Gegeninformationsbüro bezeichnet diese Strategie als Infowar. Die Ziele sind offensichtlich: Schon im Vorfeld soll massiv Stimmung gemacht werden. Zum einen sollen die aufgezeigten Horrorszenarien die einheimische Bevölkerung bereits lange vor den Ereignissen feindlich gegenüber den AktivistInnen stimmen, zum anderen sollen wir auch selbst abgeschreckt werden. Das dazu manchmal auch simple Flyer genügen, hat sich in Prag gezeigt. Insofern müssen sich große Teile der Presse den Vorwurf einer Mitschuld am Tod eines Demonstranten in Genua gefallen lassen.
Auch die versuchte Spaltung der Bewegung in friedliche DemonstrantInnen und "gewaltbereite Chaoten" ist eigentlich ein alter Hut. Hier zeigt sich jedoch ganz klar die Scheinheiligkeit vieler JournalistInnen, die Proteste nur dann wahrnehmen, wenn Steine fliegen. Im Vorfeld von Genua erhielten wir massig Presseanfragen. Der überwiegende Teil ließ jedoch schon aus den Formulierungen ihrer Schreiben erkennen, daß mensch lediglich an Sensationsgeschichten und keineswegs an Inhalten interessiert war. Andererseits wurde uns immer wieder ein politischer Anspruch abgesprochen. Die immer wiederkehrende Disqualifizierung als "Reisechaoten" oder "Gipfelhooligans" diente und dient vornehmlich dazu, einer inhaltlichen Auseinandersetzung aus dem Wege zu gehen. Wer diskutiert schon mit "stumpfen GewaltverbrecherInnen" ?
Wie wenig viele PreeseverteterInnen tatsächlich von der Bewegung verstanden haben, zeigt sich oftmals an ihrem eigenen Geschreibsel. So ist allein die Idee, vermeintliche Zentren der Verschwörung ausmachen zu wollen, angesichts einer erklärtermassen dezentralen Grasswurzelbewegung völig absurd. Die verkürzte Formulierung "Gobalisierungsgegner" verkennt völlig die Tatsache, daß die GegnerInnen der Organisationen der selbsternannten "global leaders" auf allen Kontinenten zu finden sind. Folgerichtig wird dann auch über teilweise massive Widerstandsaktionen in der sogenanten "dritten Welt" wenig bis gar nicht berichtet.
Und wenn der "Focus" auf seiner Homepage in der letzten Woche über einen EU-Gipfel in Genua berichtet, zeigt das überdeutlich, wie weit hier das den eigenen Federn entsprungende "Markwort des deutschen Journalismus" (ja, wir meinen das mit den Fakten) in die Tat umgesetzt wird.
What the hell did we expect ?
Mal ehrlich, was haben wir eigentlich erwartet? Daß die Presse in dieser Art und Weise agiert, liegt in der Haupteigenschaft der großen Medien begründet. Eine Zeitung ist nunmal zu allererst ein kapitalistisches Unternehmen und würde ansonsten ihre eigenen Strukturen in Frage stellen. Wie in jedem anderen Unternehmen steht auch hier der Gewinnasapekt im Mittelpunkt, der zu einem nicht unbeträchtlichen Teil von Einnahmen aus Annoncen bestimmt wird. Und wer bezahlt, bestimmt nun mal die Musik.
Um auf dem heiß umkämpften Pressemarkt konkurrenzfähig zu bleiben, ist es - wie in jedem anderen Unternehmen - unabdingbar, so billig wie möglich zu produzieren. Kaum eine Zeitung kann es sich daher leisten, überall präsent zu sein. So wird dann unbesehen abgeschrieben und in neuer Verpackung aufbereitet, was andere (vermeintlich) recherchiert haben. Auf diese Art ensteht dann jener Einheitsbrei von Lügen und Halbwahrheiten, dem wir uns ausgesetzt sehen.
Daran ändert auch die veränderte, kritischere Wahrnehmung eines Teils der Presse nach Genua nichts. Angesichts einer 6-stelligen Zahl von Protestierenden und unzähligen ZeugInnen ließ sich die Mär vom kleinen Haufen reisender Chaoten nicht mehr aufrechterhalten. Stattdessen sind Spaltungsversuche (zum Teil recht erfolgreich, wie sich in öffentlichen Diskussonen zeigt), in den Vordergrund getreten. Ein weiterer Grund für die differenziertere Sicht ist sicherlich auch die Tatsache, daß auch nicht wenige JournalistInnen von den Repressionen direkt betroffen waren oder sich zumindest vom Ausmaß der Übergriffe überrascht zeigten.Hämischerweise könnte mensch fast einigen Schmierfinken wie jenen vom Focus wünschen, selbst in die Fänge der italienischen Polizei gefallen zu sein. Leider ein Ding der Unmöglichkeit, offenbarte doch deren Geschreibsel, daß sie ihre Recherchen vornehmlich vom häuslichen Sofa aus betreiben (wenn der Begriff "Recherche" hier überhaupt Anwendung finden kann).
Trotz der offensichtlichen Schuld der Medienhatz an der tödlichen Eskalation von Genua (hat eigentlich irgendjemand nochmal was von dem ominösen Attentat im Vorfeld des G8- Gipfels gelesen ??? - nunja, derartiges hat ja gerade in Italien eine lange Tradition) suchen wir vergeblich nach selbstkritischen Stimmen.
Doch nicht nur die Presse heizte im Vorfeld mächtig ein. Fakt ist, daß Bundeskanzler Schröder politisch mitverantwortlich ist für die Ereignisse in Genua. Er forderte "mit allen Konsequenzen" vorzugehen und muß deshalb auch die Mitverantwortung für "alle Konsequenzen" tragen, auch weil er sehr genau wußte, an wen er diese Forderung stellte: Die Berlusconi-Regierung, die nach den Todesschüssen der Polizei und den Carabinieri für ihren lobenswerten Einsatz dankte und laut über Sonderurlaub für die beteiligten Cops nachdachte.
Auch der immer stärker verkanthernde Innenminister Schily, der hier als zweites Beispiel dienen soll, sprach einer Polizei das Vertrauen aus, in der ein Mann wie Filippo Ascierto, Feldwebel der Carabinieri und "Sicherheits-Experte" der aus der faschistischen MSI hervor gegangene Regierungspartei Alleanza Nazionale Verantwortung trägt, der in einem Radiointerview die Erschießung Carlo Guilianis folgendermaßen kommentierte: "Wäre jemand mit mehr Erfahrung an der Stelle jenes Carabinieri gewesen, hätte er mehr als einen umgelegt, denn juristisch war die Notwehrsituation ja gegeben."
Der Sozialdemonkrat Schily macht sich gemeinsam mit dem rechten italienischen Innenminister Scajola, dem politisch verantwortlichen für den Polizei-Terror von Genua, zum Vorreiter für eine "Anti-Krawall" Sonderpolizei in der Europäischen Union. Dubios sind seine Pläne für eine Europäische Datenbank, in der linke Aktivsten und Globalisierungsgegner verzeichnet werden. In dem er zweifelhafte Datensammlungen der Polizei über nicht einmal vorbestrafte Aktivisten an die Italienischen Behörden übermittelte, lieferte er friedliche Demonstranten der italienischen Polizei-Willkür regelrecht aus.
Kritische stimmen dazu in den Medien ? Fehlanzeige !
What would we have instead ?
Den nach wie vor besten Schutz vor Medienlügen bildet der "gesunde Menschenverstand". Aufgrund unserer eigenen Erfahrungen können wir viele Meldungen einschätzen und werten. Nehmen wir uns das Recht alles anzuzweifeln und auf die Frage, wem eine Nachricht nutzt, zu überprüfen!
Die zuverlässigste Quelle für Informationen sind noch immer Leute vor Ort, die wir persönlich kennen oder denen wir aufgrund von Erfahrungen vertrauen. Auch deshalb waren die Aktionen des Summer Of Resistance wichtig, boten sie doch exzellente Möglichkeiten, weltweite Kontakte zu knüpfen.( Das Gleiche gilt übrigens für die Gegenseite. Es ist nämlich nicht dasselbe, ob mensch sich in einer Onlinekonferenz austauscht, wie die Weltbank oder ob mensch im Umfeld des Gipfels persönlich zusammenkommt. Neben der Präsentation von Macht besteht hierin das eigentlich Interessante dieser in der Regel nach aussen hin meist ergebnislosen Treffen).
Die Schaffung eigener Informationsstrukturen ist eine wichtige Sache. Einrichtungen wie Indymedia sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es gilt jedoch ständig zu überprüfen, ob sich nicht neue Informationshierarchien bilden.
Zudem ist es wichtig, daß "unsere Medien" nicht nur die Mainstreamprese spiegeln, indem sie beständig eine inhaltlich korrigierende und das bestehende Informationsspektrum ergänzende Aufgabe wahrnehmen. Vielmehr muß es darum gehen, eigene Problematiken zu thematisieren und wieder verstärkt Utopien zu entwickeln und diskutieren.
Ein weiteres wichtiges Problem ist die Relevanz unserer Medien. Es gilt nicht nur den kleinen Kreis derer zu erreichen, die ohnehin schon auf unserer Seite stehen. Wenn in Göteborg die zunächst relativ positive Haltung der Bevölkerung gegenüber den AktivistInnnen in Haß umschlägt, weil ein Großteil der Menschen meint, wir seien nur gekommen, um "ihre" Innenstadt zu verwüsten, liegt noch vieles im Argen. Es wird in Zukunft noch wichtiger als bisher sein, Inhalte bereits im Vorfeld zu vermitteln.
Apropos Inhalte: In letzter Zeit haben wir inhaltliche Diskussionen und Öffentlichkeitsarbeit stäflich vernachlässigt. Das Feld der Gegengipfel wurde beispielsweise fast vollständig reformistischen NGOs oder Gruppen wie Attac überlassen. Hier gilt es, schnellstmöglich nachzuarbeiten und auch eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Thesen dieser Gruppen voranzutreiben. Vielleicht bietet die durch die Ereignisse von Genua kritischer gewordene Öffentlichkeit gerade jetzt gute Gelegenheit dazu.
Das Internet als relativ billiges und globales Medium zu nutzen ist wichtig und richtig. Es ist jedoch allgemein bekannt, daß die Freiheit, das Netz zu nutzen, nicht für alle gilt, und daß es Zugangsbeschränkungen gibt, die das Ergebnis unterschiedlicher gesellschaftlicher Teilhabemöglichkeiten sind. Angesichts des trügerischen Diskurses über die grenzenlosen Möglichkeiten des Internets, erscheint es angebracht, gelegentlich daran zu erinnern. Deshalb sollte es unter AktivistInnen wieder selbstverständlicher werden, wichtige Informationen, die mensch erhält, zu kopieren, weiterzuverteilen und zu verschicken. Oftmals unterschätzt wird auch die sehr aufwendige, aber wichtige Arbeit von ÜbersetzerInnen. Besonders in Zusammenhang mit Barcelona gab es hier starke Defizite.
Dennoch steht ausser Frage, das die Organisation großer internationaler Ereignisse, wie wir sie in diesem Sommer erlebt haben, ohne weltweite Vernetzung in diesem Umfang unmöglich gewesen wäre. Dies hat auch die Mainstream-Presse erkannt. Besonders breiten Raum nahm deshalb immer wieder die Mobilsierung über das Internet ein. Ein sicherlich ungewollter Nebeneffekt der Berichterstattung war in diesem Zusammenhang, daß sich die Zugriffszahlen auf dieGipfelsturm- Seite nach dem Beginn der Medienkampagne mehr als verdoppelt haben.
"Gegenüber "FOCUS" räumt Heiner Wegesin, Leiter des Brandenburger Verfassungsschutzes ein: "Die Krawalle hatten für uns ein echtes Überraschungsmoment, weil wir über den Mobilisierungseffekt der internetgestützen Kampagne erstaunt waren."
Auf das uns auch in Zukunft noch so manche Überraschung gelingt...
Die Großereignisse des Summer Of Resistance sind (fast) vorbei . Das erklärte erste Ziel unserer Website, zu den Gipfeln zu mobilisieren und im Vorfeld Informationen zu verbreiten ist - aus unserer Sicht - erfolgreich umgesetzt worden. Für die aktuelle Bericherstattung aus Genua verweisen wir auf die Seiten von Indymedia, die diese Aufgabe besser und umfangreicher bewältigen können als wir. Aktuelles aus Berlin und dem weiteren Umland findet Ihr nach wie vor bei uns, ebenso News zur Situation der Gefangenen in Genua und Göteborg. Dazu gibt es ab sofort die Möglichkeit, Videos aus dem Köpi Videoarchiv zur Verfügung zu stellen.
Für uns gilt es, auf dem Erreichten aufzubauen. Deshalb wird es weiterhin die Seite http://www.gipfelsturm.net geben. Auch in Zukunft wollen wir über anstehende Ereignisse (lokal wie international) informieren. Wir denken auch, daß es wichtig ist, sich noch mehr auf Inhalte zu konzentrieren.
Als erste Neuerung (neben der neuen Seitenstruktur) gibt es eine sich hoffentlich rasch vergrößernde Textsammlung zur globalen Entwicklung und antikapitalistischen Bewegungen. Für Kritik und Anregungen zu Struktur und Inhalt der Seite sind wir dankbar.
la lotta continua !
Sicherlich könnte mensch das Ganze lächelnd übergehen, zumal die "Artikel" erbärmlich bis gar nicht recherchiert wurden. Es steht aber zu befürchten, daß wir es mit einer neunen "Qualität" der Berichterstattung über eine erstarkende antikapitalistische Bewegung zu tun haben. Das Gegeninformationsbüro bezeichnet diese Strategie als Infowar. Die Ziele sind offensichtlich: Schon im Vorfeld soll massiv Stimmung gemacht werden. Zum einen sollen die aufgezeigten Horrorszenarien die einheimische Bevölkerung bereits lange vor den Ereignissen feindlich gegenüber den AktivistInnen stimmen, zum anderen sollen wir auch selbst abgeschreckt werden. Das dazu manchmal auch simple Flyer genügen, hat sich in Prag gezeigt. Insofern müssen sich große Teile der Presse den Vorwurf einer Mitschuld am Tod eines Demonstranten in Genua gefallen lassen.
Auch die versuchte Spaltung der Bewegung in friedliche DemonstrantInnen und "gewaltbereite Chaoten" ist eigentlich ein alter Hut. Hier zeigt sich jedoch ganz klar die Scheinheiligkeit vieler JournalistInnen, die Proteste nur dann wahrnehmen, wenn Steine fliegen. Im Vorfeld von Genua erhielten wir massig Presseanfragen. Der überwiegende Teil ließ jedoch schon aus den Formulierungen ihrer Schreiben erkennen, daß mensch lediglich an Sensationsgeschichten und keineswegs an Inhalten interessiert war. Andererseits wurde uns immer wieder ein politischer Anspruch abgesprochen. Die immer wiederkehrende Disqualifizierung als "Reisechaoten" oder "Gipfelhooligans" diente und dient vornehmlich dazu, einer inhaltlichen Auseinandersetzung aus dem Wege zu gehen. Wer diskutiert schon mit "stumpfen GewaltverbrecherInnen" ?
Wie wenig viele PreeseverteterInnen tatsächlich von der Bewegung verstanden haben, zeigt sich oftmals an ihrem eigenen Geschreibsel. So ist allein die Idee, vermeintliche Zentren der Verschwörung ausmachen zu wollen, angesichts einer erklärtermassen dezentralen Grasswurzelbewegung völig absurd. Die verkürzte Formulierung "Gobalisierungsgegner" verkennt völlig die Tatsache, daß die GegnerInnen der Organisationen der selbsternannten "global leaders" auf allen Kontinenten zu finden sind. Folgerichtig wird dann auch über teilweise massive Widerstandsaktionen in der sogenanten "dritten Welt" wenig bis gar nicht berichtet.
Und wenn der "Focus" auf seiner Homepage in der letzten Woche über einen EU-Gipfel in Genua berichtet, zeigt das überdeutlich, wie weit hier das den eigenen Federn entsprungende "Markwort des deutschen Journalismus" (ja, wir meinen das mit den Fakten) in die Tat umgesetzt wird.
What the hell did we expect ?
Mal ehrlich, was haben wir eigentlich erwartet? Daß die Presse in dieser Art und Weise agiert, liegt in der Haupteigenschaft der großen Medien begründet. Eine Zeitung ist nunmal zu allererst ein kapitalistisches Unternehmen und würde ansonsten ihre eigenen Strukturen in Frage stellen. Wie in jedem anderen Unternehmen steht auch hier der Gewinnasapekt im Mittelpunkt, der zu einem nicht unbeträchtlichen Teil von Einnahmen aus Annoncen bestimmt wird. Und wer bezahlt, bestimmt nun mal die Musik.
Um auf dem heiß umkämpften Pressemarkt konkurrenzfähig zu bleiben, ist es - wie in jedem anderen Unternehmen - unabdingbar, so billig wie möglich zu produzieren. Kaum eine Zeitung kann es sich daher leisten, überall präsent zu sein. So wird dann unbesehen abgeschrieben und in neuer Verpackung aufbereitet, was andere (vermeintlich) recherchiert haben. Auf diese Art ensteht dann jener Einheitsbrei von Lügen und Halbwahrheiten, dem wir uns ausgesetzt sehen.
Daran ändert auch die veränderte, kritischere Wahrnehmung eines Teils der Presse nach Genua nichts. Angesichts einer 6-stelligen Zahl von Protestierenden und unzähligen ZeugInnen ließ sich die Mär vom kleinen Haufen reisender Chaoten nicht mehr aufrechterhalten. Stattdessen sind Spaltungsversuche (zum Teil recht erfolgreich, wie sich in öffentlichen Diskussonen zeigt), in den Vordergrund getreten. Ein weiterer Grund für die differenziertere Sicht ist sicherlich auch die Tatsache, daß auch nicht wenige JournalistInnen von den Repressionen direkt betroffen waren oder sich zumindest vom Ausmaß der Übergriffe überrascht zeigten.Hämischerweise könnte mensch fast einigen Schmierfinken wie jenen vom Focus wünschen, selbst in die Fänge der italienischen Polizei gefallen zu sein. Leider ein Ding der Unmöglichkeit, offenbarte doch deren Geschreibsel, daß sie ihre Recherchen vornehmlich vom häuslichen Sofa aus betreiben (wenn der Begriff "Recherche" hier überhaupt Anwendung finden kann).
Trotz der offensichtlichen Schuld der Medienhatz an der tödlichen Eskalation von Genua (hat eigentlich irgendjemand nochmal was von dem ominösen Attentat im Vorfeld des G8- Gipfels gelesen ??? - nunja, derartiges hat ja gerade in Italien eine lange Tradition) suchen wir vergeblich nach selbstkritischen Stimmen.
Doch nicht nur die Presse heizte im Vorfeld mächtig ein. Fakt ist, daß Bundeskanzler Schröder politisch mitverantwortlich ist für die Ereignisse in Genua. Er forderte "mit allen Konsequenzen" vorzugehen und muß deshalb auch die Mitverantwortung für "alle Konsequenzen" tragen, auch weil er sehr genau wußte, an wen er diese Forderung stellte: Die Berlusconi-Regierung, die nach den Todesschüssen der Polizei und den Carabinieri für ihren lobenswerten Einsatz dankte und laut über Sonderurlaub für die beteiligten Cops nachdachte.
Auch der immer stärker verkanthernde Innenminister Schily, der hier als zweites Beispiel dienen soll, sprach einer Polizei das Vertrauen aus, in der ein Mann wie Filippo Ascierto, Feldwebel der Carabinieri und "Sicherheits-Experte" der aus der faschistischen MSI hervor gegangene Regierungspartei Alleanza Nazionale Verantwortung trägt, der in einem Radiointerview die Erschießung Carlo Guilianis folgendermaßen kommentierte: "Wäre jemand mit mehr Erfahrung an der Stelle jenes Carabinieri gewesen, hätte er mehr als einen umgelegt, denn juristisch war die Notwehrsituation ja gegeben."
Der Sozialdemonkrat Schily macht sich gemeinsam mit dem rechten italienischen Innenminister Scajola, dem politisch verantwortlichen für den Polizei-Terror von Genua, zum Vorreiter für eine "Anti-Krawall" Sonderpolizei in der Europäischen Union. Dubios sind seine Pläne für eine Europäische Datenbank, in der linke Aktivsten und Globalisierungsgegner verzeichnet werden. In dem er zweifelhafte Datensammlungen der Polizei über nicht einmal vorbestrafte Aktivisten an die Italienischen Behörden übermittelte, lieferte er friedliche Demonstranten der italienischen Polizei-Willkür regelrecht aus.
Kritische stimmen dazu in den Medien ? Fehlanzeige !
What would we have instead ?
Den nach wie vor besten Schutz vor Medienlügen bildet der "gesunde Menschenverstand". Aufgrund unserer eigenen Erfahrungen können wir viele Meldungen einschätzen und werten. Nehmen wir uns das Recht alles anzuzweifeln und auf die Frage, wem eine Nachricht nutzt, zu überprüfen!
Die zuverlässigste Quelle für Informationen sind noch immer Leute vor Ort, die wir persönlich kennen oder denen wir aufgrund von Erfahrungen vertrauen. Auch deshalb waren die Aktionen des Summer Of Resistance wichtig, boten sie doch exzellente Möglichkeiten, weltweite Kontakte zu knüpfen.( Das Gleiche gilt übrigens für die Gegenseite. Es ist nämlich nicht dasselbe, ob mensch sich in einer Onlinekonferenz austauscht, wie die Weltbank oder ob mensch im Umfeld des Gipfels persönlich zusammenkommt. Neben der Präsentation von Macht besteht hierin das eigentlich Interessante dieser in der Regel nach aussen hin meist ergebnislosen Treffen).
Die Schaffung eigener Informationsstrukturen ist eine wichtige Sache. Einrichtungen wie Indymedia sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es gilt jedoch ständig zu überprüfen, ob sich nicht neue Informationshierarchien bilden.
Zudem ist es wichtig, daß "unsere Medien" nicht nur die Mainstreamprese spiegeln, indem sie beständig eine inhaltlich korrigierende und das bestehende Informationsspektrum ergänzende Aufgabe wahrnehmen. Vielmehr muß es darum gehen, eigene Problematiken zu thematisieren und wieder verstärkt Utopien zu entwickeln und diskutieren.
Ein weiteres wichtiges Problem ist die Relevanz unserer Medien. Es gilt nicht nur den kleinen Kreis derer zu erreichen, die ohnehin schon auf unserer Seite stehen. Wenn in Göteborg die zunächst relativ positive Haltung der Bevölkerung gegenüber den AktivistInnnen in Haß umschlägt, weil ein Großteil der Menschen meint, wir seien nur gekommen, um "ihre" Innenstadt zu verwüsten, liegt noch vieles im Argen. Es wird in Zukunft noch wichtiger als bisher sein, Inhalte bereits im Vorfeld zu vermitteln.
Apropos Inhalte: In letzter Zeit haben wir inhaltliche Diskussionen und Öffentlichkeitsarbeit stäflich vernachlässigt. Das Feld der Gegengipfel wurde beispielsweise fast vollständig reformistischen NGOs oder Gruppen wie Attac überlassen. Hier gilt es, schnellstmöglich nachzuarbeiten und auch eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Thesen dieser Gruppen voranzutreiben. Vielleicht bietet die durch die Ereignisse von Genua kritischer gewordene Öffentlichkeit gerade jetzt gute Gelegenheit dazu.
Das Internet als relativ billiges und globales Medium zu nutzen ist wichtig und richtig. Es ist jedoch allgemein bekannt, daß die Freiheit, das Netz zu nutzen, nicht für alle gilt, und daß es Zugangsbeschränkungen gibt, die das Ergebnis unterschiedlicher gesellschaftlicher Teilhabemöglichkeiten sind. Angesichts des trügerischen Diskurses über die grenzenlosen Möglichkeiten des Internets, erscheint es angebracht, gelegentlich daran zu erinnern. Deshalb sollte es unter AktivistInnen wieder selbstverständlicher werden, wichtige Informationen, die mensch erhält, zu kopieren, weiterzuverteilen und zu verschicken. Oftmals unterschätzt wird auch die sehr aufwendige, aber wichtige Arbeit von ÜbersetzerInnen. Besonders in Zusammenhang mit Barcelona gab es hier starke Defizite.
Dennoch steht ausser Frage, das die Organisation großer internationaler Ereignisse, wie wir sie in diesem Sommer erlebt haben, ohne weltweite Vernetzung in diesem Umfang unmöglich gewesen wäre. Dies hat auch die Mainstream-Presse erkannt. Besonders breiten Raum nahm deshalb immer wieder die Mobilsierung über das Internet ein. Ein sicherlich ungewollter Nebeneffekt der Berichterstattung war in diesem Zusammenhang, daß sich die Zugriffszahlen auf dieGipfelsturm- Seite nach dem Beginn der Medienkampagne mehr als verdoppelt haben.
"Gegenüber "FOCUS" räumt Heiner Wegesin, Leiter des Brandenburger Verfassungsschutzes ein: "Die Krawalle hatten für uns ein echtes Überraschungsmoment, weil wir über den Mobilisierungseffekt der internetgestützen Kampagne erstaunt waren."
Auf das uns auch in Zukunft noch so manche Überraschung gelingt...
Die Großereignisse des Summer Of Resistance sind (fast) vorbei . Das erklärte erste Ziel unserer Website, zu den Gipfeln zu mobilisieren und im Vorfeld Informationen zu verbreiten ist - aus unserer Sicht - erfolgreich umgesetzt worden. Für die aktuelle Bericherstattung aus Genua verweisen wir auf die Seiten von Indymedia, die diese Aufgabe besser und umfangreicher bewältigen können als wir. Aktuelles aus Berlin und dem weiteren Umland findet Ihr nach wie vor bei uns, ebenso News zur Situation der Gefangenen in Genua und Göteborg. Dazu gibt es ab sofort die Möglichkeit, Videos aus dem Köpi Videoarchiv zur Verfügung zu stellen.
Für uns gilt es, auf dem Erreichten aufzubauen. Deshalb wird es weiterhin die Seite http://www.gipfelsturm.net geben. Auch in Zukunft wollen wir über anstehende Ereignisse (lokal wie international) informieren. Wir denken auch, daß es wichtig ist, sich noch mehr auf Inhalte zu konzentrieren.
Als erste Neuerung (neben der neuen Seitenstruktur) gibt es eine sich hoffentlich rasch vergrößernde Textsammlung zur globalen Entwicklung und antikapitalistischen Bewegungen. Für Kritik und Anregungen zu Struktur und Inhalt der Seite sind wir dankbar.
la lotta continua !
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
Der Summer Of Resistance...
top artikel!
Sehr Gutes Resume
Die Blätter strafen sich ja selbst Lügen
journalisten
>zumindest vom Ausmaß der Übergriffe überrascht zeigten.
Ich arbeite selbst bei den Medien (nicht als Journalist,mache relativ qualifizierte Drecksarbeit)
und mir ist bekannt ,dass sehr viele "Kollegen"krankenhausreif geprügelt wurden ,insbesondere diejenigen die Prügelorgien der carabineri gefilmt haben !!
Tatsache ist auch,dass es erheblich mehr Bilder gibt (von Fernsehteams aufgenommen)als letztendlich im TV gezeigt wurden!!!
es gibt druck "von oben" auf die Redaktionen was gewisse Aufnahmen angeht.Teilweise wurden Kameras und Equipment auch schon vor Ort von den carabineri zerstört!!
Auf der anderen Seite haben viele "Kollegen"auch die berühmte Schere im Kopf!!
joker
Die Schere über den "Submit" Button wäre gut
Vielleicht sollte mal ein Umzug auf einen anderen Server angedacht werden. Wir werden schliesslich immer mehr !
Die Schere über den "Submit" Button wäre gut
JOKER
Liebe Freude der Kommentarfunktion
"journalisten" zu löschen. Die Datensätze erhöhen den trafic der Seite zwar nicht besonders machen aben das lesen der Kommentare etwas unappetitlich. I hope you agree! Sorry!
Tss tsss
Internetzensur???????????
"Gegenüber "FOCUS" räumt Heiner Wegesin, Leiter des Brandenburger Verfassungsschutzes ein: "Die Krawalle hatten für uns ein echtes Überraschungsmoment, weil wir über den Mobilisierungseffekt der internetgestützen Kampagne erstaunt waren."
Dann bleibt wirklich zu hoffen, dass das auch so bleibt. Da bin ich allerdings skeptisch. Ich denke, gerade das Internet und Indymedia wird in Zukunft ein primärer Angriffspunkt von Staat und Geheimdienste werden.
Es währe z.B. denkbar, dass der Staat die Website von Indimedia unter einem nichtigen Vorwand sperren lässt. ("Aufforderung zur Gewalt") Entsprechede Zensursoftware ist vorhanden und wird z.B. in der VR China benutzt.
Wie die neuste Ausgabe der C´t (17/2001) berichtet, wird von den Geheimdiensten im europäischen Rahmen die Überwachung des Internet massiv vorangetrieben.
Die Telekommunikationsüberwachungsverordnung, die eine vollständige und unkontrollierte Überwachung des bundesdeutschen Intenets durch Polizei und Geheimdienste vorsieht ist ebenfalls wieder aufgetaucht und wird vermutlich am 1.1.2002 in Kraft treten.
In der letzten Zeit nehmen die Hausdurchsuchungen bei linken Internetprojeketen und AntifaschistInnen strak zu. Immer wird dann auch der Computer beschlagnahmt. Das offensichtliche Ziel ist es, hierdurch diese Prjekte zu zerschlagen.
Das Redaktionskollektiv von Indimendia sollte sich u.U. jetzt schon überlegen, was im Fall einer verstärkten Repression zu tun ist. Denn die wird sicher kommen.
Vs Brandenburg bald im web
Verlasst userere Welt Ihr Chaoten!
Der globale Kapitalismus ist positiv für den fleissigen Teil der Menschheit. Der Rest kann gehen.....
ausserdem
ZU: verlasst unsere Welt ihr Chaoten
MIR ist zumindest klar das dies nicht meine Welt ist. Aber Deine ist sie erst recht nicht.
Die Leute die ueberall auf Deiner Welt an Hunger sterben sind ja auch bloss zu faul. Klar.
Merkst Du ueberhaupt noch irgendetwas??
Oder bist Du nur Papagei der Dir induzierten Gedankengaenge??
zur medienberichterstattung
Aber wenn man nur in die Hier zitierten Blätter schaut:
Focus, Bild & Co kann man natuerlich auch wirklich nichts
erwarten. Aber Süddeutsche und Zeit haben ziemlich gut
geschrieben, die Zeit ist sogar sehr differenziert mit
der Gewaltfrage umgegangen und hat zugestanden, dass die
Antiglobalisierungsbewegung nur durch gewalttätige Aktionen wie Seattle und Nachfolgend in das Bewustsein der Weltöffentlichkeit drang, nachdem die beiden Blätter vorgelegt hatten, ist ja selbst der Spiegel wieder zu
einer differenzierenden Betrachtungsweise zurückgekehrt,
nachdem er in Ausgaben zuvor noch über die Ziellosigkeit
der Globalisierungsgegner herzog.
Medienberichterstattung
David
gewaltfreier Widerstand
Ich finde es feige und sehr armselig aus der deckung
tausender friedlicher, gewaltfreier demonstranten heraus die bullen anzugreifen und zuattackieren und sich anschliessend zurück hinter die peace-demonstranten zuflüchten,welche dann von den vorstürmenden bullen eins auf´s maul kriegen. Durch das hineintragen von millitanz in soziale bewegungen, wird deren mitgliedern, eine bestimmte Aktionsform aufgezwungen, gewiesser maßen.
Und allen die sagen wir möchten nix, mit krawallzwergen zutun haben wird aus der krawallecke sofort vorgeworfen sie würden sich entsolidarisieren!? da kann ich nur lachen!!
Die millitanten brauchen die friedfertigen Widerständler, um aus deren masse heraus agieren zukönnen!! dennoch haben sie nicht´s oder sehr wenig für sie über!! ich denke von daher brauchen wir erst gar nicht von entsolidarisierung sprechen..........
.....
Gewaltfreier Widerstand 2
Natuerlich sollte man sich von denen die wirklich nur kommen um krawall zumachen distanzieren, denn sie schaden der sache nur, aber man sollte alles immer differenziert sehen und sich ueberlegen ob ein grossteil der "gewaltaetigen chaoten" nicht nur durch die Presse so tituliert wurde. Falls man das nicht macht, wird die Zersplitterung der Bewegung schnell ereicht werden.
Gruss Mo
struktur der kommerziellen medien
Medien brauchen immer ein Thema
Worüber denn sonst? Etwa über INHALTE? Über das, was ihr eigentlich wollt? Ja was wollt ihr denn eigentlich? Wenn Euch alle Tageszeitungen eine Seite am Tag und jeder TV-Sender eine Stunde (20.15 bis 21.15) zur Verfügung stellen würdet, was würdet Ihr denn dann da überhaupt bringen?
Globalisierung ist Scheiße, Kapitalismus ist Scheiße, Staat ist Scheiße, Repression ist Scheiße, Nazis sind Scheiße, etc. Und das ímmer so weiter, eine Stunde lang.
Ihr habt doch gar nix zu sagen außer: Schaut mal mein Foto, was ich da für ein tolles Transparent gemalt habe! Geil was? Oder in Hintertupfingen-Ödenstedt haben die Bullen ein besetztes Haus geräumt und dabei meinem Freund den Arm auf den Rücken gedreht und sein neues Fahrrad verkratzt...
Seid ihr sicher, daß die aristokratische, geistliche, proletarische und "bürgerliche" Presse nicht mal was über Eure Inhalte schreiben würde, wenn ihr welche hättet?
Na denn....
Konzernpresse
Hause Springer (das übrigens in den 70ern mal etwas Widerstand zu spüren bekam) schießt mal wieder den Vogel in
Sachen Lügen und Pro-Faschistische Propaganda (die neue italienische Regierung sind die Guten) ab. dahinter noch
zwei kleinere Sachen zum Schmunzeln....
Hetzartikel in der Welt:
Italien wird die Gespenster von Genua nicht los
Globalisierungsgegner kündigt "Kampfphase" für den Herbst an - Parlament gespalten bei Reaktion
Von Rose-Marie Borngässer
Rom - Vier Wochen nach den blutigen Krawallen anlässlich des G-8-Gipfels halten die Gespenster von Genua Italien
weiter in Bann. Noch immer geht die Angst um. Und noch immer sind die Täter des jüngsten Bombenanschlags in
Venedig, bei dem der Justizpalast schwer beschädigt wurde, nicht gefasst. Schon vor dem G-8-Gipfel in Genua
waren in Mailand, Bologna und Treviso Sprengsätze explodiert. In Anrufen bekannte sich die Terrorgruppe "Brigate
Rosse" zu diesen Anschlägen. Ministerpräsident Silvio Berlusconi und Innenminister Claudio Scajola erhielten
Morddrohungen der linksextremistischen Organisation.
Den Spitzenpolitikern wurden Pistolenkugeln in Briefumschlägen zugeschickt. Ebenfalls in den Kuverts enthalten war
ein Flugblatt mit dem fünfzackigen Stern der "Roten Brigaden". Darin wurden die "Genossen" aufgerufen, die
Straßenschlachten aufzugeben und sich dem "bewaffneten Kampf" zu widmen. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.
Es wird befürchtet, dass sich militante und radikale Globalisierungsgegner mit der Terrorgruppe verbündet haben
könnten. Sie hatte Italien in den siebziger und achtziger Jahren in Angst und Schrecken versetzt. Die
Sicherheitsvorkehrungen vor öffentlichen Gebäuden im ganzen Land wurden erhöht. Über Rom kreisen Tag und Nacht
Polizei-Hubschrauber.
Aufrufe von Staatspräsident Scajola und den Präsidenten von Senat und Abgeordnetenkammer zum Zusammenhalt der
politischen Kräfte im Kampf gegen den Terrorismus stießen bei der Opposition auf taube Ohren. Die Linksdemokraten
unter Ex-Ministerpräsident Massimo D´Alema sehen im Nachhall von Genua offenbar eine günstige Gelegenheit zur
weiteren Schwächung der Berlusconi-Regierung. Auch Altkommunistenführer Fausto Bertinotti warnte davor, den
Aufrufen zu folgen und sich auf diese Weise Berlusconi zu unterwerfen. Die Grünen warfen der Regierung eine
"Kriminalisierung" der Proteste vor.
Die Globalisierungsgegner rüsten sich unterdessen für weitere Auseinandersetzungen mit der Polizei. Ihre Führer
haben zu Protesten anlässlich des anstehenden Nato-Gipfels in Neapel Ende September und zum
Welternährungsgipfel der FAO in Rom im November aufgerufen. So versprach Francesco Caruso, Anführer der "No
Global-Gruppe", in einem Interview mit der Turiner Tageszeitung "La Stampa" einen "neuen Krieg" in Neapel. Allgemein
heißt es unter Globalisierungsgegnern, dass im September "die Kampfphase beginnt".
Während die Bürgermeisterin von Neapel, Rosa Jervolina, ebenso wie der Präsident der Region Kampanien, Antonio
Bassolino, um die Stadt unter dem Vesuv bangen und für eine Verlegung oder Verschiebung dieses Gipfels
plädierten, verlautete aus Brüssel eine gegenteilige Empfehlung. Eine Regierung dürfe nicht vor der Gewalt zurück
weichen - so wird der EU-Kommissionsvorsitzende Romano Prodi in den italienischen Medien zitiert. Der Schock
über die Genua-Krawalle mit einem Toten und über 500 Verletzten sitzt allerdings so tief, dass Berlusconi das Risiko
einer Wiederholung offenbar nicht eingehen will. Statt im Königspalast von Neapel soll die geplante
Nato-Ministerkonferenz jetzt in einer abgeschirmten Militärakademie im Hinterland stattfinden.
Schwieriger fällt die Entscheidung über den Austragungsort der für Ende November vorgesehenen Konferenz der
UN-Organisation für Landwirtschaft und Entwicklung FAO. Hierzu werden Staats- und Regierungschefs aus 180
Ländern sowie UN-Generalsekretär Kofi Annan erwartet. Treffen dieser Art sind Prestigeveranstaltungen mit
Seltenheitswert in Rom. Zugleich ist die Stadt seit 50 Jahren der Sitz der FAO und alle großen Konferenzen der
Organisation haben bisher in der Metropole am Tiber stattgefunden. Dennoch strebt Berlusconi eine Verlegung des
riskanten Treffens nach Afrika an, Senegal und Ghana werden als mögliche Austragungsorte genannt.
oder noch besser: aus Nordkurier:
Der Gipfel-Protest in Deutschland scheine sich nun immer maher auf die Stadt Malchin zu konzentrieren, stellte
schließlich Rathaus-Sprecher..... fest
oder: Neue Luzerner Zeitung:
Warum schritt die Polizei nicht ein?
Am Montag fand in Luzern eine nicht bewilligte
Demonstration gegen die Polizeigewalt am G8-Gipfel
in Genua statt. Rund hundert Personen, darunter auch
einige Vermummte, gingen auf die Strasse.
Warum schritt die Polizei nicht ein?
Chomsky!!
Aber es gibt ja soviele Autoren, es gibt auch solche, die FÜR die Globalisierung sind (Adam Smith zum Beispiel). Ihr fahrt um die Welt mit euern Transparenten, und wenn man fragt, was ihr wollt, dann heißt es: Da gibts Bücher von Chomsky!
Was mich rührt, ist, daß ihr ja immer noch irgendwie daran glaubt, daß die Mediengewaltigen irgendwann dahin kommen werden, eure 5 Meter langen Transparente auch 1:1 auf einem fünf Meter großen Foto abzubilden. Das fändet ihr dann wohl gerecht.
Ihr könnt Euch nicht hinter Büchern verstecken, ihr müßt euch selber artikulieren können. Warum sollen die Medien über euch berichten, wenn Chomskys Bücher doch allesamt längst rezensiert worden sind. Wer seine Ansichten nicht artikuliert, muß natürlich auch keine Angst vor Kritik haben und kann sich immer im Recht fühlen. Außerdem wäre es ganz schön gemein gegenüber den Normalbürgern, ihnen euer Wissen, eure Erkenntnisse, eure Argumente einfach vorzuenthalten...
was soll das?
Blödes ´Rumgestänker!
Ist es nicht schizophren, sich einerseits über die "mangelnde Medienpräsenz" zu ärgern, und andererseits so allergisch auf jede Aufforderung zu reagieren, gerade diese Massenmedien mal für eure Zwecke einzuspannen? Aber dazu müsstet ihr mal etwas denken und euch mit der Logik des "Kapitalismus" und seiner Medienlandschaft auseinandersetzen. Bei euch heißt es immer nur: Die sind böse, profitgeil, die mögen uns nicht und unsere Bullen verhauen uns immer und ihre Medien finden das auch noch gut. Wie gemein die sind!
Wenn das eure ganze Theorie ist, dann kann aus eurer Bewegung natürlich nie was vernünftiges rumkommmen.
Bücherseite
Jeder, der ein gutes Buch kennt, soll eine Rezension schreiben.
Pressereform ?
Daher bin ich mir sicher, „daß die aristokratische, geistliche, proletarische und "bürgerliche" Presse nicht mal was über unsere Inhalte schreiben würde“ wie Globus hier nahezulegen versucht. Wenn er (oder sie) feststellst, die Presse schreibt vor allem darüber was „so los“ sei, stimmt das natürlich zu einem gewissen Teil. Die entscheidende Frage ist doch wohl aber WIE sie darüber berichtet.Und natürlich auch was sie weglässt.Erinnert sei nur an die 99er Anti-EU Proteste von Köln, wo immerhin 40 000 Leute demonstriert haben. Diese Proteste wurden von der Presse kaum erwähnt, wahrscheinlich weil sie nicht ins übliche „Randaleraster“ passten, oder um mit Globus` Worten zu sprechen, weil „nichts los“ war. Sicherlich gibt es auch eine gewisse Anzahl kritischer JournalistInnen, die mit Sicherheit nach den Ereignisen in Göteborg und Genua gestiegen sein dürfte.
Dennoch ist es recht naiv zu glauben, wirklich gravierende Veränderungen innerhalb der Mainstream- Medienstruktur zu erreichen.Wer von Antikapitalismus spricht kann nicht gleichzeitig ernsthaft an eine „Reformierbarkeit“ der Mainstreampresse glauben. Und statt uns hier alberne Forderungen wie die nach Abdruck irgendwelcher Transparente unterstellen zu lassen, sollten wir ernsthaft darüber nachdenken, wie wir unsere EIGENEN Medienstrukturen verbessern und effektiver nutzen können. Es wäre schön, wenn sich die Diskussion an dieser Stelle in diese Richtung entwickeln würde.
(Anti)Kapitalistische Pressereform?
1895 schrieben auch klerikale und aristokratische Zeitschriften über Marx; zwar ablehnend, aber doch so, daß man mehr oder weniger erfahren konnte, was Marxisten denken.
Der Mainstream ist kein monolithischer Block. Wenn der Euro um 5 cent fällt, wenn die DeutscheBank die Telekom-Aktie abschmieren läßt, dann geraten mehr Kräfte in Bewegung als auf allen euren Demonstrationen zusammengenommen.
Es gab Zeiten, wo man sagte: Nichts auf der Welt ist stärker, als die Idee, deren Zeit gekommen ist. Und eure Ideen sollten es nichtmal schaffen, ins Feuilleton der Süddeutschen zu kommen? Wie denn auch, sie schaffen es ja NICHT MAL AUF EURE EIGENE WEBSEITE (in der Staatsbibliothek es gibt ja Bücher von Chomsky...); Zum Thema der friedlichen Demo in Köln, über die "nicht berichtet wurde": Und wenn nun berichtet worden wäre? Was hättet ihr davon gehabt? Der Mainstreamleser hätte auch dann nichts darüber erfahren, WAS ihr eigentlich genau wollt, und weshalb eure Forderungen berechtigt sind.
Ihr seid so eitel und zugleich so sträflich bescheiden: Ihr wollt eure Riesendemo mit den Riesentransparenten auch riesig im Lokalblättchen abgedruckt sehen. IHr denkt ja genauso wie Marketingstrategen: Fünf Millionen Kunden (Demonstranten) können nicht irren. Und ansonsten kommt es nur aufs Firmenlogo an, das muß den Massen eingehämmert werden. Tja dann schaltet halt ne Anzeige...
Für statt Gegen
Das Dilemma der Linken ist, das die Mehrheit sich darüber definiert, wogegen sie ist. Wenigen sagen wofür sie sind. Da wo es passiert (etwa Gegengipfel) wird durch die Medien verschwiegen...
Visionen ausgetauscht und entwickelt. In den Medien wurde dies stets nur am Rande erwähnt. In Göteburg wurde
so ein Gegengipfel mit Gewalt verhindert (die haben Angst vor den Inhalten)
Aber gerade deshalb sollten wir unsere eigenen Informationskanäle nutzen, damit dies rüberkommt. Natürlich
können oft keine ausformulierten Programme und Systemanalysen angefertigt werden. Aber einige Sätze, die über
"Für den -ismus" hinausgehen sind schon drinne. Wenn ich mal wieder einen Artikel schreibe, werde ich versuchen
drauf zu achten....
Bitte kein schwarz und weiss
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DER SPIEGEL 35/2001
URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,152056,00.html
Demonstrationen
Morgens: Stiefel lecken
Bereitwillig schaffte das Bundeskriminalamt beim G-8-Gipfel Daten über Globalisierungskritiker nach Italien. Ist das europäische Innenpolitik oder Auslieferung an eine obrigkeitsstaatliche Justiz?
(...)
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Was könnte der Zeichner gemeint haben?
Ruhig nur ruhig mein Kind